Institutionelle Anleger reagieren auf die jüngsten politische Entwicklungen in der Welt. Sie sind vorsichtiger geworden und besinnen sich auf ihre Liquidität.

Die politischen Unsicherheiten in wichtigen Industrieländern – in Grossbritannien kehrt Labour nach einer langen Phase in der Opposition an die Macht zurück, in Frankreich haben die Neuwahlen die linke Volksfront zur stärksten Partei gemacht, und in den USA kämpft ein vom Alter gekennzeichneter Amtsinhaber gegen seinen Vorgänger, der die Abwahl vor vier Jahren nicht verdaut hat – hinterlassen Spuren auch im Verhalten der Investoren.

Die Schweiz als internationaler Finanzplatz gilt bei Investoren in unruhigen Zeit bekanntlich als sicherer Hafen, wie jüngst auch wieder ein Bericht von Boston Consulting Group bestätigte.

Weniger Aktien und Obligationen

Gemäss dem jüngsten «State Street Risk Appetite Index» sind institutionelle Investoren vorsichtiger geworden. Hatte die Risikobereitschaft im zweiten Quartal 2024 zunächst im Einklang mit der freundlichen Entwicklung der Aktienmärkte leicht zugenommen, drängten die Investoren im Juni wieder zurück in Liquidität.

Die langfristige Allokation in Aktien ging insgesamt um knapp einen halben Prozentpunkt auf 53,2 Prozent zurück. Nicht besser ging es den Obligationen, die auf 27,5 Prozent zurückfielen. Die Barmittelhaltung wuchs damit um fast einen Prozentpunkt auf 19,3 Prozent. Gemäss Michael Metcalfe, Head of Macro Strategy bei State Street Global Markets, hat sich auch die langfristige Anlegernachfrage nach dem Dollar im Juni deutlich erholt, ebenso wie die Nachfrage nach Aktien aus dem Versorgungssektor.

Auf Käufen und Verkäufen basierender Index

Und Metcalfe weiter: «Die USA werden im weiteren Jahresverlauf mit ihren eigenen politischen Ereignisrisiken konfrontiert sein, aber aus dem Juni lässt sich die Erkenntnis ziehen, dass der US-Dollar bei anstehenden Ereignisrisiken nach wie vor der bevorzugte sichere Hafen der Anleger ist.»

Offenbar differenzieren die Märkte. Besonders eindrücklich war die Reaktion in Frankreich. Die ausländische Nachfrage nach französischen Aktien brach im Juni ein, auf den niedrigsten Stand seit der Pandemie. Demgegenüber zeigten sich die Märkte gegenüber Grossbritannien gelassen. «Die Mittelströme der Anleger und ihre Bestände an britischen Aktien waren im Juni nahezu neutral, während die Anleger auch ihre Untergewichtung des Pfunds deutlich verringerten», kommentiert Metcalfe.

Messung der Anlegerströme

Der Risk Appetite Index basiert auf der der Messung der Anlegerströme in 22 verschiedenen Risikodimensionen in den Anlageklassen Aktien, Währungen, festverzinsliche Wertpapiere, rohstoffgebundene Anlagen und Asset-Allocation-Trends. State Street wertet dafür das tatsächliche Kauf- und Verkaufsverhalten institutioneller Anleger aus, das sich aus den vom weltweit führenden Custodian verwahrten und betreuten Vermögenswerten in Höhe von 44 Billionen Dollar ableitet.