Bei Swisscard, der Kreditkarten-Tochter der Credit Suisse, arbeitet die Belegschaft seit einem Jahr von zu Hause aus. Der neue CEO Guido Müller muss sich überlegen, was er mit 700 leeren Arbeitsplätzen anfangen soll.
An den Anblick von 700 leeren Arbeitsplätzen hat sich der neue Swisscard-CEO Guido Müller (Bild unten) vom ersten Arbeitstag bei der Kreditkarten-Tochter der Credit Suisse und von America Express gewöhnen müssen.
Der 51-Jährige startete am 1. Januar 2021 als Nachfolger von Florence Schnidrig-Moser, die nun bei der Zürcher Kantonalbank das Private Banking leitet.
Die gähnende Leere in den weitläufigen Räumlichkeiten oberhalb des Zürichsees in Horgen beschreibt am Mittwoch die «Zürichsee Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig). Seit annähernd einem Jahr arbeitet weit über 90 Prozent der Belegschaft von zu Hause aus – darunter das gesamte Call Center. Müller sagt, die Angestellten hätten das bislang hervorragend gemeistert. Doch habe auch die Pandemiemüdigkeit zugenommen.
Nur ein oder zwei Tage
Dennoch will Müller am Prinzip Homeoffice bei Swisscard festhalten. «Wir empfehlen unseren Mitarbeitenden aber, zwei Tage pro Woche im Büro zu sein für den persönlichen Kontakt und Austausch», sagt er und geht davon aus, dass ein Grossteil der Mitarbeitenden dieses Angebot nutzen wird.
Somit bleibt eines der modernsten Bürogebäude am linken Zürichseeufer auch 2021 weitgehend ungenutzt. Eine weitläufige Dachterrasse für das Personal, genauso wie das Fitness-Center werden kaum Besucher haben.
Die Firma Swisscard ist in Horgen Mieterin. Doch eine Weitervermietung dürfte sich schwierig gestalten. Müller nennt die aufwendigen Schutzkonzepte als Hindernis, wie auch nötige bauliche Abgrenzungen zu einem Drittmieter.
Verlegung kommt nicht in Frage
Eine teilweise Abtretung an Drittfirmen ist laut Müller aber eines der Szenarien, über das derzeit nachgedacht werde. Eine Verlegung des Standorts komme momentan jedoch nicht infrage, so Müller, der früher bereits für Swisscard gearbeitet hatte, zuletzt aber für Mastercard Asia Pacific das «Data & Services»-Geschäft in Südostasien leitete.
Müller hat ein Geschäft mitten im Umbruch übernommen. Die Corona-Pandemie drückt auf die Ertragslage: Im inländischen Zahlungsverkehr sind es die geschlossenen Restaurants und Läden, das Fehlen von Events, die den Kreditkartenherausgeber Umsatz kosten. Im Auslandsgeschäft, der wichtigere Ertragspfeiler von Swisscard, fehlt die Reisetätigkeit.
Angespannte Situation
Müller spricht von einer angespannten Situation: «Uns fehlt ein erheblicher Teil der Erträge.» Auf der Kostenseite steht eine Büroinfrastruktur, die zu 90 Prozent ungenutzt ist. Nicht nur Swisscard-CEO Müller muss dieses Problem lösen.
Ein grosser Teil der Arbeitnehmenden auf dem Schweizer Finanzplatz wird auch nach einem Ende der Corona-Pandemie «seine Firma» weder von innen noch von aussen sehen. Vielversprechende Ideen für eine Umnutzung der leeren Büroflächen fehlen.