Family Offices in Europa und in der Schweiz florieren – und sie spielen dank ihrer Investments eine nicht unbedeutende wirtschaftliche Rolle. In der Schweiz stechen fünf Family Offices als rege Investoren hervor.
Family Offices haben in den letzten zehn Jahren eine enorme Entwicklung vollzogen. Früher überliessen sie das Management ihrer Vermögen einer Armee von Private Bankern und Vermögensverwaltern, wie das Branchenportal «Family Capital» (Artikel bezahlpflichtig) zu seiner jüngsten Erhebung der 400 grössten Family Offices in Europa schreibt.
Heute ist ihr Auftreten ein ganz anderes: Family Offices haben das Heft in die Hand genommen, sind hochgradig professionalisierte Investmenthäuser mit einer Vorliebe für Privatmarkt-Deals. «Famcap» hatte 2019 zusammen mit der Beratungsgesellschaft PwC festgestellt, wie wichtig die Family Offices inzwischen als Wirtschaftsfaktor geworden sind.
Wie so oft folgen dabei die europäischen Family Offices in den Fussstapfen der amerikanischen, die sich seit Jahrzehnten als Anleger und Kapitalgeber mit einer klaren Investmentstrategie betätigen.
Schweiz sticht als Standort hervor
Gemäss «Family Capital» steht zwar Grossbritannien mit 69 Family Offices an der Spitze der europäischen Standorte. Doch schon an zweiter Stelle folgt die Schweiz mit 55; sich die Anzahl auf die Daten aufgrund der öffentlich bekannten Investitionstätigkeit der jeweiligen Family Offices stützen.
Die Schweizer Liste der Top-Family-Offices als Privatmarkt-Investoren dominieren:
1. Wecken & Cie, Basel
Das Familiy Offices des deutschen Software- und Immobilienunternehmers Klaus Wecken hat sich als Startup- und Venture-Investor europaweit einen Namen gemacht. Gemäss der Tech-Seite «Crunchbase» hat Wecken seit 2007 über 40 Investments in den Bereichen Internet, Medtech und Immobilien getätigt.
2. Waypoint Capital / Forestay Capital, Genf
Die zwei Investmentvehikel von Ernesto Bertarelli, der mit dem Verkauf von Serono an die Merck-Gruppe an die 15 Milliarden Franken machte. Seither ist Bertarelli Privatinvestor, wobei seine Transaktionen auch schon zu reden gaben.
Für sein zweites Vehikel Forestay holte er den Risikokapitalinvestor Randy Castelman an Bord. Zusammen tätigten sie bereits Investitionen in einen US-Cloud-Anbieter und in ein belgisches Medtech, das Künstliche Intelligenz für die Weiterentwicklung von Computertomografen einsetzt.
3. Massellaz / 4FO Ventures, Morges
Während Andre Hoffmann, der Vertreter der Roche-Familienerben, mit dem Family Office Massellaz vor allem Impact-Investments und auch Philanthropie betreibt, ist 4FO Ventures ein Venture-Fonds, der seit 2015 in junge Schweizer Startups investiert. Der Fonds wird vom Westschweizer Unternehmer Jean-Pierre Rosat geleitet. Der Fonds ist auch offen für Investments von anderen Family Offices.
4. Mutschler Ventures, Baar
Das Portfolio von Mutschler Ventures ist eindrücklich. Sylvie Mutschler-von Spechts Family Office zählt alleine 34 Startup-Investments – darunter sind auch das Fintech Loanboox und die Krypto-Bank Sygnum. Mutschler-von Specht ist auch Aktionärin der Zürcher Privatbank Bergos, einem Spinoff der deutschen Berenberg.
5. Celeste Management, Genf
Roosmale Nepveu ist in Frankreich viel bekannter als in der Schweiz, wo sie aber wohnhaft ist. Nepveu ist ein Mitglied der Familie von Louis Dreyfus, dem Gründer des Rohstoff-Imperiums, das heute von Margarita Louis-Dreyfus geführt wird, welche in den letzten Jahren alle anderen Aktionäre auskaufte. Nepveu besass 12 Prozent der Aktien der Louis-Dreyfus-Gruppe.
Ihr Family Office Celeste ist ein sehr aktiver Startup-Investor. Das jüngste Investment erfolgte kürzlich bei Getfluence, einem französischen digitalen Medienunternehmen. 2020 investierte Celeste gemäss der Datenbank «Crunchbase» in den USA, in Israel und in Frankreich.