Flaute bei Fusionen mit Schweizer KMU

Bei inländischen Übernahmen von kleinen und mittleren Unternehmen hat es im vergangenen Jahr erneut einen starken Rückgang gegeben. Die Zahl der Transaktionen ist laut einer Studie um mehr als einen Viertel eingebrochen.

Das höhere Zinsumfeld die eher schwache Konjunktur und die bestehenden Unsicherheiten hat bei Fusionen und Übernahmen gebremst. 2024 wurden im Vergleich zum Vorjahr 8,7 Prozent weniger Transaktionen bei Schweizer KMU verzeichnet, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt.

Zwischen Januar und Dezember registriert die Studie insgesamt 179 Transaktionen, verglichen mit 196 im Jahr 2023.

Insbesondere bei den rein inländischen Transaktionen war das Minus ausgeprägt. Sie sind um mehr als ein Viertel (-28 Prozent) auf noch 48 Transaktionen eingebrochen. Das ist der tiefste Stand seit sechs Jahren.

Zukäufe ausserhalb der Schweiz haben Priorität

Als Hauptgrund verweist Deliotte darauf, dass Schweizer Unternehmen das Wachstum ausserhalb der Landesgrenzen durch Zukaufe prioisieren. KMU wollen so vermehrt Zugang zu neuen Märkten und kostengünstigeren Ressourcen erhalten.

Als ein weiterer Aspekt wird die stärkere Konzentration im Schweizer Bankensektor genannt. Dadurch seien die Herausforderungen für die Finanzierung von Transaktionen gestiegen. Auch die angespannte Wirtschaftslage in Deutschland dürfte die Einkaufslust gebremst haben.

Bei den Outbound-Geschäften, bei denen Schweizer KMU als Käuferinnen im Ausland auftraten, habe die Zahl der Tansaktionen mit 69 stagniert. In den drei Jahren zuvor hatte es hier immer einen Anstieg gegeben.

82 Prozent dieser Transaktionen hatten europäische Unternehmen als Ziel. Dabei habe es eine Verlagerung von den direkten grossen Nachbarländern Deutschland und Frankreich gegeben. Es geben vermehrt Investitionen in weiter weg liegende und kleinere, aber schneller wachsende Märkte mit tendenziell tieferen Kosten wie Polen und Spanien.

Übernahmen im IT-Sektor verlieren an Gewicht

Marginal angestiegen sind Inbound-Transaktionen, also der Kauf von Schweizer KMU durch ausländische Unternehmen. 2024 wurden davon 63 durchgeführt (2023: 60). Der grösste Teil aller M&A-Aktivitäten (85 Prozent) entfällt auf Unternehmen aus der Deutschschweiz und 73 Prozent der Käufer sind europäische Investoren, zumeist aus Deutschland, Frankreich und Grossbritannien.

Die grössten aussereuropäischen Investoren haben ihren Sitz in den USA. Mit 20 Prozent ist die Industrie das vorrangige Übernahmeziel, während IT- und Softwarefirmen (14 Prozent) eine geringere Rolle spielen.

Der Schweizer Markt habe international eine Ausnahme gebildet. Der weltweite M&A-Markt habe sich 2024 leicht erholt. In den USA stieg er um 2,8 Prozent und in Europa um 12 Prozent.

Die Deloitte-Experten vermuten einen Backlog bei Transaktionen «Strengere Regulierungen in den USA, Grossbritannien und anderen Staaten haben auch Transaktionen mit Schweizer Beteiligung ausgebremst – besonders in innovative Branchen und bei strategischen Gütern», sagt Kristina Faddoul, Leiterin Strategy, Risk & Transactions Advisory bei Deloitte Schweiz. «Dadurch hat sich ein erheblicher Rückstau aufgebaut, der sich 2025 mit dem Abschluss vieler aufgeschobener Deals wieder etwas auflösen dürfte.»

Die aktuelle wirtschaftliche Lage dürfte Transaktionen begünstigen. Für die Schweiz zeichne sich ein moderat beschleunigtes Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent ab. Auch sinkende Leitzinsen dürften den M&A-Markt weiter beleben.

Ungewissheit und geopolitische Risiken

«Im Januar des laufenden Jahres war in der Schweiz bereits eine verstärkte Aktivität bei Fusionen und Übernahmen zu verzeichnen. Für das Jahr 2025 stimmt uns dies grundsätzlich optimistisch und wir erwarten, dass die M&A-Aktivitäten der Schweizer KMU wieder zunehmen und so mehr Dynamik in den Markt kommt», sagt Faddoul

Im internationalen Umfeld gebe es jedoch zahlreiche wirtschaftliche und geopolitische Faktoren, die für Unsicherheit und Instabilität sorgen. Die Situation sei sehr volatil, was sich auch in den weltweiten Transaktionszahlen für den Januar zeigt. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent zurückgegangen sind. Eine aussagekräftige Prognose für 2025 sei entsprechend schwierig.

Deloitte definiert KMU als Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Schweizer Franken, weniger als 250 Beschäftigten und einem Unternehmenswert zwischen 5 und 500 Millionen Schweizer Franken.