Die Nachricht von Barend Fruithofs Abgang bei der Credit Suisse schlug am Donnerstag wie eine Bombe in der Branche ein. Wie ist dieses Powerplay zu deuten?
Eine Zeitlang wurde er gar als Anwärter für den Chefposten der Credit Suisse in der Schweiz gehandelt. Doch daraus wurde nichts, obschon er in den vergangenen Jahren mit seinem Bereich Corporate & Institutional Business (C&IC) stets einen substanziellen Beitrag ans Gesamtergebnis des Konzerns leistete.
Doch offenbar lebte man sich auseinander, selbst wenn das weder die Verantwortlichen der Credit Suisse (CS) noch Barend Fruithof so bestätigen würden. Ohnehin waren beide Seiten am Donnerstag für eine über die interne Mitteilung hinausreichende Stellungnahme nicht zu erreichen.
Getrübte Perspektiven
Aus dem Umfeld der Credit Suisse respektive dem Umfeld Fruithofs war am Donnerstag zu hören, dass er sich zunehmend schwer damit getan habe, dass das Schweizer Geschäft an Bedeutung verliere und man die Bilanz noch erheblich weiter herunterfahren wolle. Dadurch hätten sich die internen Perspektiven zunehmend getrübt.
Von anderer Stelle war zu vernehmen, und diese Vorwürfe sind nicht besonders neu, dass bei der CS an allen Ecken und Enden gespart werde. Zudem operiere die Führung teilweise orientierungslos – die Strategie bleibe unklar. Unmittelbar angesprochen ist damit Hans-Ulrich Meister, seines Zeichens der oberste Chef des Bereichs Private & Wealth Management, dem auch der Bereich C&IC mit seinen rund 1'800 Mitarbeitern unterstellt ist.
Antwort auf Vorwürfe
Die am Donnerstag intern angekündigte Absicht, die Credit Suisse auch in der Schweiz verstärkt als «Bank für Unternehmer» zu positionieren, kann vor diesem Hintergrund als Antwort auf die erwähnten Vorwürfe gedeutet werden.
Dabei soll der langjährige Kundenmann und Vizepräsident des Zürcher Bankenverbands (ZBV), André Helfenstein, die Verantwortung für dieses Ansinnen tragen. Mit John Häfelfinger als sein Stellvertreter rückt zusätzlich ein Mann weiter nach oben, der mit seiner Einheit «Transportation & Global Finance» tatsächlich zu den wichtigsten «Ertragsgeneratoren» innerhalb der CS-Schweiz gehört und seit 20 Jahren im Sold der Credit Suisse steht.
Ziele verfehlt
Allerdings ist es ebenso eine Tatsache, dass sich die CS schon verschiedentlich «neu erfunden» hat – nicht zuletzt auch den Bereich C&IC. Vor gut zwei Jahren hiess es bereits, eine Restukturierung dieser Division solle zu einer Steigerung des Gewinnbeitrags von 5 Prozent beitragen, wie finews.ch berichtete. Offenbar wurde dieses Ziel aber nicht erreicht, so dass nun ein neuerliches Revirement nötig wurde.
Tatsächlich sieht sich die CS – wie alle anderen Banken auch – mit einer enormen Regulationsflut konfrontiert. Das führt zwangsläufig zu steigenden Kosten, was wiederum eine weitere Reduktion der Bilanz erforderlich macht – gleichzeitig ein wichtiger Kritikpunkt aus dem Umfeld Fruithofs. Doch nur mit solchen Massnahmen dürfte sich mittelfristig die Eigenkapitalrendite steigern lassen.
Keine Bank in der Bank
Vor allem aber will die CS, wie schon früher zu vernehmen war, den Bereich C&IC nicht länger sozusagen als «Bank in der Bank» geführt sehen, sondern als integrativen Bestandteil eines Finanzkonzerns, der im Gegensatz zur UBS nach wie vor ein grosses Gewicht aufs Investmentbanking legt. Denn davon verspricht man sich offenbar noch grössere Synergien als in der Vergangenheit.
Diese Beträge, die je nach Berechnungsart derzeit brutto zwischen 2,5 Milliarden Franken und 3,5 Milliarden Franken betragen, will die CS über die nächsten Jahre nach Möglichkeit verdoppeln.
Verschiedene Jobangebote
Das sind ehrgeizige Ziele, die fortan ohne den 47-jährigen Barend Fruithof erreicht werden sollen. Offenbar soll der in Finanzkreisen recht umtriebige, aber auch beliebte Bankmanager immer wieder zum Teil höchst attraktive Jobangebote erhalten haben.
Nun habe er sich entschlossen, eine Auszeit zu nehmen, um anschliessend eine neue Herausforderung anzunehmen. Das dürfte in etwa sechs Monaten der Fall sein, wie aus seinem Umfeld zu vernehmen ist.