Mit den «Swiss Climate Scores» lanciert auch der Bund ein Rating für nachhaltiges Investieren. Die freiwillige Anwendung stösst nicht überall auf Gegenliebe.
Jetzt vergeben auch die Schweizer Behörden ein Gütesiegel für nachhaltiges Investieren. Der Bundesrat lanciert die «Swiss Climate Scores», mit denen gemessen werden sollen, wieweit Finanzanlagen mit internationalen Klimazielen verträglich sind.
Wie einer Medienmitteilung weiter zu entnehmen ist, soll der Schweizer Finanzplatz mit einer glaubwürdigen Klimatransparenz einen internationalen Spitzenplatz einnehmen.
Verbesserte Transparenz
Die «Swiss Climate Scores» enthalten gemäss den Angaben Indikatoren, die sowohl die gegenwärtige Situation von globalen Unternehmen im Finanzprodukt oder Portfolio widerspiegeln als auch aufzeigen, wo diese Unternehmen hinsichtlich globaler Klimaziele (Netto-Null-Zielsetzung per 2050) stehen. Netto-Null bedeutet, dass global nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden dürfen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können.
Wie weiter erklärt wird, sollen mit der freiwilligen Verwendung der «Swiss Climate Scores» Anlageentscheide effizienter gefällt werden können. Damit die «Swiss Climate Scores» auch in Zukunft den «Best-Practice» bezüglich Klimatransparenz darstellen, sollen sie regelmässig überprüft werden, erstmals im Verlauf von 2023.
Kritik von Greenpeace
Greenpeace Schweiz begrüsst in einer Reaktion zwar die Empfehlung des Bundesrats. Der Bund habe es aber verpasst, die «Swiss Climate Scores» verbindlich zu machen. Die Umweltorganisation fordert zudem, dass die Angabe zum «Global Warming Alignment» obligatorisch werde.
Ausserdem sei wichtig, welche Investitionen eine Anlage in Klimalösungen tätige und wie wirksam der Asset-Manager die investierten Unternehmen zur Senkung ihrer Emissionen dränge.
Auch die Finma kontrolliert
In der Schweiz gibt es weder auf Gesetzes- noch Verordnungsstufe ein explizites Greenwashing-Verbot. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) kontrolliert allerdings gezielt Anbieter von nachhaltigen Anlageprodukten. Die Finma kann auch bei Täuschungen aktiv werden.
Nach Finma-Angaben reagieren die Finanzinstitute jeweils vergleichsweise rasch auf kritische Nachfragen. Trotzdem hatte die Aufsichtsbehörde im vergangenen November mit einer sogenannten Aufsichtsmitteilung das Thema adressiert. Darin schlug sie unter anderem Vorgaben im Bereich der Produkttransparenz und der Berichterstattung vor.
Gemäss einer Marktumfrage von Swiss Sustainable Finance (SSF) stieg das «Sustainable Investment»-Volumen von 100 Millionen Franken im Jahr 2010 auf zuletzt über 1'500 Milliarden Franken.