Die Digitalisierung fordert erste Opfer. So will die Zürcher Kantonalbank in den nächsten Monaten ihr Geschäftsstellen-Netz offenbar massiv ausdünnen, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
An einer Versammlung vor Behördenvertretern von Zürcher Gemeinden im vergangenen März tönten es oberste Verantwortliche der Zürcher Kantonalbank (ZKB) bereits an: Noch dieses Jahr würden diverse Filialen auf dem Kantonsgebiet geschlossen, warnten sie die Politiker.
Wie Recherchen von finews.ch nun ergeben haben, sind diese Pläne bereits weit gediehen. Wie mehrere von einander unabhängige Quellen berichten, sollen bis zu einem Drittel der momentan rund 80 ZKB-Filialen auf Kantonsgebiet geschlossen werden. Das Los falle vorab auf jene Institute, in denen keine Vermögensberatung angeboten werde.
Auf Anfrage von finews.ch gab sich die ZKB zurückhaltend bezüglich dieser Abbaumassnahmen – dementierte sie aber nicht. «Sollte es zu allfälligen weiteren Anpassungen im Filialnetz kommen, wird die ZKB die Öffentlichkeit zeitnah informieren», erklärte ein Sprecher der Bank.
Digitalisierung fordert Opfer
Gleichzeitig nennt die Bank aber die Gründe für eine mögliche Ausdünnung des Filialnetzes gleich selber. Die ZKB richte sich «konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden aus», so der Sprecher. Ausschlaggebend sei etwa der Trend zur Digitalisierung. «Nicht alle Bankkunden sind gewillt, für eine einfache Geldüberweisung am Schalter anzustehen. Sie bevorzugen eine Palette von Dienstleistungen – zeit- und ortsunabhängig», sagte der ZKB-Mann.
Diese Transformation bedeute jedoch keine umfassende Ablösung der physischen Standorte, sondern vielmehr eine Ergänzung zwischen physischen und digitalen Kanälen, beteuerte der Sprecher weiter. Wichtig sei in dem Zusammenhang, dass die Bank auch in Zukunft das dichteste Filial- und Automatennetz im Kanton Zürich aufweisen werde. Die ZKB unterhält zurzeit neben ihren Filialen 300 Geldautomaten auf dem Kantonsgebiet.
Springt die Postfinance bei?
Zu möglichen Entlassungen im Zusammenhang mit der Schliessung von Geschäftsstellen wollte sich die ZKB nicht äussern. Hingegen unterstrich der Sprecher, dass die im gesetzlichen Leistungsauftrags geforderte Zahlungsversorgung im Kanton auch inskünftig sichergestellt würde.
Wie das gehen soll, berichteten die Kenner der Abbaupläne gegenüber finews.ch ebenfalls. So werde die ZKB die Konkurrentin Postfinance beauftragen, etwa über das Mittel von Zahlungsanweisungen den Zahlungsverkehr in den von Schliessungen betroffenen Gemeinden zu gewährleisten. Ein Sprecher bei Postfinance wollte sich dazu auf Anfrage nicht äussern.