Mit seinen kritischen Analysen hatte Nate Anderson, der Gründer von Hindenburg Research, in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Unternehmen in Bedrängnis gebracht. In der Schweiz traf es vor knapp einem Jahr das Softwareunternehmen Temenos. Jetzt habe man die Ideen-Pipeline abgearbeitet, und es sei an der Zeit aufzuhören.

Die Auflösung des Shortsellers, der vor allem durch seine Wetten gegen die indische Adani Group, Twitter oder die Firma des Investors Carl Icahn Bekanntheit erlangt hat, kommt überraschend. Das Ende von Hindenburg Research verkündet Nate Anderson auf der Internetseite des Unternehmens.

«Der Plan war, aufzuhören, wenn wir die Pipeline der Ideen, an denen wir gearbeitet haben, umgesetzt haben», schreibt Anderson. «Dieser Tag ist heute.»

Das kleine Unternehmen mit Sitz in New York hatte sich als aktivistischer Shortseller hervorgetan. Wenn es ein Unternehmen verdächtigte, dass die bilanzierten Zahlen künstlich aufgebläht oder falsch dargestellt werden, wurden in teils monatelanger Arbeit entsprechende Analysen und Berichte erstellt. Deren Publikationen führten oft zu kräftigen Kurseinbrüchen, von denen Hindenburg durch zuvor gebildete Short-Positionen profitieren konnte.

Temenos im Visier

So warf Hindenburg etwa Temenos im Februar 2024 vor, die Umsatzzahlen manipuliert und künstlich aufgebläht zu haben. Das löste einen kräftigen Kurssturz bei der Aktie des Schweizer Anbieters von Bankensoftware aus. Zwar widerlegte eine vom Unternehmen in Auftrag gegebene Prüfung die Vorwürfe, die Aktie hat aber trotzdem auch ein Jahr später erst einen Teil des Wertverlusts wieder wettgemacht.

2023 führte ein Hindenburg-Bericht bei der indischen Adani Group zu einem Wertverlust der Aktien um mehr als 100 Milliarden Dollar. Dem Unternehmen wurden «dreiste Aktienmanipulation und Bilanzbetrug» vorgeworfen.

Intensive und allumfassende Arbeit

Anderson hatte das Investment-Research-Unternehmen 2017 gegründet. Er begründete seine Entscheidung, das Unternehmen aufzulösen, auch mit der «ziemlich intensiven und manchmal allumfassenden» Natur der Arbeit.

Seinen Freunden und den Mitarbeitenden habe er die Entscheidung bereits gegen Jahresende mitgeteilt. Anderson verwies auf die Erfolge der Arbeit. Gegen rund 100 Personen seien straf- oder zivilrechtliche Anklagen von Aufsichtsbehörden erhoben worden, die zumindest teilweise auf die Arbeit von Hindenburg zurückzuführen seien.

Dabei habe es sich oft um Unregelmässigkeiten in der Rechnungslegung, illegale oder unethische Geschäftspraktiken oder Praktiken der Finanzberichterstattung und andere nicht offengelegte Probleme gehandelt.

Lob für Team

Der Gründer dankt seinem elfköpfigen Team ausführlich. «Sie sind alle intelligent, konzentriert, und es macht Spass, mit ihnen zu arbeiten. Wenig bis kein Ego. Wenn man sie trifft, sind sie alle sehr nett und höflich. Aber wenn es um ihre Arbeit geht, sind sie rücksichtslose Killer, die Weltklasse-Arbeit leisten können.»