Die Kioskbetreiberin Valora und die Glarner Kantonalbank werden bereits im Herbst das erste Online-Finanzprodukt lancieren. Doch bei der Zusammenarbeit geht es um viel mehr, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Es geht Schlag auf Schlag. Erst letzte Woche berichtete finews.ch exklusiv über eine neue Partnerschaft der Kiosk-Betreiberin und der Glarner Kantonalbank (GLKB). Am Dienstag kündigte das ungewöhnliche Gespann nun eine strategische Zusammenarbeit im Bereich digitale Finanzdienstleistungen an – und die Gründung einer Fintech-Firma.
Die bob Finance AG (Bild oben) mit Sitz in Zürich wird demzufolge das ausführende Instrument der Zusammenarbeit. Wie es heisst, wird das Unternehmen sich auf die Entwicklung, Vermarktung und den Vertrieb von Finanzdienstleistungen im Online- und Mobilbereich konzentrieren und soll so digital affine Kunden ansprechen. Die GLKB ist der Finanzierungspartner von bob Finance hinsichtlich eines dieser Finanzprodukte.
Doch das ist nicht alles, wie Hilmar Scheel (Bild) im Gespräch mit finews.ch durchblicken lässt. Als Leiter des «Valora Lab» ist Scheel gleichzeitig auch Chef des eben aus der Taufe gehobenen Unternehmens.
15 Spezialisten angeheuert
Laut Scheel hat ein eigens angeworbenes Team von rund 15 Finanz- und Technologie-Spezialisten die Arbeiten bei der Valora-Tochterfirma bereits aufgenommen. «Ein erstes Angebot im Bereich Konsumkredite soll im dritten Quartal 2015 lanciert werden», sagt der Valora-Innovationschef auf Anfrage.
Die Produktentwicklung geschehe in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerfirmen, so Scheel weiter. Dazu gehörten unter anderem der Fintech-Spezialist additiv und eben die GLKB.
Doch Scheel blickt – aus der Warte von Valora – bereits weiter. «Wir sehen unser Engagement im Finanzbereich als langfristige Strategie, in deren Rahmen Angebote wie Produkte noch stark ausgebaut werden können.»
Hypotheken am Kiosk?
Also gibt’s bald Sparkonti und Hypotheken am Kiosk? Dazu hält sich Scheel bedeckt.
Sicher sei indes, dass die Schlangen am Kiosk aufgrund der Produkte von bob Finance nicht länger werden soll. «Ein grosser Teil der Beratung und des Verkaufs wird demnach online geschehen, um die Internet-affine Kundschaft anzusprechen.» Das Verkaufsstellen-Netzwerk der Valora wird in einem ersten Anlauf vorwiegend für Marketingzwecke dienen.
Im Sinne eines nachhaltigen Angebots würden dabei auch die Sorgfaltspflichten sehr ernst genommen, verspricht Scheel.
Wie wichtig die Kiosk-Kette als zentrales Marketing- und Informationsinstrument für die geplanten Online-Finanzprodukte ist, unterstreicht Hanspeter Rhyner, seines Zeichens Chef der GLKB.
Physische Komponente als Trumpf
«Die physische Komponente ist auch im Online-Banking weiterhin sehr wichtig. Umso attraktiver ist das weite Netz von Valora-Kiosken in der Deutsch- und Westschweiz für die Vermarktung allfälliger Produkte», so Rhyner (Bild links) gegenüber finews.ch. Vorläufig engagiert sich seine GLKB allein in der Finanzierung der neuen Finanzprodukte von bob Finance.
Aber auch Rhyner tönt auf Anfrage an, dass daraus mehr werden könnte. Ein Vertrieb von GLKB-Produkten über das Valora-Netz – etwa die bekannten -OMAT-Angebote – sei bisher zwar nicht geplant, sagt der Banken-CEO. Aber zumindest denkbar.
Und ebenso sei es im Rahmen der strategischen Partnerschaft vorstellbar, «mittelfristig weitere Bankdienstleistungen anzubieten», so Rhyner. Das gesamte Schweizer Retail-Banking wird gespannt zuschauen.