Die Schweizer Privatbank Bellerive geht den Gerüchten um die Goldpreis-Manipulationen der Zentralbanken nach und kommt zu überraschenden Erkenntnissen, weshalb der Kurs des gelben Edelmetalls schwächelt.
Viele Goldexperten aus aller Welt sind überzeugt: Stark fallende Goldpreise sind auf gezielte Interventionen der Zentralbanken zurückzuführen. Zentralbanken wollten die Kontrolle über das Papiergeldsystem nicht verlieren, so die Argumentation.
Doch was steckt dahinter? Eigentlich gar nichts, sagt Thomas Steinemann (Bild), Investmentchef bei der Zürcher Privatbank Bellerive, im aktuellen Anlagebrief «Streiflicht».
Denn die Zentralbanken erhöhten 2014 ihre Nachfrage um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch fiel der Goldpreis im gleichen Zeitraum um 20 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich bereits 2013 (vgl. Tabelle).
(Quelle: World Gold Council, Privatbank Bellerive)
Mit diesem einfachen Angebot-Nachfrage-Modell kommt Steinemann zum interessanten Schluss: «Hätten die Zentralbanken 2014 nicht zusätzlich Gold gekauft, wäre der Preis noch stärker rückläufig gewesen.»
Seine Begründung der Goldpreisschwäche ab 2013: Einem stabilen Angebot stehe eine abnehmende Nachfrage besonders aus China und Indien gegenüber – im Prinzip wie beim Öl.
Was bleibt für den Anleger?
Steinemann zieht auch gleich ein Fazit für die Anleger: Es sei davon auszugehen, dass die Minenproduktion 2015, die stets mit einer Zeitverzögerung reagiere, sich an die geringere Nachfrage anpassen werde.
Kurzum: «Bleibt die Nachfrage 2015 stabil, so würde dies einen festeren Goldpreis ergeben. Setzt sich hingegen der bisherige Trend der vergangenen Jahre und einer schwächeren Nachfrage fort, ist bestenfalls mit einer Seitwärtsbewegung des Goldpreises zu rechnen», so das Urteil von Thomas Steinemann.