Heerscharen von Analysten zerbrechen sich den Kopf darüber, warum der Goldpreis nach seinem Absturz nicht wieder gestiegen ist. Milton Berg hat eine einfache Erklärung: Mit einer Unze Gold könne man zurzeit zu viel Schokolade kaufen.
Wie findet die Preisbildung von Gold statt? Was sind die treibenden Faktoren? Angebot und Nachfrage? Inflationsängste? Schlecht laufende Börsen? Keiner dieser Ansätze genügt, um einen «fairen Wert» für Gold zu bestimmen. Keiner dieser Erklärungsansätze konnte wirklich Aufschluss darüber bieten, warum der 2011 erfolgte Absturz des Goldes bislang nicht von einer nachhaltigen Erholung gefolgt wurde.
Einen anderen, eher ungewöhnlichen Ansatz zur Preisfindung und eine einfache Erklärung für die anhaltenden Gold-Baisse hat aber Milton Berg (Bild), Gründer und CEO des Researchunternehmens MB Adivsors, kürzlich in einer Sendung mit Bloomberg-TV geliefert.
«Wenn man mit einer Unze Gold viele Sachen kaufen kann, dann ist das Edelmetall zu teuer. Wenn man nur wenige Sachen kaufen kann, dann ist es zu billig», sagte Berg den etwas verdutzten Moderatoren. Und zurzeit sei Gold noch immer zu teuer.
Den einen Wert mit dem anderen vergleichen
Berg ist ein Rohstoff-Profi, der in seiner fast 40-jährigen Analysten-Karriere auch für Hedgefonds-Grössen wie George Soros und Stanley Druckenmiller gearbeitet hat.
Seine auf obige Aussage reduziertes Rezept zur Preisfindung von Gold ist in der Analyse eigentlich eine gängige Methode: Man vergleicht den Preis eines Gutes mit dem Preis eines anderen.
Wieviele Unzen Schokolade sind es?
Kann man den Vergleich über eine lange Zeitreihe ziehen, ergeben sich Muster und Erkenntnisse zu einer Art fairen Bewertung. Andere Analysten nutzen dafür beispielsweise den Rohstoff-Index, den Ölpreis oder auch den US-Immobilienpreisindex.
Nicht so Milton Berg. Er ermittelt den fairen Goldpreis durch einen Vergleich mit einem Hershey-Schokoladenriegel. Konkret: Bis ins Jahr 1919 hat er untersucht, wieviele Unzen Hershey-Schokolade man mit einer Unze Gold kaufen kann.
Die Grafik macht die Preisschwankungen deutlich: Ende der 1980er Jahre und im September 2011 notierte Gold auf Rekordpreisen. Gemäss Bergs Methode konnte man dannzumal mit einer Unze Gold jeweils 2850 Unzen Hershey-Schokolade kaufen. «Da war Gold jeweils völlig überwertet», so Berg.
Während in den 1960-er Jahren der Hershey-Kauf mittels Gold ein schlechtes Geschäft war: Man bekam zum Tief gerademal 462 Unzen Schokolade. «Damals war Gold krass unterbewertet», so Bergs Folgerung.
Bärenmarkt hält an
Und was heisst das nun für Anleger? Sie sollen sich laut Berg am «fairen Wert» von Gold orientieren. Und der liegt – gemessen am Median-Vergleich mit der Hershey-Schokolade – bei 950 Dollar. «Der Bärenmarkt wird anhalten», ist sich Berg darum sicher. Weil die Märkte immer überreagierten, werde der Preis noch deutlich unter die 950-Dollar-Marke fallen.
Sein Tipp: Langfristig orientierte Anleger sollen warten, bis der Preis in der Region von 700 Dollar oder tiefer liegt. Kurzfristige Anleger könnten hingegen auf einen kurzen Gold-Rebound setzen, der zu erwarten sei. Die Erklärung für diese Prognose liefert Berg auch: Noch nie seien so viele Hedgefonds short in Gold gewesen.