Die Genfer Privatbank überrascht mit einem späten Abschied von der russischen Kapitale. Was für Cramer der Ausschlag gegeben hat.
Die Genfer Banque Cramer schliesst ihr Moskauer Büro. Dies bestätigte die Genfer Privatbank der Agentur «AWP»; die Betriebsbewilligung für die Repräsentanz wird Anfang Februar auslaufen. Das Institut hat sich entschieden, bei der russischen Zentralbank nicht um eine Verlängerung zu ersuchen.
Cramer hatte das Büro vor fünf Jahren eröffnet und dieses zuletzt mit drei Mitarbeitenden betrieben; diese kümmern sich darum, Dienstleistungen der Schweizer Bank der lokalen Kundschaft anzubieten.
Die Grossen des Metiers sind längst weg
Gegenüber der Agentur begründete das Institut den Rückzug aus Moskau mit dem Sanktionsregime, das auch in der Schweiz seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 Anwendung findet. Dieses habe zu erheblichen Einschränkungen bei der Bedienung von russischen Inlandkunden geführt. Cramer wende, so wurde weiter bedeteuert, die geltenden Sanktionen strikt an.
Dennoch muss das lange Ausharren der kleinen Privatbank in der russischen Kapitale überraschen: Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse hatten dort noch im Jahr 2022 ihre Niederlassungen geschlossen. Die Privatbank Julius Bär entschloss sich Medienberichten zufolge vergangenen Sommer, auf das Geschäft mit in Russland domizilierten Personen zu verzichten. Das Zürcher Investmenthaus Vontobel ist gar so weit gegangen, überhaupt keine Kundinnen und Kunden mit «Russland-Konnex» mehr zu bedienen.
Einst ein Milliarden-Business
Laut Schätzungen der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) lagerten vor dem Ukraine-Krieg rund 200 Milliarden Franken an Vermögenswerten von russischen Kunden bei Schweizer Banken; das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat seither 7,7 Milliarden Franken an Vermögen in Zusammenhang mit den Russland-Sanktionen blockiert.