Eine weitere Premiere im Fintech-Bereich: Als erstes Schweizer Finanzinstitut lanciert die Basellandschaftliche Kantonalbank in zweieinhalb Wochen eine Crowdlending-Plattform, wie Recherchen von finews.ch ergaben. CEO Beat Oberlin sagt auch gleich, was er sich davon verspricht.
«Wir lancieren unsere Crowdlending-Plattform am 23. Juli», sagt Beat Oberlin (Bild oben), CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank, erstmals im Gespräch mit finews.ch.
Damit ist die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) das erste Schweizer Finanzinstitut überhaupt, das neben dem bereits seit 2014 bestehenden Crowdfunding bald auch Crowdlending anbietet.
Das Crowdlending-Angebot richtet sich ausschliesslich an Schweizer Firmen, die seit mindestens drei Jahren existieren. Die maximale Laufzeit eines Kredits beträgt drei Jahre. Entwickelt wurde die Plattform von der Swisscom. Doch, worum geht es dabei genau?
Zinssatz im Auktionsverfahren
Wenn eine Firma Geld für ein Projekt benötigt, so kann sie künftigt dieses auf der Crowdlending-Plattform platzieren. Die Höhe des Betrages – das Minimum liegt bei 20'000 Franken, das Maximum bei 100'000 Franken – sowie den Zinssatz wählt die Firma selber.
Nach Ablauf eines Monats werden die Geldgeber mit den jeweils tiefsten Zinsangeboten berücksichtigt, wobei die Anzahl an Geldgebern auf 20 beschränkt ist.
Neue Kunden besser verstehen
«Die BLKB nimmt dabei keinerlei Kreditrisiken auf, sondern beschränkt sich einzig auf die Vermittlung», präzisiert BLKB-Chef Oberlin. Zudem schaut die Bank, ob das Projekt mit den definierten Richtlinien kompatibel ist und übernimmt vollumfänglich Abwicklung und Administration. Dafür verlangt sie eine einmalige Gebühr, die 3 Prozent des Kreditbetrages beträgt.
Das Crowdlending der BLKB ergänzt die bereits bestehende Crowdfundig-Plattform, die laut Oberlin schon in kurzer Zeit auf eine über den Erwartungen liegende Nachfrage gestossen ist.
Mit den beiden Online-Angeboten will die Bank vor allem neue Kundengruppen ansprechen und die Bedürfnisse bisher nicht erfasster Kundengruppen besser zu verstehen. «Wir glauben, mit diesen Fähigkeiten interessante Partnerschaften eingehen zu können», sagt Oberlin.
Auf Augenhöhe mit den Glarnern
Im Bereich Crowdfunding und -lending nimmt die BLKB sozusagen eine Pionierrolle in der Schweiz ein. Ein Prädikat, das man bislang her der Glarner Kantonalbank (GLKB) zusprach. Doch offenbar bleibt nichts, wie es ist.
Wie Oberlin gegenüber finews.ch weiter erklärt, geht seine Bank schon seit längerem den digitalen Weg. So können bei der BLKB Hypotheken bereits seit mehr als vier Jahren online über ihren Vertriebspartner Swissquote abgeschlossen werden. Die GLKB lancierte ihren viel gepriesenen Hypomat im Gegensatz dazu erst im September 2012.
Und: «Den Mitarbeitern der BLKB stehen schon seit längerem alle Social-Media-Kanäle offen», betont Oberlin, der seit zehn Jahren an der Spitze der Kantonalbank steht. Der GLKB-Chef Hanspeter Rhyner hatte einen solchen Beschluss erst unlängst in einem Interview mit finews.ch angekündigt.
Der Kunde hat die Wahl
Die beiden Plattformen sind Teil der 2013 angepassten Unternehmenstrategie «Futuro». Dabei orientiert sich die Bank verstärkt an der Konsumgüterindustrie und stellt das Verhalten der BLKB-Kunden gezielt ins Zentrum.
Konkret heisst das: Der Kunde soll selber entscheiden können, über welchen Kanal er sein Produkt oder seine Dienstleistung beziehen will – sei es über den Berater, das Telefon, den e-Kanal oder über alternative Distributionskanäle wie eben auch eine Crowdlending-Plattform.
Neue Köpfe für die neue Strategie
Im neu formierten Bankrat der BLKB ist die strategische Neuausrichtung seit diesem Monat auch deutlich erkennbar: So hat die Bank kürzlich mit Erica Dubach Spiegler (Bild oben) eine Spezialistin für die Umsetzung der digitalen Strategie im Bereich Retail- und Konsumgüterindustrie in das Aufsichtsgremium gewählt.
Ebenfalls Einzug in den Bankrat hielten per Anfang Juli 2015 Nadine Jermann (Bild oben), Marketingspezialistin aus der Konsumgüterindustrie, und Marco Primavesi (Bild unten), Spezialist in den Bereichen IT und Prozessmanagement. Sie sollen ebenfalls dazu beitragen, dass die Expanisonsschritte im digitalen Bereich bald von Erfolg gekrönt sind.