Die Luxembourger Banque Havilland veröffentlicht ihren Konzern-Geschäftsbericht für 2023. Das Haus mit Tochtergesellschaften in Vaduz und Monaco ist in die Gewinnzone zurückgekehrt. Allerdings wirft der Jahresbericht auch Fragen auf.
Eindrücklicher Turn-around bei der Banque Havilland: Wie der Hauptsitz in Luxembourg mitteilt, ist die Firma auf Gruppen-Ebene erstmals seit 2020 wieder profitabel. Die soeben publizierte Jahresrechnung 2023 weist einen Gewinn nach Steuern von 1,1 Millionen Euro auf. Im Vorjahr war noch ein Verlust in Höhe von 20,1 Millionen Euro resultiert.
Der Ertrag betrug 58,2 Millionen Euro (2022: 46,4 Millionen), wobei 28,1 Millionen auf das Zinsgeschäft, 15,3 Millionen auf das Kommissionsgeschäft, 9,7 Millionen aus Finanzanlagen und 5,0 Millionen aus übrigen Ertragsquellen stammten.
«Rückkehr zur Profitabilität»
Die Bilanzsumme belief sich per Ende 2023 auf 1,4 Milliarden Euro (weitgehend unverändert gegenüber 2022), die harte Eigenkapitalquote (CET1-Ratio) auf 30,6 Prozent.
Marc Arand, CEO der Banque Havilland, blickt auf ein «transformatives» Jahr zurück. «Die Rückkehr zur Profitabilität stellt einen wichtigen Meilenstein auf unserer strategischen Reise dar.» Die Bank sei dabei, sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft des Wealth Management zu konzentrieren und ihre Organisation zu vereinfachen.
Gute Zahlen aus Vaduz
Der Havilland-Konzern besteht neben dem Hauptsitz in Luxembourg aus Tochtergesellschaften in Monaco und Liechtenstein.
Vieles deutet darauf hin, dass das ansprechende Jahresergebnis in erster Linie der guten Performance der Liechtensteiner Einheit geschuldet ist, die auch in Zürich eine Niederlassung betreibt: sie verwandelte gemäss eigener Jahresrechnung 2023 einen Verlust von 11,5 Millionen Franken (2022) in einen Gewinn von 5,5 Millionen Franken (2023, finews.ch berichtete).
Es erstaunt demnach nicht, dass die Banque Havilland sich zukünftig verstärkt auf Liechtenstein und die Schweiz konzentrieren möchte.
Nebel von Fragen
Allerdings ist der Jahresbericht 2023 des Havilland-Konzerns auch von einem Nebel von Fragen umhüllt.
Über die verwalteten Vermögen und das Nettoneugeld auf Gruppenstufe gibt das Haus keine Auskunft. Bekannt ist lediglich, dass die Liechtensteiner Einheit mit rund 500 Millionen Nettoneugeld (plus 40 Prozent) ein bemerkenswertes Ergebnis einfuhr.
Auf Gruppenstufe werden keine Zahlen bekanntgegeben: «Banque Havilland kommuniziert in der Regel keine AuM Zahlen auf Konzernebene. Die liechtensteinische Einheit meldet die Zahlen aufgrund der lokalen regulatorischen Vorschriften.»
Von 17 auf 23 Millionen Verlust korrigiert
Speziell mutet das Country-by-Country-Reporting der Banque Havilland an, in dessen Rahmen das Unternehmen die Umsätze und Gewinne für die Einheiten Luxembourg, Monaco und Liechtenstein ausweist, nebst der nicht mehr operativ tätigen Londoner Niederlassung.
Für das Jahr 2022 hatte das Unternehmen im publizierten Geschäftsbericht angegeben, dass der Hauptsitz in Luxembourg einen Verlust von 17,4 Millionen Euro eingefahren habe. Im jetzt publizierten Geschäftsbericht für 2023 erhöht sich dieser, für 2022 ausgewiesene, Verlust auf 23,4 Millionen Euro, also um exakt sechs Millionen Euro.
Divergenzen für 2022
Einen korrigierten Geschäftsbericht 2022 gebe es allerdings nicht, da gemäss der Bank der Jahresbericht 2022 «längst veröffentlicht wurde und eine Tabelle in den Notes den Jahresabschluss als solches nicht wesentlich beeinflusst».
Während im Country-by-Country-Reporting die Zahlen von 2023 für die Liechtensteiner Einheit mit einem Gewinn von 7,6 Millionen Euro ungefähr mit dem Geschäftsbericht der Liechtensteiner Einheit (Gewinn von 5,5 Millionen Franken nach Steuern) übereinstimmen, divergieren sie für 2022 substantiell: Die Liechtensteiner Einheit meldete in ihrem Jahresbericht einen Verlust von 11,5 Millionen Franken, während der Konzern im Country-by-Country-Reporting einen Gewinn von 7,6 Millionen Franken für Liechtenstein angab.
«Unterschiedliche Rechnungslegungsstandards»
Gemäss der Bank ist die Diskrepanz zurückzuführen auf die «unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards zwischen Liechtenstein und Luxemburg, wo die Bewertung bestimmter Vermögenswerte unterschiedlich erfasst wird».
Auch zum Thema der regulatorischen Rückstellungen gibt sich das Luxembourger Bankhaus wenig auskunftsfreundig. Betragsmässig haben sich diese zwischen Ende 2022 und Ende 2023 nicht bewegt: zurückgestellt sind 6,4 Millionen Euro.
Drohende 10-Millionen-Busse in UK, Probleme in Monaco
Worauf sich diese Rückstellungen genau beziehen, wollte die Bank finews.ch nicht verraten. Die Rückstellung «bezieht sich in der Tat auf regulatorische Verfahren». Man könne sich aber «aus rechtlichen und regulatorischen Gründen nicht näher darüber äussern».
Es ist davon auszugehen, dass ein Teil eine drohende 10-Millionen-Pfund-Busse der Financial Conduct Authority in London betrifft, welche die Banque Havilland juristisch anficht.
Erst vor Tagen wurde bekannt, dass der Chef der Monaco-Einheit der Banque Havilland im Mittelmeer-Fürstentum Monaco im Visier eines Strafprozesses im Zusammenhang mit Geldwäsche steht, wie Bloomberg berichtete (Artikel bezahlpflichtig).
Strategie funktioniert
Aus der Sicht der Banque Havilland in Luxembourg ist das gute Jahresergebnis 2023 ein Hinweis darauf, dass sie mit der «Strategie ‹Excellence 2024› der Bank» die 2022 begonnen habe, gut unterwegs sei. «Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen dieser Strategie in den kommenden Jahren deutlicher sichtbar sein werden.»