Mit der Quantum Global Gruppe hat der angolanisch-schweizerische Doppelbürger Jean-Claude Bastos de Morais einiges vor, wie er im Interview mit finews.ch erklärt.
Jean-Claude Bastos de Morais hat in den letzten Jahren eine international tätige Firmengruppe etabliert, die in den Bereichen Finanzierung, Vermögensverwaltung und Immobilienentwicklung tätig ist. Sie beschäftigt derzeit 60 Fachleute und verwaltet rund 8 Milliarden Franken.
Diese Woche machte der 45-jährige Bastos de Morais in einem Gerichtsverfahren in Zug von sich reden, wo er seine Berufung zurückzzog, so dass er nun eine Geldstrafe bezahlen muss. Worum ging es dabei?
Herr Bastos, vorab zu aktuellen News, Sie haben im Fall «ProKMU Invest» Ihre Berufung zurückgezogen. Weshalb?
Mit dem Verzicht auf einen Weiterzug wollte ich das seit bald zehn Jahren dauernde Verfahren endlich abschliessen. Zur Erinnerung: Im Juli 2011 wurden ich und der frühere CEO Marcel Krüse in allen wesentlichen Anklagepunkten freigesprochen. Insbesondere wurde festgestellt, dass wir uns selber in keiner Art und Weise unrechtmässig bereichert hatten.
«Ich möchte mich auf meine Strafanzeige konzentrieren»
Übrig blieb lediglich eine bedingte Geldstrafe und eine Busse wegen zweier formell nicht korrekter Lohnzahlungen an Dritte, eine davon an einen Familienvater mit vier Kindern, der ohne diese Zahlung in gravierende finanzielle Schwierigkeiten geraten wäre.
Nochmals, warum haben Sie Ihre Berufung zurückgezogen?
Ich möchte mich nun vielmehr auf meine im November 2012 unabhängig davon eingereichte Strafanzeige gegen Ex-BVK-Chef Daniel Gloor und Alfred Castelberg konzentrieren. Nach dem Einstieg der Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich (BVK) in die ProKMU invest AG verlangte Gloor mehrmals illegale Kickback-Zahlungen an ihn persönlich, welchen wir aber nicht entsprachen.
«Das würde unsere Verurteilung relativieren»
Gloor und Castelberg beschlossen darauf, die ProKMU basierend auf einem Gutachten von Castelberg's Firma Argus Finanz AG zu liquidieren und eine Strafanzeige wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen mich und Marcel Krüse zu erstatten.
Was wurde daraus?
Mittlerweile ist die ursprüngliche Fassung des Gutachtens aufgetaucht, in welcher der BVK keine Liquidation, sondern lediglich ein Verkauf der Aktien empfohlen wurde. Sollte sich herausstellen, dass die Liquidation unnötig war, würde dies auch unsere Verurteilung relativieren, denn ohne den unnötigen Liquidationsbeschluss wären die Zahlungen nicht beanstandet worden.
In der Schweizer Finanzszene sind Sie seit 2003 tätig – somit also noch ein relativ junger Akteur. Wie sind Sie überhaupt mit diesem Business in Berührung gekommen?
Meine ersten Schritte in der Geschäftswelt habe ich bereits während meines Studiums an der Universität in Fribourg unternommen. Im Rahmen eines Ratingprozesses bewertete ich regelmässig Kleinstfirmen. In der Folge konnte ich verschiedene M&A-Transaktionen (Firmenkauf- und Verkaufstransaktionen) realisieren.
«Ich bin sozusagen in die Szene hineingerutscht»
Später baute ich gemeinsam mit einigen Studienkollegen eine so genannte Matching-Plattform für Firmen auf, die bestimmte finanzielle Bedürfnisse hatten. Wir traten als Vermittler zwischen einzelnen Interessenten auf. Auf diese Weise bin ich in die Szene sozusagen «hineingerutscht». Mein so erworbenes Fachwissen habe ich dann nach dem Studium durch meine Tätigkeit bei einem internationalen Beratungsunternehmen professionalisiert.
Den Schritt ins Unternehmertum wagte ich in den neunziger Jahren, als ein Kunde meines Arbeitgebers meine Dienstleistungen abwarb und so mein erster eigener Auftraggeber wurde. Während dieser arbeitsintensiven Zeit baute ich meine Tätigkeiten im Venture-Capital- und Private-Equity-Bereich aus.
Sie sind in der Schweiz aufgewachsen, haben jedoch auch afrikanische Wurzeln. Wie kommt das?
Mein Vater ist Angolaner und meine Mutter stammt aus der Schweiz. Die Verbindung zu Angola ist nie abgerissen. Wir haben sie immer aufrecht erhalten, zumal ein Grossteil meiner Familie nach wie vor dort lebt. Nach dem Kriegsende in Angola bin ich selber dorthin gereist und erhielt die Möglichkeit, für eine staatliche Bank das Corporate-Finance-Geschäft (Unternehmensfinanzierungen und -transaktionen) aufzubauen.
«Ich verstehe mich als Vermittler»
So machte ich mich selbständig und verstehe mich seither als Vermittler zwischen der industrialisierten Welt und den Schwellenländern.
Wie haben Sie den Durchbruch geschafft?
Im Rahmen der Quantum Global Gruppe, deren Grundstein ich 2003 legte, entwickelten wir ein Investment-Modell. Dieses beruht auf 64 Indikatoren, die präzise Prognosen ermöglichen. Darauf aufbauend erstellten wir in einem zweiten Schritt ein virtuelles Portfolio, das nach unseren Annahmen investierte. Das System und die Ergebnisse haben wir verschiedenen Staatsfonds und Nationalbanken vorgestellt.
Solche Institutionen sollen ausgerechnet auf Sie gewartet haben?
Im Jahr 2006 kamen wir zum Schluss, dass die Börsenbewertungen weltweit viel zu hoch waren. Unserer Meinung nach hatten sie sich zu einer Blase entwickelt, die über kurz oder lang platzen würde. Erstaunlich war damals, dass man unseren Annahmen zwar zustimmte und sie auch anerkannte, aber man nahm uns doch nicht wirklich ernst.
«Plötzlich stieg das Interesse an uns schlagartig»
Damals verwalteten wir rund eine halbe Milliarde Franken.
Wie ging es weiter?
Wir haben weiter kontinuierlich über unsere Markteinschätzungen und Investments informiert. Als das von uns prognostizierte Szenario eintrat, stieg das Interesse an uns schlagartig.
Der gute Geschäftsgang nach der Krise von 2008 machte es möglich, unsere personelle Basis zu erweitern. Dies war die Grundlage, um in neue Bereiche und Märkte zu expandieren. Heute beschäftigt die gesamte Quantum Global Gruppe 60 Mitarbeiter. Ausserdem haben wir unsere Expertise in zahlreichen Schwellenländern, und zwar nicht nur in Afrika, sukzessive ausgebaut.
«Wir empfahlen, in Gold zu investieren – very, very long»
Darüber hinaus haben wir auch die Krise von 2010 antizipiert, indem wir früh von einem «Währungskrieg» und der damit verbundenen Staatsverschuldung sprachen. Wir sahen zunächst eher die Probleme in den USA – Europa kam erst später. Wir empfahlen damals, in Gold zu investieren – «very, very long». Das hat sich als absolut richtig erwiesen.
Heute betreuen wir rund 8 Milliarden Franken an Kundenvermögen.
Was ist Ihr Erfolgsrezept beim Investieren?
Gutes Asset Management ist für mich immer performanceabhängig und beruht auf konzisen Analysen. Zudem ist für eine klare Strategie eine eigene Meinung zwingend. Sie dürfen also nicht der «Masse» hinterher rennen. Sie müssen Ihre Akzente setzen.
«In China bilden sich die nächsten Blasen»
Wer Erfolg haben will, kann nicht bloss eigene Finanzprodukte seinen Kunden verkaufen und auf kurzfristige Performance ausgerichtet sein. Er sollte vielmehr gemäss dem Risikoprofil des jeweiligen Kunden langfristige, absolute «Returns» schaffen und unabhängig handeln.
Wer sind Ihre Kunden heute?
Institutionelle Kunden, Zentralbanken und Staatsfonds. Aus Gründen der Vertraulichkeit, kann ich keine Namen nennen.
Wo orten Sie die nächste Krise?
In Asien. Ich gehe davon aus, dass China kurz- bis mittelfristig in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten wird, weil sich dort die nächsten Blasen bilden – insbesondere im Immobilienbereich. Wir «shorten» bereits viele chinesische Positionen.
«In Europa sollte man auf Sicht fahren»
Im Gegensatz dazu gehen wir davon aus, dass es in den USA unternehmensseitig wieder nach oben geht. Allerdings wird sich der Dollar weiter abschwächen. Wir rechnen sogar damit, dass der Dollar ab einem bestimmten Zeitpunkt einbricht.
In Europa sollte man auf Sicht fahren und «Opportunity Driven» agieren, also ereignisbezogen investieren. Zumal die Entscheidungsprozesse auf dem Kontinent sehr komplex sind und die Situation von zahlreichen politischen Einflüssen abhängt.
Bleibt Gold der sichere Hafen gegenüber einer anhaltend volatilen Entwicklung an den Märkten?
Nach wie vor suchen viele Investoren Alternativen zu den herkömmlichen Anlagen und landen beim Gold. Allerdings hat das wertvolle Edelmetall seine Grenzen. Wenn Investoren bei jeder kleineren Krise ins Gold flüchten und dann wieder aussteigen, erhöht sich die Schwankungsanfälligkeit.
«Der Franken muss vom Euro wieder gelöst werden»
Hinzu kommt, dass viele Goldpositionen verbrieft, also physisch nicht unterlegt sind. Kommt es zu einer psychologischen Massenreaktion, könnte der Goldpreis enorm schnell in die Höhe steigen.
Lange galt der Schweizer Franken als «sicherer Hafen». Dann kam es zur Anbindung an den Euro. Seither sind sich die Anleger uneins, ob das gut war, und vor allem auch, was das kostet. Wie gehen Sie als Investor damit um?
Der Schweizer Franken muss von der Euro-Anbindung wieder gelöst werden, ansonsten importieren wir eine riesige Inflation. Ich gehe davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank die Euro-Untergrenze wieder aufgeben wird.
«Manche Leute vergessen, dass die Schweiz souverän ist»
Die Kosten dafür werden irgendwann zu hoch. Zusätzlich ist durch die Anbindung auch das bewährte Instrumentarium, etwa die Steuerung der Wirtschaft durch Leitzinsfestsetzungen, begrenzt. Damit ist die Unabhängigkeit unserer Notenbank eindeutig eingeschränkt.
In Deutschland wird weiterhin über das Steuerabkommen gestritten. Ausserdem belastet der anhaltende Steuerstreit mit den USA den hiesigen Finanzplatz. Was ist Ihre Einschätzung auf diesem Gebiet?
Die Schweiz ist ein souveräner Staat, das vergessen manche Leute scheinbar. Wir sollten uns daher wieder verstärkt auf unsere eigenen Werte besinnen und antizyklisch denken. Dazu gehört auch, dass wir eine passende Antwort finden, nun, da das Steuerabkommen mit Deutschland gescheitert ist, nachem diese Woche auch der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag den Vertrag verworfen hat.
«Ein gutes Netzwerk ist entscheidend»
Was die aktuelle, zugegebenermassen komplexe und diffizile Situation zeigt, ist, dass uns heute Leute fehlen, die sich positionieren und unser Land nach aussen verteidigen. Ich konstatiere auch, dass hier versucht wird, einen Konkurrenten – den Finanzplatz Schweiz – zu schwächen.
Ihr Advisory Board ist mit hochkarätigen Personen bestückt, darunter der frühere UBS-CEO Marcel Rohner, Ernst Welteke, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, oder André Schneider, lange Zeit operativer Leiter des World Economic Forum (WEF). Wie kamen Sie mit diesen Leuten in Kontakt?
Ein gutes Netzwerk ist entscheidend, das habe ich früh schon realisiert. Marcel Rohner und Ernst Welteke kenne ich bereits seit vielen Jahren. Wir haben uns auf verschiedenen Veranstaltungen getroffen. Darüber hinaus haben wir bei der Quantum Global Group viele Kontakte über Interessenvereinigungen, Business-Clubs und auch Verbände etabliert.
Für uns ist das Advisory Board so wichtig, weil wir durch die Vielseitigkeit unserer Gruppe auch entsprechende Expertise und Kompetenzen in diesem Gremium abbilden wollen – und müssen. Zudem ist der kontinuierliche Austausch für mich persönlich sehr wichtig und interessant.
Was haben Sie sich mit der Quantum Global Gruppe im nächsten Jahr vorgenommen?
Unsere Ziele sind sehr ehrgeizig. Im Gegensatz zu vielen unserer Konkurrenten wachsen wir derzeit mit 30 Prozent. Dieses Momentum wollen wir beibehalten und nutzen. Unser absoluter Vorteil ist unser Vorsprung in den so genannten Frontier Markets, insbesondere in Afrika. Wir haben früher als andere das Potenzial erkannt und entsprechend die Märkte früher als andere erschlossen.
Was macht Sie so zuversichtlich?
Für Afrika sind wir nicht kurz-, sondern ebenso mittel- und langfristig optimistisch. Wenn Sie sich allein die demografischen Prognosen anschauen, dass sich die Bevölkerung laut der Uno von heute 965 Millionen Menschen auf nahezu zwei Milliarden im Jahr 2050 verdoppelt, wird deutlich, welches Wachstumspotential die Region bietet.
«Insgesamt sind wir sehr optimistisch»
Für 2013 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Bruttosozialprodukt-Wachstum von 5,6 Prozent für die Emerging Markets vorhergesagt. Für Afrika rechnet er sogar mit 5,7 Prozent. Natürlich bringt dies gewaltige Herausforderungen mit sich, aber natürlich auch enorme Chancen.
Konkret?
Allein im Infrastrukturbereich werden sich spannende Möglichkeiten auftun. Der Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich Afrikas beläuft sich laut einer Studie der Weltbank bis 2020 auf jährlich 93 Milliarden Dollar. Aber wir wollen auch in anderen Schwellenländern etablieren. Insgesamt sind wir sehr optimistisch.
Wie sehen Sie die Entwicklung an den Finanzmärkten in den kommenden 12 Monaten?
Grosse Chancen sehe in den Emerging und Frontier Markets. Diese sind bereits Teil unserer Asset Allocation. Darüber hinaus rechnen wir damit, dass die USA zwar langsam wachsen, aber eine Rezession vermeiden können. Letztlich werden sich Republikaner und Demokraten einigen und die Fiskalklippe («Fiscal Cliff») umschiffen. Ausserdem denke ich, dass die US-Konzerne ihre Hausaufgaben gemacht haben und nächstes Jahr gute Zahlen ausweisen werden.
Sind Sie unserem Kontinent gegenüber ebenso positiv gestimmt?
Für Europa und die europäischen Aktienmärkte bin ich verhalten. Wie ich bereits erwähnt habe, sind die Entscheidungsprozesse komplex und langwierig. Das wird auch immer wieder zu Nervosität und Volatilität an den Märkten führen. Wir haben verschiedene unterbewertete Aktien im Visier.
«Im Fixed Income wird 2013 kaum was los sein»
Die lockere Geldpolitik und die damit verbundene Liquidität werden die Aktienkurse steigen lassen, zumal es sich bei Aktien um klassisches Sachkapital handelt und sich damit ein vernünftiger Schutz gegen steigende Inflationsraten bietet. In Europa sind wir opportunistisch unterwegs.
Wo orten Sie die grössten Risiken?
Andere Anlageklassen, die wir auf unserer «Watchlist» haben, sind natürlich die Währungen sowie die Rohstoffpreise. Im Fixed-Income-Bereich wird im nächsten Jahr kaum was los sein. Insbesondere Öl sollte jeder Investor im Auge behalten.
«Durch externe Schocks würde der Ölpreis anziehen»
Sollte es zu einem Militärschlag gegen den Iran kommen, wird durch diesen externen Schock der Barrel-Preis anziehen. Derzeit gehen wir aber nicht davon aus, dass es dazu kommen wird.
Jean-Claude Bastos de Morais absolvierte einen Master in Management an der Universität Fribourg. Im Anschluss begann er seine Karriere als Unternehmensberater bei Deloitte&Touche. Später arbeitete er bei Abegglen Management Consultants, bevor er diverse Funktionen im Senior Management respektive als CEO verschiedener internationaler Unternehmen und zahlreicher führender Ventures und Private-Equity-Projekten inne hatte.
Heute ist der 45-jährige Jean-Claude Bastos de Morais als international tätiger Geschäftsmann und Investor im Finanz-, Immobilien-, ICT- und Rohstoff-Sektor tätig. Seine Quantum Global Gruppe machte unlängst auch mit dem Kauf einer Prestige-Immobilie in New York von sich reden. Ausserdem ist Bastos de Morais einer der Initianten und Gründer der «African Innovation Foundation».