Die Übernahme von Coutts International durch die Union Bancaire Privée ist ein Indiz dafür, dass die Preise für Kundengelder nach einer langjährigen Baisse wieder anziehen.
Rund neun Monate lang suchte die Royal Bank of Scottland (RBS) einen Gemahl für ihre Tochter Coutts. Nun hat sie ihn gefunden. Es ist die Union Bancaire Privée (UBP), wie die beteiligten Institute am Freitagmorgen mitteilten; dies, nachdem die Nachricht in Finanzkreisen bereits schon früher in dieser Woche durchgesickert war, wie auch finews.ch berichtete.
Der Verkauf umfasst das Geschäft in der Schweiz, Monaco, im Nahen Osten, in Singapur und Hongkong mit verwalteten Vermögen von mehr als 30 Milliarden Franken, wie die UBP am Freitag weiter mitteilte.
Wie eine Achterbahnfahrt
Einen Kaufpreis nannte die Bank nicht genannt, laut Branchenkreisen bewegt sich dieser aber zwischen 600 bis 800 Millionen Franken. Setzt man diese Werte nun in Verhältnis zu den verwalteten Vermögen ergibt sich eine Prämie von 2 bis 2,7 Prozent. Diese Kennzahl liefert einen Hinweis darauf, ob eine Privatbank beim Kauf teuer oder günstig ist.
Der Blick in die jüngere M&A-Geschichte zeigt: Die Entwicklung der Preise gleicht einer Achterbahnfahrt. So wurden Ende der neunziger Jahre Prämien von bis zu 5 Prozent für Privatbanken bezahlt. Ein Beispiel dafür ist 1999 der Kauf der Banca del Gottardo durch die Swiss Life. Damals wurde eine Prämie von 4,8 Prozent für die Assets under Management (AuM) bezahlt.
Mit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende rauschten die Preise für Privatbanken auf teils unter 2 Prozent und bis zur Finanzkrise kletterten die Preise wieder gegen 3 Prozent.
Jagd auf Steuersünder
Die Finanzkrise löste auch eine Regulierungsflut aus, und es wurde zur weltweiten Jagd auf Steuersünder geblasen. Da viele Geldhäuser mehrheitlich unversteuerte Gelder in den Büchern hatten, wurden Übernahmen unattraktiv. Die Folge: Für vereinzelte Transaktionen lag das erwähnte Verhältnis unter ein Prozent.
Mit der fortschreitenden Bereinigung der unversteuerten Gelder erholten sich die Preise wieder. Ein Indiz dafür ist die mutmassliche Prämie von 2 bis 2,7 Prozent für die Coutts-Übernahme.
Prämien verdoppelt
Zudem haben sich 2014 die Preise für Kundengelder im Rahmen zwischen 20 und 50 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr auf 1,9 Prozent verdoppelt (vgl. Grafik), wie einem Bericht der Researchfirma Scorpio zu entnehmen ist.
Aus dem Report geht weiter hervor, dass von 2008 bis 2014 weltweit 368 M&A-Deals im Privatbankensektor über die Bühne gingen mit einem Transaktionsvolumen von 2'200 Milliarden Dollar. Die durchschnittliche Prämie betrug dabei 2,1 Prozent.