Die Prognosen für das gelbe Edelmetall sind gegensätzlicher denn je. Während der eine Anlagestratege harte Zeiten voraussagt, prophezeit ein anderer eine Vervierfachung.
Fondsmanager Ben Davies, Mitgründer von Hinde Capital, sieht in einem Interview mit der Nachrichtenagentur «Bloomberg» in den nächsten zwei, drei Jahren Goldpreise von bis zu 6'000 Dollar. Sein Hauptargument für die Preisexplosion ist die massive Geldmengenausweitung.
Für dieses Jahr sieht der CEO von Hinde Capital einen Preis von 2'000 Dollar pro Unze.
Die Blase wird platzen
Die Goldrallye sei vorüber, denn wir hätten es mit einer Blase zu tun, predigt hingegen Anlagestratege Dieter Wermuth von Wermuth Asset Management. Der Goldpreis müsse noch weiter fallen, schreibt er in einem Kommentar auf «Welt Online».
«What goes up must come down! Wenn ich mir vor Augen halte, dass sich der Preis in einer relativ kurzen Zeitspanne mehr als verfünffacht hat, komme ich nicht um die Erkenntnis herum, dass wir es wohl mit einer ziemlich dicken Blase zu tun haben», heisst es dort.
Zunehmende Verzweiflungstaten
Seiner Meinung würden nur Zinsen um den Nullpunkt einen hohen Goldpreis rechtfertigen und die Argumente für einen steigenden Goldpreis seien inzwischen Verzweiflungstaten. Er sieht zudem weder eine Inflationsgefahr noch sonst einen Grund, warum man Gold haben müsse.
Weil der Inflationsschutz des Goldes wegen der drohenden Deflation nicht benötigt werde, sei es derzeit nicht gefragt, schreibt er weiter.
Ebenso würden immer neue, immer exotischere und immer widersprüchlichere Kaufargumente gefunden, kritisiert Wermuth. Er nennt unter anderem die Gelddruckerei der Zentralbanken, die angeblich bald ausufernde Inflation oder das bevorstehende Ende des Euro.
Überraschend gute Noten für die Währungsunion
Es sehe nicht danach aus, als würde im Euro-Raum bald das Chaos ausbrechen und dass man daher Gold horten sollte, so Dieter Wermuth weiter. Zwar fehle ein überzeugender und von allen Seiten abgesegneter Plan, wie die Finanzkrise beendet werden könnte, fundamental stehe die Währungsunion aber nicht schlecht da, vor allem was die Leistungsbilanz (also die Auslandsverschuldung) und das aggregierte Haushaltsdefizit angehe, folgert Wermuth.