Der Bruno-Manser-Fonds hat die Rolle von US-Filmstar Leonardo DiCaprio im Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hinterfragt und zielt nun auch auf die Zürcher Bank Julius Bär.

Rund eine Woche nachdem der Bruno-Manser-Fonds (BMF) vom US-Filmschauspieler Leonardo DiCaprio Transparenz über mögliche Geldbezüge aus korrupten Quellen des malaysischen Staatsfonds 1MDB gefordert hat, fordert die Organisation von der Schweizer Bank Julius Bär Informationen.

In ihrem seinerzeit publik gemachten Schreiben forderte der in Basel ansässige BMF DiCaprio auf, seine Gagen, die er aus dem Umfeld des 1MDB-Fonds erhalten hat, dem malaysischen Volk zurückzuzahlen und seine Beziehungen zu Personen wie Jho Low, Riza Aziz und Tan King Loong aus dem Umfeld von Malaysias Premierminister Najib Razak offenzulegen.

Was weiss Boris Collardi?

Im neusten Schreiben, das finews.ch vorliegt, hinterfragt der Bruno-Manser-Fonds die Beziehung zwischen Julius-Bär-Chef Boris Collardi und DiCaprios Wohltätigkeitsfonds, über den finews.ch auch schon berichtet hatte.

Wie erinnerlich, unterstützt Collardi prominent DiCaprio und liess sich im Rahmen der alljährlichen Spendengala seiner Umweltstiftung Leonardo DiCaprio Foundation (LDF) im mondänen St. Tropez gerne mit dem US-Filmstar ablichten. Der Banker und der Schauspieler kennen sich insofern auch gut, als dass sie beide in einem Beraterausschuss der Formula E sitzen, einer internationalen Rennserie mit elektrischen Autos, zu deren Hauptsponsoren Julius Bär gehört.

Auf Anfrage von finews.ch wollte ein Sprecher der Bank keine Stellung nehmen. Es bestehen bis heute auch keinerlei Hinweise darauf, dass DiCaprio oder Collardi etwas Unrechtmässiges getan hätten.

Finanzielle Verstrickungen

Julius Bär zählt nicht zu jenen Finanzinstituten, die im Korruptions- und Geldwäscherei-Skandal um 1MDB im Visier diverser Aufsichtsbehörden stehen, wie dies bei der UBS, der Tessiner BSI und der Falcon Private Bank der Fall ist.

In seinem jüngsten Schreiben will der BMF von Julius Bär wissen, ob die Bank irgendwelche Finanztransaktionen für DiCaprios Stiftung abgewickelt hat und was das Institut zu verhindern unternommen hat, dass möglicherweise illegale Gelder auf Julius-Bär-Konten gelandet seien.

«Wir sind besorgt, dass die mit Spendengeldern finanzierte Leonard DiCaprio Stiftung nicht den üblichen Transparenz-Standards bezüglich Umwelt- und Menschenrechten nachkommt», schreibt der BMF in seinem Brief.

Zweifelhafte Hintermänner

Die Schweizer Organisation wirft der LDF ausserdem vor, Gelder entgegengenommen zu haben, die offenbar aus dem Umfeld der Herren Aziz, Low und Loong stammten, wie aus US-Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Auf Grund der Gesetzeslage in der Schweiz ist es unmöglich herauszufinden, ob es tatsächlich weiterreichende finanzielle Verstrickungen zwischen der Bank und DiCaprios Stiftung gibt, die über die Spendengala hinausreichen.

Roy Liechtensteins Pinselstrich

Doch insgesamt ist es für einen Schweizer Banker (Collardi) eher ungewöhnlich, so enge Beziehungen zu einem US-Filmstar (DiCaprio) zu haben, dessen Oscar-nominierter Film «The Wolf of Wall Street» unter Verdacht der US-Behörden steht, mit illegal abgezweigten Mitteln aus dem 1MDB-Staatsfonds teilweise finanziert worden zu sein.

Für DiCaprio mutiert indessen seine nachweisliche Beziehung zu Aziz und Low zusehends zu einem irritierenden Reputationsproblem. In dem Zusammenhang will der BMF auch wissen, ob die 700'000 Dollar teure Skulptur «Brushstroke» des US-Künstlers Roy Liechtenstein für die Spendengala via Bank lief.

Ironie des Schicksals

DiCaprio ist auf Grund der Gesetzeslage nicht verpflichtet, irgendwelche finanziellen Details seiner Stiftung publik zu machen, da es sich dabei um eine Wohltätigkeitsorganisation handelt. Dennoch fordert der BMF die Bank Julius Bär dazu auf, DiCaprio dazu zu bewegen, mehr Licht in seine diesbezüglichen Aktivitäten zu bringen, namentlich was die Geldflüsse anbelangt.

Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass beide, der BMF als auch die LDF, sich dem gleichen Ziel verschrieben haben – nämlich den Regenwald in der malaysischen Region Sarawak zu erhalten und die darin lebenden Urvölker zu retten.

Vermutlich ermordet

Die Basler Organisation ist nach Bruno Manser benannt, einem Umwelt-Aktivisten, der seit dem Jahr 2000 im Regenwald von Borneo verscholllen ist. Vermutlich wurde der Ethnologe von Holzfällern ermordet.