Mit dem Fokus auf die Vermögensverwaltung hat sich die UBS in den letzten Jahren zum Vorbild für Grossbanken gemausert. Doch jetzt boomt das Investmentbanking wieder – und Präsident Axel Weber muss sich einige Fragen gefallen lassen.
Axel Weber hätte eigentlich Josef «Joe» Ackermann als CEO der Deutschen Bank beerben sollen, als der Schweizer 2012 nach einer Dekade an der Spitze des grössten Instituts des Nachbarlands zurücktrat. Doch es kam anders. Weber wurde Präsident der UBS. Und forcierte dort eine Strategie, die seither Furore macht: Rückbau des volatilen Investmentbanking und Fokus auf die Vermögensverwaltung.
Die «UBS-isierung» galt seither als Vorbild für Grossbanken weltweit. Die Schweizer Erzrivalin Credit Suisse (CS) hat die Strategie in groben Zügen übernommen – und unter Ex-UBS-Mann John Cryan hat sich auch die Deutsche Bank aufgemacht, ihr Vermögensverwaltungs-Geschäft zu stärken.
An Strahlkraft verloren
Doch bereits Ende letzten Jahres zeichnete sich ab, dass die Strategie Webers an Strahlkraft verliert. Der Grund: Das Investmentbanking brummt, insbesondere das volatile Handelsgeschäft mit Zinspapieren. Amerikanische Konkurrenten – und im geringeren Mass die CS und die Deutsche Bank – fahren dort eine reiche Ernte ein.
Gegenüber der deutschen Zeitung «Welt am Sonntag» (Artikel im Print) gab sich Weber jedoch unbeirrt. Die Zinsen würden sich global nicht so dramatisch ändern, wie viele derzeit glaubten – auch wenn die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel straffe, betonte der ehemaligen Bundesbanker. «Mehr als 3 Prozent am kurzen Ende halte ich für unwahrscheinlich. Das ist noch lange kein Umfeld, wo festverzinsliche Geschäfte im klassischen Sinne wieder richtig attraktiv werden», sagte Weber.
«100 Prozent die richtige Strategie»
UBS-CEO Sergio Ermotti, der seinen Präsidenten im Interview sekundierte, gab sich ebenfalls gelassen. Ja, im Investmentbanking herrsche gerade Euphorie, sagt er. Tatsächlich gebe es da mittlerweile Erträge. «Doch wenn ich mir die Eigenkapitalrenditen anschaue, bin ich nicht gerade beeindruckt. Ich bin mir sicher, dass wir nichts verpasst haben oder verpassen. Ich bin 100 Prozent sicher, dass wir die richtige Strategie haben», betonte Ermotti.
Dass die amerikanischen Konkurrenten gerade Reibach im Investmentbanking machen, nimmt auch Weber scheinbar auf die leichte Schulter.
Nicht von der Vergangenheit blenden lassen
«Uns geht es nicht darum, mit anderen US-Investmentbanken um die Anzahl der Deals zu konkurrieren. Wir sind der grösste globale Vermögensverwalter und haben in den USA mehr Mitarbeiter als Goldman Sachs, und unsere Investmentbank erlaubt uns, Synergien mit der Vermögensverwaltung zu realisieren», so Weber.
UBS-isierung – jetzt erst recht, lässt sich das Fazit aus den Worten der Bankspitze ziehen. Allerdings kommt es im Banking meistens anders als man denkt. Das weiss auch Weber und hält fest: «Wir dürfen uns von dem Erfolg der Vergangenheit nicht blenden lassen.»