Erstmals seit seinem Abgang im letzten Januar hat sich der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, wieder zu Wort gemeldet.
Am Rande des «Swiss Economic Forum» gab der frühere Nationalbank-Präsident ein Interview der Zeitung «Der Sonntag». Dabei sagte Philipp Hildebrand, dass es ihm sehr gut gehe.
Er würde niemandem wünschen, was ihm damals passiert sei – aber das Interessante daran sei: «Auch eine solche schwierige Phase bringt sehr viele schöne und positive Erlebnisse mit sich.»
Wochenlang Briefe beantwortet
Konkret meinte Hildebrand damit: «In erster Linie die Familie. Wir spürten einen starken Zusammenhalt, das gab mir eine Wahnsinnskraft – ebenso die enorme Unterstützung aus der Bevölkerung.
Wochenlang habe er fast nichts anderes gemacht, als Briefe zu beantworten. Wenn er heute zurückschaue, bleibe am Ende doch eine positive Erfahrung, auch wenn er so etwas nicht mehr unbedingt erleben möchte, sagte Hildebrand.
Ab September als Dozent tätig
Auf die Frage, was er in dieser Zeit gelernt habe, sagte Hildebrand: «Dass man als Mensch auch schwierige Zeiten durchstehen kann – und dass alles relativ ist. Es ging bei mir nicht um etwas Existenzielles, das war nicht vergleichbar mit einer schweren Krankheit. Aber man merkt, dass eine innere Kraft da ist, wenns drauf ankommt.»
Hildebrand ist nun «Visiting Fellow» an einer neuen Schule, der «Blavatnik School of Government» im britischen Oxford. Im Moment mache er verschiedene Workshops im Bereich Globalisierung und Finanzen, ab September werde er dann auch unterrichten, und er sei zusätzlich beratend für die neue Schule tätig.
An der Schnittstelle
Dennoch sieht sich der frühere SNB-Präsident langfristig nicht als Universitätsprofessor. «Ich werde eher eine Aufgabe im Privatsektor übernehmen. Wenn möglich an der Schnittstelle Finanzmärkte, Wirtschaftspolitik und Volkswirtschaft – das ist meine Leidenschaft, die ich in den neun Jahren bei der Nationalbank ausleben konnte. Ich hoffe, hier einen neuen Weg zu finden», so Hildebrand.
In Bezug auf die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank sagt Hildebrand: «Hans Meyer (Nationalbankpräsident von 1996 bis 2000) hat eine Regel etabliert, die zwar nicht ganz alle einhalten, die ich aber für absolut zentral halte: Ein ehemaliger Nationalbank-Präsident soll sich nicht mehr zur Geldpolitik äussern.»
Erinnerungen an General Guisan
In einem kurzen geschichtlichen Exkurs hält Hildebrand indessen fest: «Historisch betrachtet erscheint den Menschen im Moment der Krise vieles hoffnungslos. Dabei fanden sie noch aus jeder Krise einen Ausweg.»
Er sei vergangene Woche am Denkmal für General Guisan in Interlaken vorbei gegangen, das an dessen Hauptquartier während des Zweiten Weltkrieges erinnert (das Armee-Hauptquartier war 1941 bis 1944 in Interlaken). Da sei Hildebrand in den Sinn gekommen: Wie habe man die Welt damals angeschaut, im schlimmsten Moment des Kriegs? Damals schien alles hoffnungslos, und man habe befürchten müssen, dass die Schweiz untergehen würde. Doch es sei gut gekommen, und heute stehe die Schweiz besser da denn je.
«Ich bin darum sicher: Es wird auch diesmal gut gehen», so Hildeband.