Die beiden ehemaligen CS-Bankerinnen Luba Schöning und Tonia Zimmerman treiben das Fintech-Start-up Umushroom aus Zürich voran. Ihr Ziel: die Anlageberatung mit einer nutzerzentrierten digitalen Plattform für bessere Finanzbildung zu revolutionieren. Nun haben sie einen wichtigen Schritt vorwärts getan.

Ihre Operationsbasis haben Luba Schönig und Tonia Zimmermann in einer ehemaligen Fabrikhalle im Zürcher Kreis 5, in kurzer Gehdistanz zur Hardbrücke, aufgeschlagen. Hier arbeiten die beiden Gründerinnen des Fintech-Start-Ups Umushroom mit ihren knapp zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Schweiz.

Sie sind vor vier Jahren angetreten, um «die Anlageberatung neu zu definieren», wie finews.ch seinerzeit schrieb. Umushroom widmet sich dem Aufbau eines digitalen Marktplatzes, auf dem sich eine «Community» von Nutzerinnen und Nutzern über Investments informieren und sich in Sachen Geldanlage bilden kann.

Zum Zeitpunkt der Gründung blickten die beiden Gründerinnen auf lange und erfolgreiche Karrieren im Banking zurück.

Hintergrund und Karrierewege

Nach einem Studium in BWL und Finanzwirtschaft an der Universität Fribourg und Doktorat in Zürich war Luba Schönig zwei Jahre lang bei Lehman Brothers in der Konstruktion und im Verkauf von strukturierten Produkten tätig. Später stiess sie zur Credit Suisse, wo sie ebenfalls im Struki-Bereich arbeitete.

Von 2010 bis 2014 war sie bei Solution Partners für «UHNWI Investment Solutions» für die Märkte Osteuropa, Russland und Israel verantwortlich, und direkt vor der Selbständigkeit bei der Bank Julius Bär im Bereich der Beratung besonders vermögender Kunden.

Die Karriere von Tonia Zimmermann verlief parallel: Nach dem Studium der Volkswirtschaft und Finanzmärkte an der Universität St. Gallen (HSG) war sie bei J.P. Morgan und Goldman Sachs in der Strukturierung und im Verkauf von Derivaten tätig. Später wechselte sie zur Credit Suisse.

Dort hatte sie führende Positionen im Bereich «Strukturierte Produkte und Anlagefonds» inne und lernte Luba Schönig kennen. Von 2016 bis 2020 wechselte sie ebenfalls auf die Beratungsseite als «Head Premium Clients Advisory & Sales».

Geburt der Umushroom-Plattform

Rückblickend sei es erstaunlich, wie wenig sie direkt nach dem Studium von der Praxis des Anlegens verstanden hätten, sagen die beiden Gründerinnen. «Wir wussten zwar genau, wie man Optionen berechnet - aber nicht, wie man eigentlich anlegt», erklärt Tonia Zimmermann. Und wenn es sogar ihnen als Ökonominnen mit akademischen Weihen so ergangen sei, dann würde eine Mehrheit der Menschen erst recht nicht mit dem Handwerk des Geldanlegens vertraut sein.

Das ist auch die Marktlücke, in der Umushroom tätig ist. Auf der Plattform möchte Umushroom die Werkzeuge bereitstellen, mit denen jedermann «sein eigener Anlageberater werden kann».

«Wir haben beide umfangreiche Erfahrungen in der Produktion, der Selektion und in der Baratung von Finanzprodukten», resümiert Luba Schönig den Werdegang der beiden Unternehmerinnen vor der Umushroom-Gründung. Dieses Wissen und diese Erfahrungen flössen in die Ausgestaltung der Plattform ein.

Vom Geschäftsmodell her funktioniert das Unternehmen, erklärt Tonia Zimmermann, wie eine Art LinkedIn für Leute, die fit werden wollen für die Geldanlage. «Wir bedienen zwei Märkte: Die Anbieter von Anlageprodukten, die ihre Produkte gegenüber der Anlegerschaft vermarkten möchten und die Privatpersonen, die etwas über das Anlegen lernen wollen, um die Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen.»

Wie sehen die bisherigen Erfahrungen aus? Was die Wertpapiere anbelangt, sagen die beiden Gründerinnen, seien sie gut unterwegs: Auf der Plattform findet man Informationen zu allen jeweils zugelassenen ETFs und Anlagefonds, sowie rund 5’000 Aktien und 200 Kryptowährungen.

«Unabhängigkeit ist für uns zentral»

Für die reine Platzierung der Produkte verlangt Umushroom kein Geld. «Wir wollen, dass alle Produkte sichtbar sind und Unabhängigkeit ist für uns zentral,» sagt Luba Schönig. Umushroom hat aber Verträge mit verschieden Asset Managern, die proaktiv ihre Produkte unter der Anlegerschaft bekannt machen möchten. Dazu zählen unter anderem Namen wie Invesco, Robeco, Bellevue und Amundi.

Wachstumsstrategie

Auf der B2C-Seite, sagt Tonia Zimmermann, habe Umushroom bislang rund 7’000 Userinnen und User versammelt. Die Zahl sei täglich wachsend und die im Frühjahr gestarteten Ausbildungsprogramme stiessen auf ein grosses Interesse. «Das Abo für 9.90 Franken pro Monat richtet sich an ein jüngeres Publikum, welches sich selbständig Anlagewissen aneignen möchte. Das teurere Ausbildungsprogramm für 333 Franken pro Monat ist ein sehr interaktives Programm, welches praxisorientiert Finanzwissen vermittelt, um sich um die eigenen Finanzen zu kümmern», führt Tonia Zimmermann aus.

Die Unternehmung generiere inzwischen solide Einnahmen, sei aber noch nicht break-even. Nachdem die Gründerinnen die ersten zwei Jahre selbst finanziert hatten, ist seit zwei Jahren ein Lead Investor mit an Bord.

Umushroom operiere mit klaren Wachstumszielen. Die Prioritäten lägen in der Steigerung der Nutzerzahlen und der weiteren Etablierung in der DACH-Region (finews.ch berichtete).