Die IG Bank spürt im CFD-Geschäft hierzulande keine direkte Konkurrenz, wie CEO Fouad Bajjali im Interview mit finews.ch erklärt. Die im Unternehmen verankerte digitale Kultur verschaffe grosse Vorteile.
Herr Bajjali, die IG Bank bietet neuerdings die Möglichkeit, mit Kryptowährungen zu handeln. Hilft Ihnen der Bitcoin-Boom, sich in der Schweiz weiter zu etablieren?
Nicht wirklich, da wir nicht im Krypto- oder ICO-Business tätig sind. Wir bieten unseren Kunden jedoch die Möglichkeit, Bitcoin und Ethereum auf unserer Plattform zu handeln. Diese Produkte sind relativ komplex. Kunden können sich darum auf unserer Unternehmenswebseite über die Eigenschaften der Kryptowährungen und deren Umgang im Trading informieren.
Schweizer Trader galten bislang nicht als besonders affin für Ihr Hauptprodukt Contracts for Difference (CFD). Konnten Sie dieses Vorurteil in den vergangenen drei Jahren widerlegen?
Ich glaube nicht, dass Schweizer Trader keine Affinität zu CFDs haben. Ich glaube eher, dass es ihnen an regulierten Anbietern mit Fokus auf CFDs in der Schweiz fehlte, um das Produkt mit einem soliden, zuverlässigen Geschäftspartner zu handeln.
«Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu Unternehmen mit klassischem Online-Wertpapierhandel»
Schweizer Trader sind grundsätzlich aktiv und lassen sich nicht unbedingt von fremdfinanzierten OTC-Produkten entmutigen.
Wie hat sich die IG Bank in der Schweiz bezüglich Kundenzahl und Erträge entwickelt?
Wir haben bis dato einen positiven Geschäftsverlauf verzeichnet; mit steigenden Ertragszahlen insbesondere im Business mit institutionellen Kunden. Die IG Bank gehört zum Mutterunternehmen, der IG Group, mit mehr als 185'000 Kunden weltweit.
Der Schweizer Online-Trading-Markt schien bereits vor dem Eintritt der IG Bank gesättigt. Welches Differenzierungsmerkmal ist der Geschäftstreiber der IG Bank?
Dieser Aussage stimme ich nicht voll und ganz zu. Es mag zwar sicherlich grosse und respektable Anbieter im Online-Geschäft geben, ich bin jedoch der Meinung, dass unser CFD-Angebot wettbewerbsfähiger ist als jenes, das früher verfügbar war. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu Unternehmen mit klassischem Online-Wertpapierhandel.
«Es freut mich, dass wir dieses Umsatzziel bereits nach drei Jahren erreicht haben»
Wir sind in einem Nischenmarkt tätig, der angesichts der Natur unseres Produkts auf eine fokussierte Zielgruppe abzielt. Die Vielfalt der Produkte, die einfache und zuverlässige Handelsplattform, die auch «mobile» abrufbar ist, sowie unsere Kostenstruktur sind wichtige Faktoren, weshalb sich Schweizer für ein Konto bei IG Bank entscheiden.
Sie wollen institutionelle Kunden wie Privatbanken, Family Offices und Vermögensverwalter gewinnen. Ihre Hauptprodukte gelten aber als riskant. Wie vereint sich dies mit einer ausgewogenen Vermögensallokation?
Wir sehen in diesem Geschäftsfeld eine hohe Traktion – es war schon immer das Ziel, rund 30 bis 40 Prozent unseres Umsatzes in der Schweiz damit zu erwirtschaften. Es freut mich, dass wir dieses Umsatzziel nun bereits nach drei Jahren erreicht haben.
IG ging 1998 online, ist also ein Dinosaurier in der digitalen Finanzbranche. Geniessen Sie damit einen Vertrauensvorsprung gegenüber der Konkurrenz?
Ich denke, dass uns dies eine Führungsrolle in Bezug auf die Denkweise und den Fokus auf die Digitalisierung gegeben hat. Letzterer Aspekt ist bei uns omnipräsent. Ich bin seit elf Jahren bei der IG-Gruppe tätig – in dieser Zeit sind wir sehr weit gekommen. Wir setzen in vielen Fällen auf Automatisierung, unter stetiger Berücksichtigung der damit verbundenen gesetzlichen Bestimmungen.
«Für unsere Front-Office-Funktionen unterscheiden wir uns von Standard-Banken»
Wir binden unsere Kunden bei den spezifischen Tools und Produkten stets vor der entsprechenden Lancierung ein, um ein bestmögliches Kundenerlebnis sicherzustellen. Gegenüber anderen Unternehmen haben wir einen Vorteil, da die Mentalität im Bereich der Digitalisierung und Customer Experience in unserer Firma tief verwurzelt ist.
Hat die Digitalisierung der Branche den Investitionsdruck bei der IG Bank erhöht?
Aufgrund der oben genannten Gründe trifft dies nicht wirklich zu. Die Digitalisierung war schon immer der Schlüssel für unsere Entwicklung und unser Wachstum. Daher glaube ich nicht, dass der derzeitige Hype um Fintech unseren Modus Operandi verändert.
Was sind Ihre weiteren Ausbauziele in der Schweiz bezüglich Personal?
Ich denke nicht, dass wir die Mitarbeiterzahl drastisch erhöhen müssen – auch wenn der Umsatz, wie prognostiziert, wächst. Als wir vor drei Jahren die Banklizenz erhielten, haben wir in unsere Aufbau- und Ablauforganisation investiert, um möglichst kostengünstig zu sein und unseren Schweizer Kunden qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen zu liefern. Wir glauben, dass wir mit der aktuellen Struktur wachsen können, ohne die Anzahl Mitarbeitende drastisch zu erhöhen.
Welche Qualifikationen und Berufsgruppen sprechen Sie für Rekrutierungen an?
Das ist je nach Funktion unterschiedlich. In unseren Kontroll-Funktionen arbeiten Personen mit umfangreicher Erfahrung im Bankengeschäft, durchaus auch bei traditionellen Privatbanken.
Für unsere Sales- und Front-Office-Funktionen unterscheiden wir uns jedoch deutlich von Standard-Banken, da unser Ansatz bei der Kundenrekrutierung sehr unterschiedlich ist. So zeichnen sich die Kollegen des Vertriebsteams durch ihren vielfältigen beruflichen Hintergrund aus. Jedoch weisen auch sie alle Erfahrung im Finanzwesen, spezifisch im Trading auf.
Foud Bajjali ist CEO der IG Bank Schweiz, die seit 2014 in Genf ansässig ist. Das Unternehmen gehört zur IG Group, die in London an der Börse kotiert und weltweit im Online-Handel tätig ist. Gemäss eigenen Angaben ist die IG Group die Nummer eins für Contracts for Difference (CFD). Bajjali arbeitet seit 2006 für die IG Bank, zunächst in London und Singapur, dann in Spanien, bevor er nach Genf wechselte, um den Aufbau der Bank zu leiten.