In der Schweizer Finanzbranche entsteht ein neuer Riese: Exklusive Recherchen von finews.ch haben ergeben, dass die Firma Valora ihr landesweites Kiosknetz für Konsumkreditgeschäfte nutzen will.

Die Pläne von Valora sind schon weit gediehen. Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, steigt die grösste Kioskbetreiberin der Schweiz ins Finanzdienstleistungsgeschäft ein. Der Plan: Valora will den Kunden Konsumkredite anbieten.

Das ist ein Frontalangriff auf die bisherigen Platzhirsche für Privatkredite: Cembra Money Bank, Bank Now der Credit Suisse, Migrosbank und Cashgate. Diese vier Unternehmen teilten sich bislang rund 80 Prozent des Kreditbestandes in der Schweiz.

Riesiges Vertriebsnetz bereits vorhanden

Valora will sich ein Stück dieses Kuchens holen. Das Kalkül: Mit einem Kiosknetz von über 900 Filialen in der Schweiz und täglich hunderttausenden Kundenkontakten ist eine Vertriebsstruktur bereits vorhanden.

Entwickelt und geführt wird der neue Finanzarm der Valora von Hilmar Scheel, bislang Chef des Valora Lab. Im Handelsregister ist die Tochtergesellschaft bereits unter dem Namen Almond Retail Services AG eingetragen. Geschäftszweck: Das Erbringen von Dienstleistungen in den Bereichen Finanzierung an Retailkunden in der Schweiz.

An ihren Kiosken bietet Valora bereits einige Finanzdienstleistungen wie Geldtransfer und Kartengeschäfte an. Im Frühling hatte Valora-Chef Michael Mueller von einem Ausbau dieser Dienstleistungen gesprochen, aber keine weiteren Angaben gemacht.

Was Valora jetzt vorhat, ist ein eigentlicher Vorstoss ins Banking. Denn für das Kreditgeschäft wäre eine entsprechende Banklizenz notwendig.

Glarner Kantonalbank mit an Bord

Eine solche soll Valora aber nicht beantragt haben, wie weitere Recherchen ergaben. Das ist auch nicht notwendig: Denn Valora soll mit der Glarner Kantonalbank einen Partner für ihren Vorstoss ins Finanzgeschäft gefunden haben.

Die Glarner Kantonalbank hat die Lizenz und sie hat die Bilanz, die für das Kreditgeschäft notwendig ist. Ein Sprecher der Bank wollte auf Anfrage von finews.ch keinen Kommentar abgeben. Auch eine Stellungnahme von Valora ist noch ausstehend.

Auch Cornèr Bank macht mit

Eine Verbindung zwischen Valora und Glarner Kantonalbank gibt es zusätzlich: Die ganze technologische Entwicklung für Valora baut das Zürcher Fintech-Unternehmen Additiv. Dieses hat schon den vielgelobten «Investomat» für die Glarner Kantonalbank gebaut – ein digitales Tool für individuelles Portfoliomanagement.

Ein weiterer Baustein in den Valora-Plänen ist die Cornèr Bank in Lugano, mit der Valora bereits eine Kooperation unterhält. Seit 2013 werden an den Kiosken aufladbare Prepaid-Kreditkarten angeboten.

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