Spärliches Neugeld und explodierende Kosten machen den Schweizer Privatbanken schwer zu schaffen. Laut einer neuen Studie hatte die Branche aber bisher noch Glück im Unglück. Das könnte sich ändern.

Berater mögen es nicht besonders, wenn sie in ihren Voraussagen widerlegt werden. Axel Oliver Sarnitz (Bild unten) ist genau das passiert: Der Partner des deutschen Beratungsunternehmens zeb musste anlässlich einer am Mittwoch präsentierten Private Banking Studie zugeben, dass seine Experten im Jahr 2012 mit ihren Prognosen für die Branche ziemlich daneben gelegen hatten.

Entgegen der Annahme von zeb hatten die Schweizer Privatbanken nämlich den Schwenker zur «Weissgeldstrategie» weit besser verkraftet als erwartet. Das abfliessende Schwarzgeld hätten die Institute, so stellte Sarnitz mit einer guten Portion Selbstironie fest, mehr als kompensiert.

Womit sein Team vor drei Jahren nicht rechnete: Die Börsen kamen den Schweizer Privatbanken in unerwarteter Weise zuhilfe. In den für die Transformation kritischen Jahren zwischen 2010 und 2014 hob die den Finanzmärkten geschuldete Wertsteigerung die Kundenvermögen um 300 Milliarden auf 2'550 Milliarden Franken. Das Neugeld hingegen steuerte nur einen Drittel zur Vermehrung der Asset-Basis bei, so zeb.

Sarnitz 500

Von China im Stich gelassen

«Die Marktbedingungen in den fraglichen Jahren haben den Schweizer Privatbanken massiv geholfen», stellte Sarnitz anlässlich einer Pressekonferenz zur Studie fest. Doch auf diese Hilfe, so der Berater, könne sich die Branche künftig nicht mehr verlassen.

Abflachendes Wachstum in den Schwellenländern, fehlende Impulse in den USA, die latente Schuldenkrise in Europa sowie geopolitische Konflikte liessen fürchten, dass die Börsen weit weniger hergäben als bisher. «Wir sehen von dorther keine grosse Unterstützung mehr», resümiert der deutsche Bankenspezialist.

Maliziöserweise setzt nun das in der Schweiz von Heinz Rubin geführte Beratungsunternehmen genau dort mit einer neuerlichen Prognose ein. Was wäre, fragt zeb, wenn bis ins Jahr 2020 die Börsen kaum noch etwas hergäben – während Kosten und Nettoneugelder stagnierten und das Bankmanagement die Hände in den Schoss legte?

Auf dünnem Eis

Die Antwort: Die Marge, schon durch den Frankenschock von Januar unter Druck geraten, würde nochmals deutlich fallen. Für die 20 von zeb untersuchten Privatbanken bedeutete dies, dass nur noch deren vier über eine «gesunde» Ergebnismarge (Bruttogewinn im Verhältnis zu den Kundengeldern) von mehr als 20 Basispunkten verfügten.

Wird gar ein Bärenmarkt mit Buchverlusten von 10 Prozent in den nächsten fünf Jahren angenommen, fällt das Bild nochmals düsterer aus. Nur noch zwei von 20 Privatbanken operierten der Studie zufolge dann noch nachhaltig rentabel.

«Die Banken stehen auf dünnem Eis», folgert zeb-Partner Sarnitz. Frei nach dem Börsen-Guru Warren Buffett liesse sich auch sagen: Wenn die Ebbe kommt, stehen die meisten Schweizer Private Banker ohne Badehose da.

Jede dritte Bank bleibt auf der Strecke

Laut zeb hat für die Branche deshalb ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Die Geschäftsmodelle müssten «wetterfest» gemacht werden – eine Aufgabe, bei der die Berater den Banken natürlich gerne beispringen möchten.

Zeb empfiehlt den Instituten etwa, sich mit ihrem Geschäftsmodell von der Masse abzusetzen, die Komplexität des Geschäfts zu reduzieren und nicht zuletzt auch die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Doch Sarnitz selber gibt zu, dass das nicht wenige Player überfordern wird: Wie andere Beratungsunternehmen rechnet zeb damit, dass binnen fünf Jahren ein Drittel aller Schweizer Privatbanken verschwunden ist.

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