Und fünftens der Freihandel. Er ist absolut zentral, weil er am Ende eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellt. Freie Märkte führen zur Prosperität, wie sie Gott auf Erden nie zustande gebracht hat...

Präsident Trump scheint allerdings alles andere als ein Verfechter des Freihandels zu sein angesichts seiner protektonistischen Massnahmen.

Ehrlich gesagt, für mich war Trump nie ein Protektionist, sondern stets ein grosser Verfechter des Freihandels. Natürlich habe ich auch gehört und gelesen, was er alles gesagt hat. Aber am Ende des Tages ist er ein gewiefter Geschäftsmann. In den härtesten Verhandlungen verrät man seinem Gegenüber nie, was man wirklich denkt.

Kurzum: Jeder Unternehmer, der international tätig agiert, ist letztlich Verfechter des freien Handels. Und apropos Trump sage ich immer: Wer zwei Frauen aus dem Ausland importiert hat, muss ja ein «Free Tader» sein...

Geht Trump mit seiner Polarisierung nicht zu weit?

Vielleicht, aber ich glaube es nicht. Man kann nicht die werktätige Bevölkerung besteuern, um damit all jene zu subventionieren, die nicht arbeiten. Über kurz oder lang arbeitet dann gar niemand mehr. Umverteilung bringt eine Volkswirtschaft zu Boden.

Wie sollen denn die vielen Infrastrukturprojekte finanziert werden, die Trump in Aussicht gestellt hat, wenn die Steuereinnahmen ausbleiben?

Nochmals, das Steuersubstrat nimmt dann zu, wenn die Steuerbelastung moderat bleibt. Wann hatten wir in den USA die höchsten Überschüsse in der Geschichte? Unter John F. Kennedy. Auch er kürzte die Steuern. Er war ein angebotsseitig-orientierter, wachstumsfreudiger Präsident.

«Zeit meines Lebens habe ich tatsächlich häufiger die Demokraten gewählt als die Republikaner»

Bill Clinton war ebenfalls so. Ich habe ihn zweimal gewählt. Er reduzierte die Staatsausgaben im Verhältnis zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts und zwar stärker als fast alle seine Nachfolger. Darum habe ich ihn damals auch unterstützt.

Parteizugehörigkeit spielt für Sie also keine Rolle?

Seit meines Lebens habe ich tatsächlich häufiger die Demokraten gewählt als die Republikaner. Ich war ein Kennedy-Demokrat, ein Clinton-Demokrat, aber ein Reagan-Republikaner. Für mich steht immer die wirtschaftliche Optik im Vordergrund.

Sie «outen» sich als Wendehals.

Nein, ganz und gar nicht. Die anderen haben ihre Meinung gewechselt. Ich nicht. Darum wollte ich auch nie einen Job in der Administration.


Der 77-jährige Arthur B. Laffer zählt zu den angesehensten US-Ökonomen. Er studierte und promovierte an den Universitäten von Yale und Standord. Er ist der Erfinder der nach ihm benannten Kurve und gilt als Verfechter einer angebotsseitig-orientierten Wirtschaftspolitik. In den 1980er-Jahren war er einer der wichtigsten Wirtschaftsberater von US-Präsident Ronald Reagan und war massgeblich an der Umsetzung des damaligen Steuersenkungsprogramms beteiligt. Heute steht er aus gleichen Gründen der Administration von US-Präsident Donald Trump nahe.

Das Interview mit Arthur Laffer fand in Zürich-Regensdorf an der diesjährigen 33. ZfU-Kapitalanlegerkonferenz statt.