Mobil, online, Krypto: Die Bezahlgewohnheiten in der Schweiz haben sich zweieinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie dauerhaft verändert, wie eine neue Studie aufzeigt.
Herr und Frau Schweizer vertrauen immer stärker auf den Einsatz digitaler Bezahlmöglichkeiten. Ausserdem legen sie die Zurückhaltung gegenüber Krypto-Währungen zunehmend ab. Bei der Wahl zwischen Smartphone und Portemonnaie an der Ladenkasse wird indessen ein Röstigraben sichtbar.
Die Befunde des am Mittwoch veröffentlichten Payment Monitor des amerikanischen Karten-Riesen Visa machen deutlich, dass sich die Bezahlgewohnheiten in der Schweiz zweieinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie dauerhaft verändern. Jeder zweite Befragte erwartet, dass er in fünf Jahren kein Bargeld mehr verwenden wird. Drei von zehn meiden bereits jetzt Geschäfte, wenn dort nicht bargeldlos bezahlt werden kann.
Schnelligkeit und Sicherheit zählen
Beim Bezahlen zählt vor allem die Schnelligkeit, aber auch ein guter Überblick über die Ausgaben und die Unabhängigkeit vom Bargeldautomaten, wie aus der repräsentativen Studie weiter hervorgeht.
Durch die intensive Nutzung in den vergangenen Jahren ist zugleich das Vertrauen in das digitale Bezahlen gestiegen. Gleichwohl sind nicht alle Sicherheitsbedenken ausgeräumt. So sorgen sich 13 Prozent beim Kauf im Internet sehr vor einem Datenabgriff. Mit 9 Prozent machen sich im stationären Handel etwas weniger Käufer Sorgen über einen Datenklau beim bargeldlosen Zahlen.
Mobiles Bezahlen legt zu
Punkto Sicherheit können die Kartenzahlungen auftrumpfen. 91 Prozent der Umfrageteilnehmer beruhigt, dass bei der Verwendung einer Karte das Geld bei einer nicht autorisierten Zahlung zurückerstattet wird.
Fest etabliert hat sich in der Schweiz das kontaktlose Bezahlen. Dabei werden Smartphones oder Wearables zunehmend wichtig, denn gesamtschweizerisch bezahlen 28 Prozent, indem sie diese Geräte auflegen. Wenig verwunderlich nutzen die unter 35-Jährigen diese Bezahlmöglichkeit an der Ladenkasse am häufigsten (44 Prozent).
Smartphone vor dem Portemonnaie
Das Smartphone wird zum Bezahlen immer häufiger hervorgeholt als das Portemonnaie. In der Deutschschweiz bevorzugen 51 Prozent das Handy, währende 47 Prozent der Geldbörse den Vorzug geben. In der Romandie schlägt dagegen das Portemonnaie (52 Prozent) noch das Mobilgerät (41 Prozent).
Noch stärker als im physischen Handel ist die Nutzungsintensität von Mobilgeräten im Online-Handel. Mittlerweile haben zwei Drittel der Handy-Besitzer schon einmal Waren oder Dienstleistungen mobil im Internet gekauft. Fast jeder (97 Prozent) kauft zumindest ab und zu online ein, mehr als jeder sechste davon regelmässig.
Keine Krypto-Muffel
Gemäss dem Visa Payment Monitor 2022 besitzt fast ein Viertel der Schweizer Bevölkerung Krypto-Währungen, bei den unter 35-Jährigen sogar schon fast jeder zweite. Dieser Anteil liegt in Deutschland lediglich bei 7 Prozent und in Österreich bei 37 Prozent.
Für viele der Krypto-Besitzer sind die digitalen Währungen der Umfrage zufolge nicht nur eine Geldanlage: Mehr als ein Drittel hat digitale Coins bereits einmal zum Bezahlen eingesetzt, und jeder Vierte geht davon aus, dass sich digitale Währungen in fünf Jahren im Alltag durchgesetzt haben werden. Ein überraschender Befund, erleben digitale Anlagen doch gerade einen «Krypto-Winter» mit stark gefallenen Werten.
Krypto ist offenbar besonders bei Männern beliebt, die fast dreimal so häufig digitale Währungen wie Frauen besitzen (32 Prozent bzw. 13 Prozent).
Gesetzliches Zahlungsmittel
In der Schweiz ist es gesetzlich vorgeschrieben, Zahlungen in bar anzunehmen – bis zu einer bestimmten Grenze bei Münzen und unbegrenzt bei Banknoten. Gemäss einem Bericht des Bundesrats hat sich der Wert des sich im Umlauf befindlichen Bargelds in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt, was unter anderem auf die gestiegene Nachfrage nach Bargeld zu Wertaufbewahrungszwecken zurückzuführen ist.
Neben der einfachen Nutzbarkeit gelten als weitere Vorteile des Bargelds die finanzielle Inklusion aller Personen, die Unabhängigkeit von digitalen Zahlungsmitteln und der Stromversorgung sowie der Schutz der Privatsphäre.