Schwarze Konten, korrupte Politiker, Schweizer Banker, ein Hollywoodstar und eine Armada von Ermittlern: finews.ch entwirrt das Geflecht im 1MDB-Skandal.
Die Drahtzieher
Der malaysische Premierminister Najib Razak ist eine der Schlüsselfiguren im 1MDB-Skandal. Die Idee für den Malaysian Development Berhad (MDB), eines Staatsfonds zur Standortförderung, geht auf ihn zurück. Doch scheint es, als ob Razak und seine zweite Ehefrau Rosmah Mansor den Staatsfonds bloss zur persönlichen Bereicherung genutzt hätten.
Über eine Milliarde Dollar soll Razak während seiner Amtszeit seit 2009 angehäuft haben. Über ein Konto der Falcon Private Bank (vgl. weiter unten «Die Banken») waren 681 Millionen Dollar auf ein Razak-Konto überwiesen worden.
Der Premierminister hat bislang alles abgestritten. Die eigenen Untersuchungsbehörden haben ihn reingewaschen. Dennoch hat seine Verwicklung in diesen Skandal eine Staatskrise in Malaysia ausgelöst. Seine Ehefrau soll Millionen von Dollar für Schmuck, Schuhe und Modekleidung mit Kreditkarten von 1MDB-Konten bezahlt haben.
Der dritte im Bunde des Razak-Clans ist Riza Aziz, Stiefsohn des Premiers. Auch auf seinen Konten sind zig Millionen von Dollar aus 1MDB-Kassen geflossen. Pikant sind die Verbindungen nach Hollywood (im Video mit Produzentenpartner Joey MacFarland).
Aziz soll mit 1MDB-Geldern seine Film-Produktionsfirma Red Granite gestartet haben. Er finanzierte den Erfolgsstreifen «Wolf of Wall Street» mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle (vgl. weiter unten «Nebendarsteller). Der Filmstar und der Produzent waren zeitweise eng befreundet und feierten dabei wilde Parties.
Aziz' enger Freund ist der chinesischstämmige Jho Low und zugleich die Hauptfigur im 1MDB-Skandal. Noch keine 30 Jahre alt, wurde Jho Low 2009 Berater des Staatsfonds. Praktisch gleichzeitig begann er als wilder Partylöwe mit extrem tiefen Taschen Schlagzeilen zu machen. Zu seiner Entourage zählte zeitweise Paris Hilton.
Mit Leonardo DiCaprio feierte er Geburtstage und zockte in Las Vegas – der Hollywoodstar dankte es ihm offiziell.
Low gab innert wenigen Jahren hunderte von Millionen Dollars auf Kunstauktionen aus, für Luxusapartments in Manhattan oder für eine Riesenjacht. Er selber inszenierte sich als flamboyanter Investor und Leiter seines Family Offices Jynwel Capital.
Seine Bank war die Tessiner BSI, sein Kundenberater dort Yak Yew Chee. (vgl. «Die Banker»). Low baute mehrere Schatten- und Briefkasten-Firmen auf, die ihre Konten bei der BSI hatten und als Geldschleusen funktionierten. Gegen Low wird inzwischen international ermittelt. Die Behördne haben zahlreiche seiner Kunstschätze und Immobilien beschlagnahmt und Konten gesperrt. Low selber soll sich nun in Taiwan aufhalten, wo er vor Auslieferungsbegehren angeblich sicher ist.
Zum Geflecht der 1MDB-Drahtzieher gehören auch Khadem al-Qubaisi (Bild oben, mit Ex-Falcon-Chef Eduardo Leemann) sowie Mohamed Badawy al-Husseiny, zwei ehemals einflussreiche Beamte des Abu-Dhabi-Staatsfonds IPIC und ehemalige Verwaltungsräte der Falcon-Bank.
Beide sitzen inzwischen in Haft. Ihnen wird vorgeworfen, sich an den Erlösen einer 1-MDB-Anleihe bedient zu haben. Gleichzeitig waren es Qubaisi und Husseiny, welche die Transaktionen bei der Falcon veranlasst haben.
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