Viele Vermögensverwalter haben nachhaltige Investments entdeckt, man könnte auch von einem Hype sprechen. Wie beurteilen Sie das?

Dass Nachhaltigkeit in der Finanzwelt langsam Mainstream wird, ist erfreulich. Aber einige machen es bloss zum Schein, indem man rasch irgendwelche Umwelt-Standards unterzeichnet oder auf die Schnelle ein paar Nachhaltigkeitskriterien definiert. Viele Anlagen werden als nachhaltig betrachtet, die es nach unseren Kriterien bei weitem nicht sind.

Von 5'000 börsenkotierten Firmen, die wir analysieren, schaffen es gerade mal 200 in unser Universum. Um zu überprüfen, ob eine Firma nachhaltig ist oder nicht, muss man Wissen in diversen Branchen aufbauen.

Die Biographien der Geschäftsleitungsmitglieder von Forma Futura sind sehr heterogen. Sie sind die einzige Bankerin.

Das stimmt. Das Forma-Futura-Team setzt sich unter anderem aus einem Philosophen, einer Elektroingenieurin, einem Biologen, einem Physiker und Theologen sowie Betriebs- und Volkswirten zusammen. Diese Interdisziplinarität braucht es, um Bewertungskriterien kontrovers und konstruktiv zu diskutieren.

Wir entwickeln auch laufend unsere Kriterien und nehmen neue hinzu. Seit Ende letzten Jahres bewerten wir Unternehmen beispielsweise auch bezüglich ihrer Steuertransparenz.

«Bloss ein gutes Gefühl ist mir zu wenig»

Sie legen alles nachhaltig an – ohne Ausnahme?

Ja. Im Gegensatz zu anderen Finanzplayern, die vielleicht ein Prozent aller Kundengelder in nachhaltigen Anlagen investieren und damit gross Werbung machen, sind bei uns alle Anlagen zu 100 Prozent nachhaltig investiert.

Nehmen Sie die Philanthropie. Sie ist gut, reicht aber nicht. Ein Unternehmen verdient Geld in irgendeiner Form, achtet womöglich die Menschenrechte nicht oder schert sich nicht um die Erhaltung der natürlichen Ressourcen. Doch mit den 10 Prozent des Gewinns macht der Unternehmer etwas Gutes und steckt es in Philanthropie-Investments einer Bank. Das gibt zwar ein gutes Gefühl, ist für mich aber zu wenig konsistent. Es geht um den Geldfluss an sich.

Wieviele Gelder sind denn global gesehen nach Ihren Kriterien nachhaltig investiert?

Derzeit sind es rund 10 Prozent der Gelder. Ich wünschte mir 25 Prozent. Dann könnten die anderen nicht mehr ausweichen.

Wie meinen Sie das?

Die Rockefeller-Foundation, der norwegische Staatsfonds, Versicherer wie Axa und Allianz sowie andere Grossunternehmen haben beschlossen, gänzlich aus Erdöl-Titeln rauszugehen. Das sind in etwa 3'500 Milliarden US-Dollar, die in den kommenden Jahren aus diesen Unternehmen fliessen werden. Das hat einen Effekt. So muss man die Entwicklung sehen und deshalb freue ich mich, dass die Grossbanken und andere Finanzinstitute nun beginnen, Nachhaltigkeits-Konzepte umzusetzen.

Rentieren denn nachhaltig ausgerichtete Firmen wirklich besser?

Das ist unsere Erfahrung. Firmen, die bei der Produktion alle Anspruchsgruppen miteinbeziehen, produzieren letztlich günstiger, und das wirkt sich wiederum stützend auf den Aktienkurs aus. Solche Firmen haben in der Regel eine gute Reputation, die sich positiv auf Kunden und Mitarbeitende auswirkt und auch bei der Rekrutierung frischer Talente hilft.

«Der Tesla ist mir zu gross»

In den letzten fünf Jahren haben wir in einem ausgewogenen Mandat eine kumulierte Rendite von rund 25 Prozent erwirtschaftet nach Abzug aller Kosten inklusive der Verrechnungssteuer. Das hat uns viele Neukunden gebracht. Ich hätte Forma Futura nie gegründet, wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, mit nachhaltigen Investments eine gleich gute oder bessere Rendite zu erwirtschaften im Vergleich zu konventionellen Anlagen.

Wie viele Kundengelder verwaltet Form Futura aktuell?

Die verwalteten Vermögen publizieren wir nicht. Wir gehören aber zu den 10 Prozent der grössten unabhängigen Vermögensverwalter bezüglich verwalteter Kundenvermögen in der Schweiz. Hinsichtlich der Mitarbeiteranzahl haben wir 2006 mit vier begonnen. Mittlerweile ist die Zahl auf 14 angewachsen.

Wie nachhaltig sind Sie eigentlich unterwegs? Fahren Sie einen Tesla?

Nein, aber ich habe ein GA. Der Tesla ist mir zu gross. Ich warte auf ein kleineres Modell. Ich versuche so zu leben, dass auch die Nachkommen Zugang zu einer gleich guten Lebensqualität haben, wie dies heute der Fall ist.


Antoinette Hunziker-Ebneter gründete 2006 zusammen mit Christian Kobler die auf nachhaltige Anlagen spezialisierte Vermögensverwaltung Forma Futura. Davor war sie während drei Jahren bei der der Zürcher Privatbank Julius Bär als Mitglied der Konzernleitung für den Handel und Verkauf tätig. Von 1995 bis 2002 leitete sie die Schweizer Börse SIX. Hunziker-Ebneter ist überdies Präsidentin des Verwaltungsrates der Berner Kantonalbank. Zudem engagiert sie sich als Beirätin von GetDiversity für die Diversität in Verwaltungsräten. Zudem ist sie Mitgründerin und Vize-Präsidentin der waterkiosk foundation, die den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Schwellenländern fördert.