Die frühere Top-Bankerin bei J.P. Morgan, Cindy Eicher, hat Anfang Juni beim Vermögensverwalter DCP Client Partner das Ruder übernommen. Schon in den ersten zwei Wochen zeigte sie, wohin die Reise führen soll.

Cindy Eicher wird CEO bei DCP Client Partner. Das Zürcher Investment-Haus ist schon seit 20 Jahren am Markt. Allerdings hat man es bis dato verpasst, sich als wichtige Adresse auf dem Finanzplatz Schweiz zu etablieren

Eicher hatte das Team deshalb schon mal vorsorglich darauf eingestimmt, dass die Meldung über ihre Anstellung wahrscheinlich keine grossen Wellen werfen würde. «Wer zu grosse Erwartungen hegt, wird nur enttäuscht. Und für Enttäuschungen haben wir keine Zeit», sagt sie beim Treffen mit finews.ch.

Verwaltete Vermögen verdoppeln

Doch es kam anders. Die Nachricht sorgte für einiges Aufsehen. Doch Eichers Verhalten sagt einiges über ihre Ambitionen aus: Die frühere Bankerin drängt vorwärts, sie will das Investment-Haus bekannter und einflussreicher machen. Dazu strebt sie eine Verdopplung der verwalteten Vermögen (AuM) an.

Heute belaufen sich die Kundengelder auf rund 2 Milliarden Franken. Fünf Jahre gibt sie sich dazu Zeit. «Das habe ich so mit den Eigentümern vereinbart», verrät sie im Gespräch. Seit 2022 gehört DCP Client Partner zu Quaestor Coach, einer in Zug ansässigen Privatmarkt-Investorin mit holländischem Background.

Schwach im Marketing

DCP Client Partner ist im Geschäft mit vermögenden Privatpersonen und institutionellen Anlegern spezialisiert auf Nischengeschäfte mit regelmässigen Erträgen, auf hybride Anleihen sowie auf Aktien plus Optionen. «Unsere Voraussetzungen sind ideal», sagt sie. Hybride Anleihen könnten insbesondere für Privatbanken eine attraktive Alternative zum klassischen Zinsgeschäft sein.

«Wir haben hier in Zürich ein Team, das mit grosser Leidenschaft seinem Beruf nachgeht und bemüht ist, das Optimum für die Kunden herauszuholen», erklärt sie. Nur das Marketing sei nicht so deren Sache gewesen.

«DCP Client Partner wuchs zwar in all den Jahren beständig, aber eher langsam, weil ganz einfach kein Marketing betrieben wurde», stellt sie fest. Dies will Eicher nun rasch ändern.

Lehrreiche Jahre bei J.P. Morgan

Wie das geht, weiss sie genau. Sie hat Ähnliches in der Vergangenheit schon beim US-Finanzriesen J.P. Morgan als Leiterin der Zürcher-Niederlassung geleistet. «Ich liebe solche Herausforderungen», sagt sie. Aus diesem Grund hat sie auch beschlossen, ihr Angestelltendasein aufzugeben.

«Ich wollte unbedingt mal selbst als Unternehmerin tätig sein», erklärt sie. Sie sei eine Team-Playerin, das sei ihr in den vergangenen zwei Jahren als Selbständigerwerbende immer wieder bewusst geworden. Eicher schätzt diese Erfahrung und bringt nun bei DCP Client Partner entsprechend viel Know-how ein.

Büro in der Rhonestadt geplant

Eine Verdoppelung der verwalteten Vermögen innert fünf Jahren – Eicher weiss, dass dieses Ziel ohne Kooperationen und Übernahmen nur sehr schwer zu erreichen ist. Deshalb will sie noch diesen Herbst ein Büro in Genf eröffnen. Einen Leiter mit internationaler Expertise (London und Hongkong) hat sie bereits gefunden. «Ich hoffe, wir können seinen Namen schon bald vermelden», sagt sie.

Eicher verspricht sich viel vom Westschweizer Markt. In der Romandie, sagt sie, sei die Bereitschaft, neue Finanzprodukte auszuprobieren grösser als in der Deutschschweiz.

Zuerst nur auf Mandatsbasis

Daneben hat sie begonnen, Gespräche mit Privatbanken und Multi-Family-Offices bezüglich Kooperation zu führen. Einige Kontakte befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. «Wir sind sanft am Austesten», sagt Eicher. Gleichzeitig wird auch die Nähe zu Versicherern gesucht.

Der Start ist geglückt. Doch der Weg ist noch lang. Und ein Sololauf wird es nicht. – dessen ist sie sich bewusst. Eicher hat sich aus diesem Grund auch Zeit gelassen, zuzusagen, als sie angefragt wurde. Man einigte sich, dass sie sich zuerst auf Mandatsbasis mit ihrem neuen Umfeld vertraut machen kann.

Gewissheit vom Team gewünscht

«Ich wollte Gewissheit haben, dass sich das Team mit mir auf diesen Weg machen will», erklärt sie. Nach wenigen Monaten nahm sie dieses Vertrauen wahr und unterschrieb als CEO. «Es ist viel besser, als ich mir das vorgestellt habe. Es ist eine Begeisterung zu spüren. Es macht einfach Spass», sagt sie.