Die Tessiner Stadt Lugano will sich als Europas Blockchain-Metropole profilieren. Nun hat sie das Vorhaben in ihrem «Plan B» auch konkretisiert.
Anfang März kündigten die Behörden von Lugano an, eine Partnerschaft mit dem in Hongkong ansässigen Fintech Tether einzugehen, wie auch finews.ch berichtete. Die Firma Tether ist die Herausgeberin des gleichnamigen Stablecoins mit dem Kürzel USDT.
Das Projekt mit dem Namen «Lugano’s Plan B» zielt darauf ab, die gesamte Infrastruktur der Stadt Blockchain-tauglich zu machen, so dass möglichst viele Dienstleistungen mit den Kryptowährungen Bitcoin, Tether sowie ausgewählten Franken-basierten Stablecoins, namentlich Luga, dem Stablecoin der Stadt Lugano bezahlbar werden.
Stablecoins sind Kryptowährungen, die möglichst 1:1 zu einem unterliegenden Wert gehandelt werden, so dass sich die Kursschwankungen in engen Grenzen halten. In vorliegenden Fall ist es der Dollar.
Mindestens 100 Millionen Franken
Das ambitionierte Vorhaben setzt allerdings erhebliche Mittel voraus. Woher diese kommen sollen, hat die Stadt Lugano am Dienstag auf einer neuen Website erstmals konkretisiert.
So will Tether einen Investmentfonds mit mindestens 100 Millionen Franken äufnen. Hinzu kommt ein weiteres, lokales Anlagevehikel mit weiteren 3 Millionen Franken. Damit sollen Fintechs und Startups unterstützt werden, die lokal an der Bitcoin- und Blockchain-Technologie arbeiten oder diese weiterentwickeln. Ein Teil des Geldes soll ausserdem lokalen Geschäften zufliessen, um entsprechende Tools im Alltag einzuführen.
Mining mit «grüner Energie»
Weitere Mittel sollen in einen Hub fliessen, wo sich mindestens 300 Startups niederlassen sollen. Das Zentrum soll dabei das Herzstück der Bitcoin- respektive Blockchain-Ambitionen Luganos darstellen, wie weiter zu erfahren war. Schliesslich sollen mehr als 500 Studentinnen und Studenten der drei Hochschulen in Lugano (USI, Supsi und Franklin) in den Genuss von grosszügigen Stipendien kommen, um sich den neuen Technologien intensiv zu widmen.
Lugano ist dem weiteren Vernehmen nach auch bestrebt, das Mining von Kryptowährungen weiter zu erforschen, und zwar mit der Absicht, dass die entsprechenden Coins dereinst nur noch mit «grüner Energie» produziert werden.
Einige Fragezeichen
Ein gewisses Risiko geht die Stadt Lugano mit ihren ehrgeizigen Ambitionen dennoch ein. Denn Tether ist nicht gänzlich unumstritten. So musste sich das in Hongkong ansässige Unternehmen 2019 den Vorwurf gefallen lassen, den Verlust von insgesamt 850 Millionen Dollar auf seinem System verschleiert zu haben. Ausserdem ist die Deckungssituation des Stablecoins Tether umstritten.
Bereits im März 2019 musste Tether einräumen, dass die Deckung von Tether nicht nur aus Dollar besteht, sondern auch andere Aktiven (darunter andere Kryptowährungen) sowie Kredite an Drittparteien zur Deckung der Token zählen.