In den vergangenen Monaten haben sich die Geldwäscherei-Skandale am Schweizer Bankenplatz massiv gehäuft. Die Spuren führen dabei immer wieder in die Schwellenländer.
Für Mark Branson, den Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), ist es Banking im «roten Bereich». Nicht weniger als 15 hiesige Institute seien stark exponiert gegenüber Geldwäscherei-Risiken, warnte der Oberaufseher des Schweizer Finanzplatzes.
Das war im letzten Oktober. Und auch danach reissen die Schlagzeilen über die Verwicklung von Schweizer Banken in Korruptions-Skandale nicht ab. Dies, nachdem sich die Affären und Skandale bereits in den letzten Monaten massiv gehäuft hatten. Die Spuren zeigten dabei ein ums andere Mal in die Schwellenländer. Diese gelten gerade bei den Privatbanken als letzte Bastionen des Wachstums.
Banken in Geiselhaft
Die «Panama Papers», der Petrobras-Skandal und die Affären um den malaysischen Staatsfonds 1MDB sowie um die Funktionäre des Weltfussball-Verbands Fifa: Immer wieder entpuppten sich die vermeintlichen Boom-Märkte als Fluch für das Swiss Banking.
Das stellte auch Finma-Direktor Branson fest. Auf der Warnliste seiner Behörde befinden sich «vor allem Institute, die in der Vermögensverwaltung tätig sind, oft mit Kunden aus Schwellenländern», sagte er.
Die Schweiz als Hort der Geldwäscherei – das passt so gar nicht zum Saubermann-Image des Finanzplatzes, der sich nach den Affären um Potentaten-Gelder in den 1990er-Jahren harten Geldwäscherei-Richtlinien unterwarf. Trotzdem kommen heute Beobachter zum Schluss: «In zwei von drei Fällen landeten wird am Paradeplatz».
Noch alarmierender ist ein Befund, den es so bisher im Swiss Banking nicht gegeben hatte. Hiesige Häuser hatten angesichts der Wachstumschancen nicht nur beide Augen zugedrückt. Sie haben sich von ihren Kunden regelrecht «hijacken» lassen, sich also in Geiselhaft begeben.
Compliance als Affront
Dies zeigte insbesondere der Fall 1MDB. Drahtzieher im Korruptions-Skandal um den malaysischen Staatsfonds missbrauchten offenbar ihre Machtstellung bei der Zürcher Falcon Private Bank, um Warner von der Compliance-Stelle mundtot zu machen. Bei der Tessiner BSI machten sie als Kunden Druck, in dem sie Kontrollfragen der Bank als persönlichen Affront hinstellten.
In beiden Fällen haben die Geiseln einen hohen Preis bezahlt. Die BSI wurde von der Finma und der Singapurer Aufsicht MAS im letzten Mai regelrecht aus dem Verkehr gezogen. Falcon sah sich gezwungen, ihr Geschäft in Singapur aufzugeben.
Derweil laufen Untersuchungen von Finma, der Schweizer Bundesanwaltschaft und ausländischer Behörden gegen diverse Schweizer Institute. Diesbezüglich dürften nicht nur 2016, sondern auch das kommende Jahr als «annus horribilis» in die Geschichte des Swiss Banking eingehen. Vom Reputations-Blackout für die Branche ganz zu schweigen.
Veränderte Wetterlage
Nun zeichnet sich auch in den Schwellenland-Regionen ab, dass die Gangart gegen Korruption und Steuerdelikte härter wird. Steueramnestien in Südamerika und Asien künden von der veränderten Grosswetterlage in den neuen Märkten.
Schweizer Banker sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wie mahnte doch Branson im Oktober: «Die Frage ist, ob wir uns in ein paar Jahren wieder mit Fällen beschäftigen müssen, die heute passieren.»