Mit dem kürzlichen Anstieg der US-Währung fiel der Goldpreis unter die wichtige Unterstützung von 1'200 Dollar je Feinunze. Die Entwicklung im Greenback wird weiterhin bestimmend sein.
Von Christos Maloussis, Marktanalyst bei der IG Bank
Wie im vorangegangenen Beitrag aufgezeigt, war die Unterstützung der «Goldbullen» bei der psychologisch wichtigen Marke von 1'200 Dollar je Feinunze gross. Erst nachdem der Dollar-Index im Zuge der Türkeikrise den Widerstand bei 95,50 Punkten nach oben durchbrechen konnte, übernahmen die «Goldbären» die Überhand und sorgten für einen kräftigen Preisrutsch im Edelmetall.
Der Goldpreis fiel zügig bis auf ein neues Jahrestief bei 1'160 Dollar je Feinunze was auf vermehrte Stopauslösungen hindeutet. Dabei zeigt sich, dass der Goldpreis derzeit nicht fundamental getrieben ist, sondern von den Entwicklungen der US-Währung.
Zwar ist die Korrelation seit dem letzten Beitrag von -0.6320 auf nunmehr -0.6096 (Zeitraum: ein Jahr auf Tagesbasis) gefallen, jedoch bleibt die Abhängigkeit zur US-Währung überdurchschnittlich hoch. Nachdem die Türkeikrise etwas weniger die Schlagzeilen dominierte und der Dollar in der Folge wieder an Wert verlor, konnte sich auch der Goldkurs wieder bis über die wichtige Marke von 1'200 Dollar erholen.
Risikofaktor: Emerging Markets
Dabei ist die Türkeikrise alles andere als ausgestanden. Mittlerweile zahlt man für einen Dollar wieder 6.70 türkische Lira was nur noch unweit vom Allzeithoch liegt. Das Risiko einer Ausbreitung der Krise auf andere Emerging Markets wie Südafrika und Indien bleibt entsprechend hoch.
Insbesondere Indien, als ein Hauptimporteur von Gold, dürfte von den «Goldbullen» genau beobachtet werden. Auch die indische Rupie verlor in diesem Jahr gegenüber dem Dollar mehr als 12 Prozent an Wert.
Dies sollte einen negativen Einfluss auf die Nachfrage nach dem begehrten Edelmetall haben. Trotz der bald wieder beginnenden Hochzeitsaison in Indien, zu der traditionell Goldschmuck verschenkt wird, dürfte die physische Nachfrage lediglich eine Unterstützung beim Kampf gegen den starken Dollar darstellen – nicht jedoch ein wirkliches Gegengewicht sein.
Und als Nebeneffekt des Handelsdisputs zwischen den USA und China ist auch der Yuan seit dem Jahreswechsel um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen und könnte die chinesische Nachfrage nach dem Edelmetall auch belasten.
Technischer Ausblick
(Quelle: ProRealTime)
Egal ob man auf den Wochen- oder den Tageschart schaut, die Vorzeichen für Gold sind negativ. Im Tageschart hat sich zudem eine «bärische» Divergenz beim MACD-Indikator ausgebildet.
Sollte der Dollar-Index im Zuge der Emerging-Market-Krise und dem Handelskonflikt den Sprung über 96 Punkte schaffen, könnte ein erneuter Anlauf auf ein neues Jahreshoch bevorstehen. Spätestens dann sollte Gold ein neues Jahrestief markieren.
Ein positives Signal für Gold läge vor, wenn der Kurs den 50-Tage-EMA, der aktuell bei 1.217 Dollar liegt, nach oben durchkreuzt. Dies wäre jedoch erst möglich, wenn ein deutlicher Einbruch beim Dollar zu verzeichnen wäre, was aufgrund der Spannungen bei den Handelsfragen mit China, der positiven Vorgaben der US-Wirtschaft und der schwelenden Emerging-Market-Krise nur schwer vorstellbar sein dürfte.
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