Die Unternehmenssteuerreform und der Druck der OECD haben den Steuerwettbewerb der Schweizer Kantone abgebremst. Zumindest ein Stand stemmt sich aber vehement gegen den Trend.
Mit der drohenden Rezession im europäischen Ausland darf durchaus angenommen werden, dass die Diskussion um Steuerparadiese bald wieder deutlich hitziger geführt wird – und dass der Blick fast automatisch auf die Schweiz schwenkt.
Sozusagen am Vorabend dieser Debatte ist die Momentaufnahme interessant, welche Experten der Credit Suisse (CS) in ihrem am Donnerstag publizierten «Tax Monitor Schweiz 2022» lieferten. Die Studienreihe bemisst die steuerliche Attraktivität für juristische und natürliche Personen, wobei nicht nur die Kantonshauptorte, sondern alle Schweizer Gemeinden analysiert werden.
Wo die Bankchefs wohnen
Nach Jahren des Umbruchs infolge der Unternehmenssteuerreform stellen die CS-Experten eine rückläufige Dynamik des Steuerwettbewerbs fest. Bei der Firmenbesteuerung behaupten sich Nidwalden, Zug und Appenzell-Innerrhoden an der Spitze des Kantons-Rankings der Grossbank. Das Wallis und der Jura sind in den vergangenen Monaten für Unternehmen leicht attraktiver geworden.
Mit tiefer Einkommens- und Vermögensbesteuerung für Private wissen sich die Stände Zug, Schwyz und Nidwalden an der Spitze des inländischen Steuerwettbewerbs zu behaupten. Zudem führen wiederum die drei Schwyzer Gemeinden Wollerau, Freienbach und Feusisberg das Gemeinde-Ranking an – alles Orte, wo sich auch Grössen des Zürcher Finanzszene gerne niederlassen.
Immobilienpreise nicht vergessen
Der effektive Gewinn dieser Art von Optimierung ist jedoch differenziert zu betrachten, wie die Studienautoren mahnen: Der reine Vergleich der Steuerbelastungen vernachlässige die Tatsache, dass etwa hohe Immobilienpreise in steuergünstigen Regionen grosse Teile der Steuerersparnis zunichtemachen können. Für die «Greater Zurich Area» und speziell die Küste des Zürichsees ist dies sicher zu berücksichtigen.
Trotz der Konstanz an der Spitze ist Bewegung im Gefüge: Der Kanton Schaffhausen hat die Besteuerung natürlicher Personen deutlich gesenkt. Dadurch machte der nördlichste Kanton der Schweiz im Vergleich zum 2021 sechs Ränge gut und steht im CS-Steuerindex neu auf Rang neun (siehe Grafik unten). Das habe, so die CS-Experten, doch für Aufsehen gesorgt. Inwiefern sich damit eine Sogwirkung für die Zuwanderung in die Nordschweiz entfaltet, muss sich noch weisen.
Im Hinblick auf den Bezug von Vorsorgekapital sind laut dem Monitor die Kantone Appenzell Innerrhoden und Nidwalden bei höheren Kapitalbezügen am attraktivsten.