KI – welche Schweizer Banken unter Zugzwang stehen
Generative künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. KI wird zweifellos auch die Finanzbranche verändern. Accenture-Bankenspezialist Daniel Kobler über die Trends und was jetzt gefragt ist.
Für Daniel Kobler von Accenture steht fest: «Es geht nicht mehr darum, weitere Möglichkeiten zu diskutieren, wie man generative KI einsetzen könnte. Entscheidend ist die strategische Priorität auf das Thema und die konsequente Umsetzung.»
Gefordert seien vor allem diejenigen Schweizer Institute, die im internationalen Wettbewerb stehen, insbesondere in der internationalen Vermögensverwaltung. Für sie ist die Herausforderung besonders gross. «Die angelsächsischen Institute, die bereits im Finanzgeschäft zu den härtesten Konkurrenten zählen, sind in Sachen Technologie viel risikofreudiger», betont er. Da werde das Potential der Technologie viel konsequenter umgesetzt.
Accenture-Bankenexperte Daniel Kobler. (Bild: zVg)
«Swiss Finish» als Vorteil
Die helvetischen Institute gehen zwar nicht solche Risiken ein wie ihre angelsächsischen Mitbewerber, dafür geniessen sie laut Kobler einen anderen Vorteil: die hohe Service-Qualität gepaart mit sehr guten Investment-Produkten. «Wenn es ihnen gelingt, diesen ‹Swiss Finish› mit KI zu kombinieren, dann werden sie noch erfolgreicher sein.»
Allerdings bleibt nicht viel Zeit für den Wandel. Kobler: «Wer bei den ersten ist, profitiert kurzfristig am meisten», ist er überzeugt.
Hohe Kosten ein Problem für kleinere Institute
Bei den inlandorientierten Banken , die vor allem den Schweizer Markt bedienen, ist die Wettbewerbssituation eine andere. «Hier geht es vor allem darum, die richtigen Value Pools von GenAI zu adressieren», erläutert Kobler. Bei ihnen werden jedoch die Kosten das grosse Thema sein. «Systeme mit KI sind teure Investitionen. Da haben die kleineren Institute einen Nachteil», sagt er.
Das Handlungsfeld ist gross. Generative KI beeinflusst die Entwicklung neuer Produkte und -dienstleistungen in verschiedenen Bereichen der Banken.
So sorgen beispielsweise virtuelle Finanzassistenten für mehr personalisierte Beratung und interaktive Kommunikation rund um die Uhr. Dies senkt die Kosten und erhöht die Kundenzufriedenheit.
KI hilft, Systeme sicherer zu machen
Die Risikobewertung profitiert davon, dass KI-Modelle viel umfangreichere Datenquellen analysieren können als ein Mensch und so das Risiko von Krediten und Investitionen genauer bewerten können.
Generative KI hilft aber auch, das Vertrauen in die Systeme und Institute zu erhöhen, weil sie viel schneller verdächtige Aktivitäten erkennen und automatisierte Massnahmen ergreifen kann, um finanzielle Verluste zu minimieren.
Kundenberater müssen umdenken
Die Schlüsselfiguren im Finanzsektor der Zukunft werden Datenwissenschafterinnen, KI-Spezialisten und KI-Ethikerinnen sein.
Doch auch bestehende Rollen verändern sich. Kundenberater müssen sich zu Hybridexperten entwickeln, welche die Stärken der KI nutzen und gleichzeitig die menschliche Komponente im Kundenkontakt bewahren.