S.D. Prinz Philipp von Liechtenstein nimmt Stellung zum Prozess gegen die Fürstenbank, bei dem ein Kunde auf 13 Millionen Euro Schadenersatz klagt.

Prinz_PhilippDurchlaucht, der deutsche Staatsbürger Elmar S. hat die LGT Bank auf 13 Millionen Euro verklagt. Am kommenden Mittwoch beginnt vor dem Landgericht in Vaduz der Prozess. Wie sind Ihre Erwartungen?

Prinz Philipp: Um es gleich klar zu stellen: Die Klage richtet sich gegen die Fiduco Treuhand AG, da die LGT Treuhand im Frühjahr 2009 von der First Advisory Group in Vaduz übernommen wurde und nun unter neuem Namen firmiert. Was allfällige Ansprüche anbelangt, haben die LGT und die Käuferin das Vorgehen für solche Fälle im Rahmen des Kaufvertrages definiert.

Trotzdem, sollte der Kläger Erfolg haben, müssten Sie wohl mit einer Prozesslawine rechnen. Weitere Anwälte sollen ähnliche Klagen bereits vorbereitet haben.

Das Gericht wird feststellen müssen, ob und was falsch gelaufen ist. Wir hatten in der Vergangenheit auch schon solche Fälle, bei denen der Kläger aber nicht durchkam. Man kann uns nicht für alles Schalten und Walten eines Kunden verantwortlich machen.

Der Kläger argumentiert, dass er über den Datendiebstahl hätte informiert werden sollen. Dann hätte er sich selbst anzeigen können und wäre straffrei ausgegangen, weil er von der damaligen Steueramnestie in Deutschland hätte profitieren können.

Man muss das alles natürlich schon auch in einen zeitlichen Kontext stellen. Der Datendiebstahl bei der LGT Treuhand fand im Jahr 2002 statt, während die Steueramnestie 2004 war. Der Kunde hätte also immer noch genügend Zeit gehabt, sich zu stellen. Jeder Kunde trägt ja auch eine gewisse Verantwortung und muss für Konsequenzen seines Tuns einstehen. Alles einfach auf die Bank abzuschieben, geht nicht.

Inwiefern hat der Datendiebstahl und der nun anstehende Prozess der LGT-Gruppe geschadet?

Von einer Klagewelle gehe ich ehrlich gesagt nicht aus. Aber ein gewisser Reputationsschaden ist nicht abzusprechen, zumal das Interesse in manchen Kreisen schon da ist, unserer Bank respektive unserem Finanzplatz zu schaden.

Dieses Ziel dürfte durchaus schon erreicht worden sein.

Allerdings muss man sich fragen, mit welchen Mitteln. So wie die Unterlagen seinerzeit gestohlen und später verwendet wurden, ist und bleibt umstritten, besonders für einen Rechtsstaat. Dieser Tatbestand liegt jenseits einer gewissen moralischen und juristischen Grenze. Das Rechtsempfinden dafür ist fast schon eine philosophische Frage. Aber es ist klar, dass diese Vorfälle zumindest Schürspuren bei uns hinterlassen.

Hat die LGT-Gruppe Massnahmen getroffen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen?

Natürlich, wobei es immer wieder Momente geben wird, bei denen ein Datendiebstahl nicht auszuschliessen ist – etwa bei der Neueinführung eines IT-Systems. Wir haben in der Tat aus den Erfahrungen gelernt und die Sicherheitsstufen intern wesentlich erhöht. Wir gehen restriktiver mit den Kundendaten um. Der Zugriff auf Kundendaten wurde eingeschränkt, und wir können mehr Rückschlüsse ziehen, wer wann Zugriff auf die Daten hatte. Wir haben überdies die Ausbildung unserer Mitarbeiter angepasst.

 


Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, geboren 1946, ist Stiftungsrat der LGT Group Foundation. Er studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an den Universitäten von Bonn und Basel, bevor er ins Bankwesen einstieg. Er arbeitete unter anderem bei der Hambros Bank sowie bei der Banque Rothschild in Paris.

Von 1979 bis 1981 war er Präsident des Aufsichtsrats der Liechtensteinischen Landesbank, bevor er 1981 zur LGT-Gruppe wechselte. Dort bekleidete er diverse Leitungsfunktionen bevor er 2001 Chairman des LGT Group Executive Committee wurde. Diese Position hatte er bis im April 2006 inne. Seit 2001 ist Prinz Philipp überdies Präsident des Stiftungsrats der LGT Group Foundation (ehemals Liechtenstein Global Trust).

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