Ein 34-jähriger Investor aus Malaysia steht im Zentrum des 1MDB-Skandals – und ist für den Sturz der BSI mitverantwortlich. Sowohl in Asien als auch in den USA laufen Untersuchungen gegen den Partylöwen, der mit Millionen nur so um sich schmiss.
Auf den ersten Blick ist Jho Low genau jener Typ Kunde, welcher von den Schweizer Privatbanken auf dem asiatischen Markt so heiss umworben ist: Bestens vernetzt, in Eliteschulen in Grossbritannien und in den USA ausgebildet, aus reicher Familie stammend und Geschäftsmann mit Sitz in Hongkong, der das Vermögen seiner Familie und von Freunden verwaltet.
Und nun erweist er sich als genau jene Sorte von Kunden, die Gift für das Schweizer Private Banking sind.
Von Hongkong nach Hollywood
Wie aus dem Nichts tauchte der chinesisch stämmige Malaysier ab 2008 an den Hotspots des internationalen Jetsets auf, schmiss Champagner getränkte Parties mit Paris Hilton oder Lindsay Lohan, ersteigerte für zig Millionen Bilder von Pablo Picasso oder Jean-Michel Basquiat und kaufte in New York für weitere zig Millionen Apartments.
Seine Beziehungen reichten von Asien über den Nahen Osten bis nach Hollywood, wo er bei seinem Londoner Freund Riza Aziz ins Filmproduzenten-Geschäft miteinstieg.
Mit 25 der erste grosse Deal
Dank seiner Beziehungen aus den Elite-Schulen gelangen Jho Low – oder «Jay Low» wie er gerne genannt wird – als kaum 25-Jähriger mit Geldern aus Kuwait finanzierte Immobiliendeals.
Die Bekanntschaft mit Aziz erwies sich für den flamboyanten Jung-Investor aber als besonders wegweisend: Dieser ist der Sohn von Rosmah Mansor und damit der Stiefsohn von Malaysias Premierminister Najib Razak.
Über 6 Milliarden Dollar
Razak setzte 2008 den Staatsfonds 1MDB auf – mit Low als Berater. Diese Funktion ist auf seinem Linkedin-Profil inzwischen gelöscht.
Der Staatsfonds steht im Mittelpunkt von internationalen Untersuchungen, die inzwischen Strafverfolgungsbehörden in den USA, Europa und in Asien auf den Plan gerufen haben – und der auf für den Fall der Tessiner Privatbank BSI steht.
Über 6 Milliarden Dollar sollen seit 2009 durch den Staatsfonds über Konten von Schweizer Privatbanken und Offshore-Firmen in die Taschen von Razak, weiteren Politikern in Malaysia sowie Scheichs im Nahen Osten geflossen sein – und in die von Low.
Mehrere Konten
Er war nach 2009 der lukrativste Kunde der BSI gewesen. Dank ihm kassierte sein Berater Yak Yew Chee jedes Jahr Boni in Millionenhöhe und erhielt Dankesschreiben vom damaligen BSI-CEO Alfredo Gysi.
Gemäss des in Sachen 1MDB sehr gut informierten Blogs «Sarawakreport» hatte Low mehrere Offshore- und Schattenfirmen aufgebaut – Good Star, SRC, Aabar und Brazen Sky –, die allesamt Konten bei der BSI hatten und als Geldschleusen funktionierten.
Es waren Konstruktionen, welche für Geldwäscherei prädestiniert waren und gemäss Finma unter den Augen des BSI-Managements dafür auch benutzt worden waren.
Erst bei Coutts
Die BSI hätte dies vermeiden können. Denn Low war nach dem Start von 1MDB zunächst Kunde bei der Coutts Privatbank gewesen – sein Berater war damals schon Yak Yew Chee und dessen Chef Hanspeter Brunner.
Gemäss malayischen Untersuchungsberichten sollte 2009 eine Zahlung von 1MDB über 700 Millionen Dollar über Coutts in Zürich auf ein Good-Star-Konto überwiesen werden. In der Compliance von Coutts leuchteten die Alarmglocken, da unklar war, wer der Eigentümer von Good Star war.
Wenig später ging die Transaktion dennoch durch – offenbar hatte Low bei seinen Coutts-Beratern in Singapur interveniert.
Kurz darauf der Exodus bei Coutts
Kurze Zeit nach dem Deal machte ein bislang beispielloser Exodus von Coutts-Bankern in Singapur internationale Schlagzeilen: Brunner wechselte mit über 70 Bankern zur BSI.
Fortan betreute diese den Regenmacher aus Malaysia und verdiente dank überhöhter Gebühren gutes Geld. 95 Millionen Franken Gewinn zieht die Finma von der BSI wieder ein.
Lows Schlüsselrolle im 1MDB-Skandal war bereits vergangenes Jahr bekannt geworden, seither hat er sich auch öffentlich gegen die Vorwürfe gewehrt.
Intrige, Sündenbock
In Interviews mit dem Magazin «Euromoney» und mit der «South China Morning Post» wehrte er sich, er errege halt Verdacht, weil er sehr schnell zu sehr viel Geld gekommen sei. Er sei Opfer einer Intrige und müsse als Sündenbock herhalten.
Auf alle Fälle muss Jho Low in letzter Zeit kürzer treten: Das FBI in den USA untersucht ebenfalls seine Transaktionen und Geschäfte.
Kürzlich verkaufte er an einer Auktion in New York ein Basquiat-Bild für 35 Millionen Dollar sowie seinen Anteil am Park Lake Hotel in Manhattan – möglicherweise sind dies Anzeichen, dass Low juristische Probleme ihn inzwischen auch finanziell einholen.