Der Goldpreis ist wieder in Schwung gekommen. Doch das gelbe Edelmetall notiert nun knapp unter den Niveaus, an denen die Erholungen der vergangenen drei Jahre jeweils gescheitert sind. Wiederholt sich die Geschichte?
Seit Anfang Oktober kennt der Goldpreis praktisch nur eine Richtung: nach oben. Zunächst getrieben durch die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, dann durch den starken Rückgang der US-Anleiherenditen und des Dollars, hat das gelbe Edelmetall wieder richtig Fahrt aufgenommen.
Knapp unter Allzeithoch
Zuvor hatte der Goldpreis seit Mai geschwächelt. Nach der jüngsten Preisrallye notiert Gold auf Dollarbasis aber wieder rund 12 Prozent höher als zu Jahresbeginn.
Mit aktuell rund 2'045 Dollar liegt der Preis für eine Feinunze Gold nur noch knapp unter dem 52-Wochen-Hoch vom Mai und dem Allzeithoch vom August 2020. An den Märkten wird nun spekuliert, dass Gold schon bald neue Rekordstände erreichen könnte. Denn traditionell entwickelt sich der Goldpreis im Dezember gut und legt in der Weihnachtszeit zu.
Neue Höchststände in Sicht
Für zusätzliche Kursfantasie sorgt der Ausblick auf das kommende Jahr. Denn an den Märkten rechnen Anleger und Analysten gleichermassen damit, dass die US-Notenbank 2024 die Zinsen in mehreren Schritten deutlich senken wird. Niedrigere Zinsen kommen dem Gold als zinslosem Vermögenswert zugute, da sie mehr Liquidität aus Anleihen in andere Anlagebereiche drängen.
Sollte zudem die Unsicherheit aufgrund geopolitischer Spannungen anhalten, werden Investoren die Sicherheit des ältesten Wertspeichers der Welt weiter schätzen. Eine anhaltende Dollarschwäche würde die Kurse ebenfalls stützen.
Zentralbanken in Kauflaune
Eine wichtige Quelle für die Goldnachfrage und die Unterstützung des Goldpreises waren zuletzt vor allem die Notenbanken. Und auch in diesem Jahr haben die Währungshüter überdurchschnittlich viel Gold erworben. Ihre Nettokäufe beliefen sich im dritten Quartal auf 337 Tonnen. Nach den Datenreihen des Branchenverbandes World Gold Council (WGC) ist dies das drittstärkste Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen.
Auch wenn der Vorjahresrekord im dritten Quartal nicht gebrochen wurde, setzen die Notenbanken ihre Goldkäufe in historisch hohem Tempo fort. In den ersten drei Quartalen stockten sie ihre Goldreserven um insgesamt rekordverdächtige 800 Tonnen auf. Die Goldnachfrage der Zentralbanken deutet darauf hin, dass der Jahresrekord von 2022 in diesem Jahr übertroffen werden könnte.
Was tun die Anleger?
Obwohl die Vorzeichen für einen weiteren Anstieg des Goldpreises vielversprechend sind, scheint das Aufwärtspotenzial zumindest kurzfristig begrenzt. Der Goldpreis notiert knapp unter den Niveaus, an denen die Erholungen der letzten drei Jahre jeweils scheiterten. Seit dem Allzeithoch im Jahr 2020 haben sich diese Marken wiederholt als harte Widerstände erwiesen. Auch technische Indikatoren wie der RSI-Index deuten darauf hin, dass sich Gold derzeit im überkauften Bereich bewegt.
Für weitere Höhenflüge müsste wohl auch die Investorennachfrage endlich wieder anspringen. Doch die Nachfrage nach börsengehandelten Indexfonds (ETF) war 2023 enttäuschend. Die Abflüsse hielten das ganze Jahr über an. Nach Angaben des deutschen Handelshauses Heraeus Precious Metals sind die ETF-Bestände seit Anfang Januar um 6,5 Millionen Unzen gesunken.
Schon die nächste Bremse?
Zusammen mit der Tatsache, dass die US-Notenbank Fed ihren Zinssenkungsprozess noch nicht eingeleitet hat, dürfte dies die weitere Entwicklung des Goldpreises dämpfen.
Nicht zuletzt hat der Markt das Zinssenkungspotenzial für das kommende Jahr wohl bereits weitgehend eingepreist. Auch die Rezessionsängste haben zuletzt wieder abgenommen. Sollte auch der Dollar wieder fester tendieren, wäre dies eine weitere Preisbremse.