Die Kluft zwischen den Privatbanken in der Schweiz wächst. Während es einigen Instituten gelingt, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen, steht es schlecht um das Gros der Branche.
Auch dieses Jahr hat die Beratungs- und Revisionsfirma KPMG Schweiz gemeinsam mit der Universität St. Gallen in der Schweiz tätige Privatbanken auf Rentabilität und Effizienz hin untersucht.
Die Resultate sind ernüchternd. Das Wichtigste vorab: Einer kleinen Gruppe von Finanzinstituten gelingt es, sich unter den neuen Rahmenbedingungen zu behaupten; alle anderen Banken dürften über kurz oder lang vor der Existenzfrage stehen.
Branche im Wandel
Die KPMG erwartet, dass in den nächsten drei Jahren weitere rund 30 Prozent der Schweizer Privatbanken durch Übernahmen oder Liquidationen vom Markt verschwinden werden. Entsprechend wird sich die Anzahl Privatbanken von heute 130 auf weniger als 100 reduzieren, wie es in der am Dienstag präsentierten Studie «Clarity On Performance of Swiss Private Banks – The Widening Gap» heisst.
Umgekehrt zeigt die Erhebung auch, dass jene Banken, die bedeutende Übernahmen getätigt haben, bereits in den zwei Jahren nach der Akquisition eine signifikante Steigerung der Eigenkapitalrentabilität sowie des Umsatzes pro Mitarbeiter verzeichnen konnten. Die sechs wichtigsten Erkenntnisse der Studie im Überblick:
1. Zwischen Angriff oder Kapitulation
Insbesondere auf kleinere Finanzinstitute hat der Druck dieses Jahr weiter zugenommen. Sie müssen eine klare Entscheidung treffen: Entweder sie verlassen den Markt oder passen ihre Geschäftsmodelle an. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, um notwendige Änderungen umzusetzen, sagt Christian Hintermann, Leiter Advisory Financial Services bei KPMG. Insgesamt seien viele Banken weiterhin unentschlossen; es fehle ihnen trotz anhaltend rückläufiger Entwicklung eine klare Strategie.
2. Flaute bei Verkäufen und Übernahmen
Während 2014 zahlreiche M&A-Transkationen abgeschlossen wurden, kam es in den ersten sieben Monaten dieses Jahres zu einer Flaute, wie es in der Studie weiter heisst. Dies primär auf Grund eines Mangels an Verkäufern sowie weiterhin auf käuferseitige Bedenken hinsichtlich nicht einschätzbarer Risiken in Zusammenhang mit nicht deklarierten Kundengeldern und nicht mehr akzeptierten Geschäftspraktiken.
3. Schwache Neugeld-Zuflüsse
Dass die verwalteten Kundenvermögen im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent gewachsen sind, war ein Ergebnis positiver Marktentwicklungen und eines erstarkenden Dollar. Der Netto- Neugeldzufluss machte dagegen bescheidene 0,5 Prozent der Vermögenswerte aus.
Hier zeigt sich besonders gut, wie sich die Spreu vom Weizen trennt: Banken der Gruppen «Strong Performers» und «Turnaround completed» verzeichneten 2014 Nettozuflüsse von insgesamt 24,9 Milliarden Schweizer Franken. Banken der Gruppen «Decline stabilized» und «Continuing Decline» verzeichneten dagegen Nettoabflüsse von 17,9 Milliarden Franken.
4. Tiefe Eigenkapitalrenditen – operative Verluste
Der teilweise schwache Zufluss an Kundengeldern macht sich letztlich auch unter dem Strich bemerkbar respektive schlägt sich auf die Rentabilität nieder, wie aus der Studie weiter ersichtlich wird. Mit einem Medianwert von 3,5 Prozent blieben die Eigenkapitalrenditen weiterhin auf einem bescheidenen Niveau und konnten auch 2014 nicht wesentlich verbessert werden.
Rund 80 Prozent der untersuchten Privatbanken erzielten letztes Jahr eine Rendite von unter 8 prozent. Nur die «Strong Performers» erzielten mit über 9 Prozent eine angemessene Rendite. Die meisten Banken in der Gruppe «Continuing Decline» erzielten dagegen operative Verluste.
5. Effiziente und weniger effiziente Mitarbeiter
Die erfolgreichen Banke, also die «Strong Performers», erzielten vergangenes Jahr einen Umsatz von 585‘000 Schweizer Franken pro vollbeschäftigten Mitarbeitenden; Banken der Gruppe «Continuing Declince» 357‘000 Franken. Die Anzahl Mitarbeitenden pro Milliarde Schweizer Franken verwalteter Kundenvermögen war bei den übrigen Banken mit 26 Vollbeschäftigten nahezu doppelt so hoch wie bei den «Strong Performers», die einen Wert von knapp 15 Vollbeschäftigten vorweisen.
6. Neuer CEO schafft auch keine Wunder
Interessant ist schliesslich auch diese Erkenntnis: Über ein Drittel der untersuchten Privatbanken haben in den letzten neun Jahren mindestens zweimal den CEO ausgetauscht – was ihre Ertragslage in den zwei Jahren nach dem Wechsel in vielen Fällen nicht verbessert hat. Es spricht deshalb wenig dafür, dass sich das Ergebnis einer Privatbank nur durch einen Wechsel an der Führungsspitze verbessern lässt, wie es in der Studie heisst.
Finanzinstitute, die ihren CEO in den vergangenen neun Jahren gar nicht oder nur einmal ausgetauscht haben, verzeichneten höhere Eigenkapitalrenditen als Banken, die einen solchen Wechsel zweimal oder noch häufiger vollzogen.
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