Nachdem die früherer Chefin der britischen Grossbank Natwest im Sommer über den Debanking-Skandal gestolpert ist, entgehen ihr nun auch noch Boni und Prämien in Millionenhöhe. Der streitbare Ex-Politiker will derweil mit einer Sammelklage vor Gericht ziehen.
Der Streit zwischen der britischen Grossbank Natwest, der Nobelbank Coutts und dem ehemaligen Politiker Nigel Farage (Bild unten) sorgt in Grossbritannien weiterhin für Schlagzeilen. So muss die ehemalige Chefin von Natwest, Alison Rose, auf Boni und Prämien in Millionenhöhe verzichten. Nach einer Untersuchung über das «Debanking» des «Brexiteers» Farage hat Natwest mögliche Zahlungen in Höhe von rund 7,6 Millionen Pfund gestrichen, berichten britische Medien.
Rose musste im Juli wegen des Skandals um die Schliessung von Bankkonten des langjährigen Vorsitzenden der UK Independence Party (Ukip) zurücktreten. Zum Verhängnis wurde ihr damals ein Interview mit einem Journalisten des Staatssenders «BBC». Kurz darauf musste auch Peter Flavel, CEO der Natwest-Tochter Coutts, den Hut nehmen.
Skandal erschüttert Londoner City
Die Privatbank Coutts hatte Farages Bankkonten Anfang Juli mit der Begründung geschlossen, sein Kontostand sei unter den Schwellenwert gefallen, wie finews.ch berichtete. Der ehemalige Europapolitiker hatte damals behauptet, das Konto sei ihm entzogen worden, weil er «fremdenfeindlich und rassistisch» sei. Der Fall schlug damals so hohe Wellen, dass sich zeitweise sogar Vertreter der britischen Regierung und des Parlaments einschalteten.
(Bild: Shutterstock)
Natwest kam nun zu dem Schluss, dass Rose zwar kein Fehlverhalten vorgeworfen werden könne, der so genannte Good-Leaver-Status nach den Regeln des Aktienplans aber nicht anwendbar sei.
Das Unternehmen erklärte, dass nach ihrem Rücktritt zukünftige Aktienzuteilungen im Wert von 4,7 Millionen Pfund verfallen und nicht ausgezahlt werden. Darüber hinaus wird Rose für dieses Jahr keinen Bonus und keine aktienbasierte Vergütung im Wert von 2,8 Millionen Pfund erhalten.
Der «Schönfärberei» bezeichnet
Eine unabhängige Untersuchung der Entscheidung, Farages Konten zu schliessen, kam vor kurzem zu dem Schluss, dass es zwar «schwerwiegende Mängel» bei der Behandlung des ehemaligen Politikers durch Natwest gegeben habe, die Entscheidung aber rechtmässig gewesen sei. Farage bezeichnete den Bericht daraufhin als «Schönfärberei».
Während Rose und die Grossbank die Angelegenheit hinter sich lassen wollen, will der frühere Ukip-Chef Natwest und ihre ehemalige Chefin wegen der Schliessung seiner Konten bei der Privatbanktochter Coutts verklagen.
Er habe Anwälte beaufragt, gegen NatWest vorzugehen und eine Sammelklage anzustrengen, berichtet die britische Tageszeitung «The Guardian». Farage habe die Londoner Kanzlei Grosvenor Law verpflichtet, für ihn tätig zu werden. Laut dem britischen TV-Sender «Sky News» sagte eine anonyme Quelle, dass Farage Millionen für die Rufschädigung und die Anwaltskosten fordern könnte.