Auslandsbanken suchen reihenweise den Exit aus dem Schweizer Private Banking. Nicht so die britische Barclays: Sie hat mit ihrer hiesigen Tochter einiges vor.
Commerzbank, ABN Amro, Lloyds Private Banking, Morgan Stanley und wohl bald auch Coutts International: Die Liste der Auslandsbanken, die in den letzten Jahren und Monaten den Exit aus dem Schweizer Private Banking gewählt und ihre hiesigen Töchter verkauft haben, wird lang und länger.
Doch es gibt auch jene Auslandsbanken, die fest entschlossen, das in der Schweiz gewonnene Terrain zu verteidigen. Dazu gehört etwa die amerikanische J.P. Morgan, die eisern Gerüchte dementiert, dass ihr 1000 Mann starkes Private Banking in der Schweiz zum Verkauf stehe. Und da ist die britische Barclays, deren Schweiz-Chef Francesco Grosoli (Bild links) an einem Pressegespräch heute Donnerstag dasselbe tat.
Strategischer Hub
«Die Schweiz bleibt ein Hub von grösster strategischer Bedeutung für das Wealth Management von Barclays», versicherte Grosoli. Der italienischstämmige Private-Banker, der seine Karriere bei der (inzwischen ebenfalls verkauften) Banca della Svizzera Italiana (BSI) begonnen hatte, legt sogar noch einen drauf: Die Barclays Bank (Suisse), wie die Privatbank-Tochter in der Schweiz heisst, sei weiter auf Suche nach neuem Personal, um die rund 15 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen zu vergrössern.
Solche Bekenntnisse klingen gut; doch Barclays zeigte in der Vergangenheit, dass sie in der Schweiz nicht nur zu Worten, sondern auch zu Taten bereit ist. So eröffnete sie im Jahr 2012 – dem Jahr, als ihr damaliger Chef Bob Diamond auf dem Höhepunkt des Libor-Skandals den Hut nehmen musste – ihre Zürcher Niederlassung.
Teams von CS, UBS und HSBC abgeworben
Niederlassungs-Leiterin Martina Bigliardi Möhr (Bild oben) startete damals von Null auf. Die ex-Clariden-Leu-Bankerin nahm dazu ein Team von der inzwischen integrierten CS-Tochter mit. Später, so erklärt Bigliardi, stiessen Banker von der UBS, der Credit Suisse und HSBC Suisse dazu.
Zusammen mit den Teams aus dem Hauptquartier in Genf jagen sie seither der schwerreichen Kundschaft nach. Zielmärkte sind Grossbritannien und Europa, aber auch Russland, Asien, der Mittlere Osten und Afrika. Zürich-Chefin Bigliardi selber verfügt über langjährige Erfahrung im Banking mit Russen und Israeli.
Umstellung auf Schweizer Software
Afrika gilt dabei ein besonderer Fokus, da Barclays auf dem Schwarzen Kontinent eine der führenden Banken überhaupt ist. Und natürlich der Schweiz: Hier wollen die Briten Unternehmer und Manager für sich gewinnen – mit deren Firmen wiederum das Investmentbanking von Barclays geschäftet.
Gleichzeitig ist die Schweiz zum zentralen Verbindungstück in der Infrastruktur der weltweiten Vermögensverwaltung von Barclays aufgerückt: Die ganze Division stellt auf die Schweizer Bankensoftware-Lösung Avaloq um. Der gigantische Baustelle, die das nach sich zieht, wird von hier aus gesteuert. Ein guter Teil der 380 Angestellten von Barclays Bank (Suisse) enstammen den auch dem Back-Office.