Der Schweizer Börsenexperte Marc Faber setzt weiterhin auf Gold, räumt aber ein, dass dessen Bewertung immer schwieriger werde.
Marc Faber hält physisches Gold, vorzugsweise in Singapur und Hongkong, weil es dort am sichersten sei, sagt der Schweizer Börsenexperte in einem neuen Interview mit Egon von Greyerz auf der Online-Plattform «Gold Switzerland».
Ausserdem sieht Faber in den Aktien von Goldminen derzeit eine Kaufgelegenheit, da sie überverkauft seien und sich parallel zum Goldpreis erholen dürften.
Was eine Preisblase auszeichnet
Trotz des massiven Preiseinbruchs im vergangenen Frühjahr und der darauf folgenden Erholung sieht Faber im Gold keine Blase. Er erinnere sich an die Entwicklung in den siebziger Jahren, als das Gold von 450 Dollar die Unze in nur drei Monaten auf 850 Dollar gesprungen sei. Preisblasen, so Faber, zeichneten sich dadurch aus, dass es zuletzt zu einer fast vertikalen Entwicklung der Notierungen komme. Und dies habe man im Gold bislang nicht beobachten können, betont der Schweizer.
Ein weiteres Merkmal einer Preiseblase sei, dass eine Vielzahl von Investoren involviert seien, wie dies vor 15 Jahren an der US-Wachstumsbörse NASDAQ und den High-Tech-Aktien der Fall war; Ähnliches liess sich auch bis 2007 beobachten, als die Leute im amerikanischen Immobilien-Markt investiert haben.
Erinnerungen an die Zeit bei Drexel Burnham
Faber erinnert sich im Interview auch an seine Zeit, als er in den siebziger Jahren bei Drexel Burnham arbeitete. Das Büro sei wie ein Casino gewesen, die Leute hätten 24 Stunden lang Gold gehandelt. Das alles sei heute nicht der Fall.
Faber stellt allerdings auch fest, dass es heute im Zeitalter der Nullzins-Politik in vielen Ländern und einem permanenten Geldrucken immer schwieriger werde, den fairen Preis von Gold zu bestimmen.
Ist ein «Warhol» teuer?
Immobilien im Londoner Mayfair-Viertel oder an der New Yorker Park Avenue seien im Vergleich zu einer bestimmten Summe an «Papiergeld» durchaus teuer, möglicherweise aber auch nicht. «Ist ein «Warhol» teuer? Immerhin stieg dessen Wert in den letzten zehn Jahren wohl um den Faktor 12; aber auch die Geldmenge hat sich in diesem Zeitraum enorm erhöht», erklärt Faber.
Relativ gesehen sei Gold deshalb nicht teuer, verglichen mit einem «Warhol», Luxusimmobilien oder der gestiegenen Anzahl an Milliardären auf dieser Welt.
Milliardäre müssen aufpassen
Letzlich sollten sich alle Investoren im Klaren darüber sein, was ihr Ausfallrisiko sei. Ein Kleinsparer, der auf einem Konto bei einer Grossbank 100'000 Franken habe, müsse nichts befürchten.
Anders sei es bei jemandem, der eine Milliarde Franken bei einem Finanzinstitut halte. Gerade diese Bank in wirtschaftliche Schwierigkeiten, sei es gut möglich, dass er die Hälfte davon verliere. Daher müsse die Frage, was in der heutigen Welt sicher sei, je nach Anlegerprofil beantwortet werden.
Gold wird keine Handelswährung
Die Erfahrung zeige, dass vor allem Immobilien, Blue-Chips, also Aktien von sehr guten und grosskapitalisierten Firmen wertbeständig seien, und Gold, weil es über längere Zeiträume oftmals an Wert gewinne, knapp sei und nicht von allen Regierungen gleichzeitig konfisziert werden könne.
Faber glaubt nicht, dass sich Gold in absehbarer Zeit zu einer eigentlichen Handelswährung entwickeln wird. Er schliesst jedoch nicht aus, dass viele Menschen in das gelbe Edelmetall flüchten könnten, sofern es zu einer massiven Inflation kommen würde, zumal dann das «Papiergeld» rasant an Wert verlieren würde.
Zentralbanken werden kollabieren
Eher geht der Schweizer Börsenexperte davon aus, dass die Kräfte des Marktes die Zentralbanken mittel- bis langfristig zerstören könnten. Zwar könnten die Notenbanken theoretisch nicht kollabieren, da sie im Prinzip unbegrenzt Geld drucken können. Doch irgendwann einmal werde das Finanzsystem mit all seinen Derivaten und dem Leverage in sich zusammenbrechen – genauso wie ein Unternehmen in der Privatwirtschaft Pleite gehe.
Dann werden die Regierungen der betroffenen Länder gezwungen sein, Abmachungen untereinander zu treffen, die auf Gold beruhen», sagt Faber. Es habe nie einen reinen Gold-Standard gegeben, sondern neben diesem Regulativ habe es immer auch «Papiergeld» gegeben, allerdings habe sich das Papiergeld über längere Zeiträume am Goldpreis orientiert.
«Ich glaube, vieles deutet darauf hin, dass wir wieder zu einem solchen Gold-Standard» zurückkehren», sagt Marc Faber.