Die Investmentbank der Credit Suisse büsst noch mehr von ihrem viel gerühmten Technologie-Know-how ein. Konkurrenten nutzen ganz offensichtlich die Turbulenzen bei der Grossbank aus.
Mittlerweile ist es nicht übertrieben, von einem Exodus zu sprechen. Seitdem auch finews.ch über den Abgang von fünf Technologie-Spezialisten bei der Investmentbank der Credit Suisse (CS) in San Friancisco berichtete, erlitt der Standort nahe dem IT-Mekka des Silicon Valley einen weiteren Aderlass.
Wie nämlich das Finanzportal «Yahoo Finance» berichtete, verlassen drei weitere, sehr erfahrene Kader das einst für seine Schlagkraft berühmte Westküsten-Team der CS-Investmentbank.
Dem Ex-Chef gefolgt
Gegenüber dem Portal kommentierte die CS die Abgänge nicht; es soll sich dabei aber um Wally Cheng, Christopher Nam und Jeremy Hux handeln. Cheng, spezialisert auf Fusionen und Übernahmen (M&A) im Halbleiterbereich, folgte offenbar seinem Ex-Chef Anthony Armstrong zur Morgan Stanley.
Armstrong amtete bei der CS Co-Chef M&A in den USA, bevor er letzten Oktober als Chef des Technologie-Investmentbankings zur amerikanischen Konkurrentin wechselte.
An der Seite von Imran Khan
Hux wiederum war globaler Leiter für die CS-Investmentbank-Aktivitäten im Cleantech-Bereich. Nam schliesslich, bis anhin Kader bei der Beratung von Internet-Unternehmen, wechselte zur japanischen Bank Mizuho, die ihre Aktivitäten in den USA agressiv ausbaut. Er hatte unter anderem den Börsengang des chinesischen Internet-Riesen Alibaba begleitet, zusammen mit dem «Zahlenzauberer» Imran Khan – der allerdings die Bank ebenfalls längst verlassen hat.
Die erneuten Wechsel legen nahe, dass Konkurrenten die Turbulenzen bei der Schweizer Grossbank eiskalt ausnutzen, um Talente zu sich zu locken. Das fällt angesichts der drohenden Abbau-Pläne bei der CS-Investmentbank nicht allzu schwer. So hat CEO Tidjane Thiam letzten März angekündigt, in den Investmentbank-Divisionen 2'000 zusätzliche Stellen abzubauen; bis Ende Jahr soll der Personalbestand um insgesamt 3'500 Stellen reduziert werden.
Arg zerpflückt
Dass nun das viel gerühmte Technologie-Team in San Francisco nun nachgerade zerpflückt wird, dürfte schmerzlich für die CS sein – schliesslich stellt sich das Institut gerne als innovativste Grossbank dar.
Der CS bleibt derweil nicht viel übrig, als mit Neuanstellungen dagegenzuhalten. So heuerten die Schweizer Marco Chisaro als Managing Director im Bereich M&A für San Francisco an. Chisaro kommt von Mubadala, dem Entwicklungsfonds des Emirats Abu Dhabi. Das sind zugewandte Orte: Mit Mubadala unterhält die Grossbank seit 2008 eine Partnerschaft im Privatmarkt-Bereich.