Er war erfolgreich CEO bei Julius Bär. Als Investor brachte er EFG International gross raus. Nun versucht Boris Collardi sein Glück auch im Fussball. Sein Ziel ist es nicht weniger als den nächsten Kylian Mbappé zu finden.
Als Investor ist Boris Collardi mit EFG International äusserst erfolgreich. Innert zwei Jahren ist der Wert seines Anteils von 80 auf 140 Millionen Franken gestiegen. Jetzt will er dies zusammen mit weiteren Investoren auch im Fussballgeschäft erreichen. «Wir arbeiten daran, die Talentsuche auf eine elektronische Plattform zu verlagern und auf diese Weise zu demokratisieren», sagt er im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Zu den Investoren zählt unter anderem auch der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin.
Unter dem Namen Footbao haben sie in Brasilien ein soziales Netzwerk lanciert. Dieses zählt aktuell über 500 000 Benutzer. Bis Ende Jahr soll laut Collardi die Schwelle von einer Million erreicht werden. Auf der Plattform können junge, talentierte Spieler ihre Daten registrieren und eigene Videos hochladen.
Neuer Ansatz bei der Talentsuche
Demnächst will Collardi das System auf weitere Länder ausweiten. «Die wichtigste Aufgabe ist es, junge Talente zu finden. Doch wie entdecke ich den nächsten Kylian Mbappé? Bis heute gibt es dazu nur wenig bewährte Methoden, meistens läuft die Suche über Agenten. Genau hier setzt mein anderes Investment im Fussball an.»
Kylian Mbappé (Bild: Shutterstock)
Bereits erfolgreich mit dem Serie A-Klub Lecce
Der Fussball ist für Collardi kein unbekanntes Terrain. Er hält bereits eine Beteiligung am italienischen Fussballklub Lecce und konnte auch dort erste Akzente setzen. Kurz nach seinem Einstieg ist der Klub in die Serie A aufgestiegen und hält sich seither in der höchsten italienischen Liga. «Die Emotionen, die der Klub in ganz Apulien auslöst, sind schon eindrücklich», sagt Collardi.
Die Familie von Collardis Vaters stammt aus Lecce. Doch der Kontakt zu den Investoren sei eher zufällig entstanden, so Collardi: «Auch wenn sich Fussball finanziell nur selten lohnt, habe ich aus Leidenschaft zugesagt.»
«Wir haben die geringste Lohnsumme»
Gereizt hat ihn insbesondere, dass der Klub im Gegensatz zu den anderen italienischen Spitzenklubs nicht von Ausländern beherrscht wird, sondern von lokalen Personen. «Wir haben die geringste Lohnsumme in der Serie A und zeigen trotzdem überzeugenden Fussball.»
Collardi sieht weitere Banken-Zusammenschlüsse als unumgänglich
Zu den Gerüchten um einen möglichen Zusammenschluss von EFG International und Julius Bär sagte Collardi im Interview: «Gespräche finden immer statt, sei es zwischen EFG und Julius Bär oder mit anderen Banken. Man kennt sich, und man schätzt sich. Ich werde aber keine Gerüchte kommentieren.»
Zudem schliesst er aus, dass er wieder als CEO tätig sein wird. «Der Teil meiner Karriere, in der ich operativ tätig bin, ist vorbei. Es gibt energetischere Leute, die absolut kompetent sind, um einen solchen Job zu machen», so Collardi.
Weitere Zusammenschlüsse unter den Schweizer Banken sind für ihn aber unumgänglich. «Die Erträge der Banken sind seit über zehn Jahren unter Druck, die Branche wird sich konsolidieren. Als ich meine Karriere begann, gab es 300 Banken, jetzt sind es nur noch 100», sagt er.