Das Coronavirus treibt die Börsen in den Crash, und milliardenschwere Finanzhilfen sollen Unternehmen stützen. Doch wenn den Startups das Geld ausgeht, kämpft ein inzwischen wichtiger Teil der Wirtschaft ums nackte Überleben. Was ist zu tun? Eine Einschätzung von Venture-Capital-Experte Michael Bornhäusser auf finews.ch.
Von Michael Bornhäusser, Chairman und Managing Partner von Bulb Capital
Man kann bereits jetzt mit Fug und Recht von einer globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise sprechen – und das Ende ist noch nicht einmal abzusehen. Ein ebenfalls massiv betroffener Wirtschaftsbereich ist die Welt der Startups. Das liegt in erster Linie an der Art und Weise, wie ein solches Jungunternehmen funktioniert.
Diese Firmen, speziell jene aus dem innovationsgetriebenen Technologieumfeld, sind in erster Linie auf Wachstum ausgelegt und in den allermeisten Fällen nicht profitabel. Das heisst, sie verbrennen Geld, um ihre Innovationen in den Markt zu bringen und Marktanteile zu gewinnen.
Nicht vorgesehen
Finanziert werden sie durch Venture-Capital-Fonds und private Investoren. Krisen wie aktuell die Corona-Pandemie sind in den Finanzierungsplänen nicht vorgesehen. Ein finanzielles Polster gibt es daher höchst selten, und die Liquidität ist oft nur für sechs bis zwölf Monate gesichert bevor wieder eine neue Investmentrunde ansteht.
Die Kunden der Startps, also grössere Firmen, die innovative Software kaufen, Privatpersonen und Firmen, die normalerweise Hotels und Reisen buchen oder auf digitalen Marktplätzen Waren bestellen, sind aktuell mit sich und der Viruskrise beschäftigt. Dadurch ist das Wachstum gestoppt, und der Umsatzstrom versiegt. Mit anderen Worten: Wenn den Startups das Geld ausgeht, kämpft ein inzwischen wichtiger Teil unserer Wirtschaft ums nackte Überleben. Was nun?
Einige Opfer
Jetzt sind die Venture Capital Investoren gefordert und müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Hohe Kapitalgewinne gibt es nur mit entsprechendem Risiko, und die aktuelle Krise kann zum Totalverlust führen. Gleichzeitig stellt die mehr als angespannte Situation für Venture-Capital-Investoren auch eine Chance dar. Wenn ein Startup überlebt, geht es gestärkt aus der Krise hervor. Denn eins ist sicher: Es wird einige Opfer geben in diesen Zeiten der Corona-Pandemie.
Was also tun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man sein Startup über die Runden bringt, wobei Kapital von externen Quellen, also von neuen Investoren oder Banken nicht zu erwarten ist. Due-Diligence-Prozesse und Genehmigungen von Investment- und Kreditkomitees agieren mit Sicherheit zu langsam. Gefragt sind nun die bestehenden Investoren. Konkret: Ich habe bereits vor einigen Wochen begonnen, unsere Porfolio-Firmen dazu anzuhalten, Cash-Positionen aufzubauen, indem sie Zahlungen nach Möglichkeit verschieben, Marketingausgaben einfrieren und freie Mitarbeiter freistellen.
Schnell und unbürokratisch
Der Kapitalbedarf lässt sich durch sogenannte «Bridge Loans» von Seiten der Investoren gedeckt werden. Dabei wird Kapital als Aktionärsdarlehen zur Verfügung gestellt, um die Verluste zum Beispiel für die nächsten sechs Monate zu decken. Diese «Bridge Loans» können dann im Rahmen einer Investmentrunde in Aktien umgewandelt, oder im besten Fall nach einer Erholung zurückgezahlt werden.
Es ist also nicht alles verloren, wenn Venture-Capital-Investoren schnell und unbürokratisch agieren und ihre Portfoliofirmen mit Kapital unterstützen und sie so durch die Krise bringen. Die Chance das nach der Krise die Entwicklung des Startus einen Schub erhält und prosperiert, ist dabei definitiv vorhanden.