4. Die Kosten drängen in den Vordergrund

Derweil ist das Private Banking zu einem «cost-cutting game» geworden. Unter Collardi ist es Julius Bär gelungen, den Aufwand vorab durch schnelles Volumenwachstum in Griff zu halten. Zuletzt sank die Kosten-Ertrags-Quote (CIR) auf 69 Prozent. Abgesehen von einem radikalen Schnitt nach dem Nationalbank-Entscheid von Anfang 2015 hat Collardi aber auf grossangelegte Sparanstrengungen verzichtet.

Umso mehr könnten solche Massnahmen in den Vordergrund rücken, zumal die Bank mit ihrem grossen Schweizer Kostenblock gegenüber dem starken Franken weiter exponiert ist.

5. Umgang mit den «kleinen Königen» will geübt sein

Über die Jahre haben Bär-Kundenberater mit grossen Büchern bankintern viel Einfluss gewonnen. Dies wurde offenbar dem ehemaligen Schweiz-Chef bei Julius Bär und möglichen Anwärter auf den CEO-Posten von Collardi, Barend Fruithof, zum Verhängnis. Dem Vernehmen nach habe Fruithof mit seiner direkten Art Kunden und Mitarbeiter brüskiert. Sein Tanz mit den «Bären» währte denn auch nur kurz.

Dies zeigt: Ein Aussenstehender hat es schwer, sich in der «Innenpolitik» von Julius Bär zurechtzufinden. Vor diesem Hintergrund ist auch die Personalie Hodler zu begreifen, der seit 1998 für die Bank tätig ist und die Sensibilitäten im Haus bestens kennt.

6. Was geschieht mit dem Glamour-Faktor?

Collardi hat Julius Bär nicht nur zu viel Wachstum verholfen, sondern auch zu Glamour. Das ist in der Welt der Schönen und Reichen, in der sich Private Banker bewegen, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Der scheidende CEO hat das gut verstanden; Collardi regte das Sponsoring für die «Formula E» an und etablierte die jährliche Gala im mondänen St. Tropez, bei der sich letztes Jahr sogar Popstar Madonna blicken liess.

Es muss sich noch zeigen, ob der Deutschschweizer Hodler ebenso leicht in die Rolle des charmanten Gastgebers zu schlüpfen vermag wie Collardi vor ihm.