Die britische Fondsfirma Liontrust wollte die krisengeschüttelte Schweizer Konkurrentin GAM kaufen und stabilisieren. Nach der gescheiterten Übernahme hat das Unternehmen jetzt selber an mehreren Fronten zu kämpfen.
Ende Monat erleidet Liontrust Asset Management eine weitere Schmach: Die Titel des börsenkotierten Fondshauses werden an der britischen Börse LSE aus dem FTSE 250 Index entfernt. Dies, nachdem sie im Jahresverlauf mehr als die Hälfte ihres Werts eingebüsst haben.
Geplatzter Deal
Damit endet für den einstigen «Highflyer» unter den britischen Fondsanbietern ein Jahr des Schreckens. Hierzulande hatte das Unternehmen unter CEO John Ions versucht, die krisengeschüttelte Konkurrentin GAM zu übernehmen. Doch seine Vorwärtsstrategie, wonach Liontrust dank den GAM-Vermögen einen Wachstumssprung hingelegt sowie das weltweite Vertriebsnetz der Schweizer geerbt hätte, ging nicht auf.
Stattdessen gelang es einer Investoren-Allianz um die Westschweizer Firmen NewGAMe und Bruellan, eine Mehrheit am Fondshaus zu übernehmen. Seither haben sich die neuen Eigner an die Restrukturierung von GAM gemacht.
Milliardenschwere Abflüsse
In einem Artikel betrachtet nun die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) die Ära Ions bei Liontrust kritisch. Seit dieser im Jahr 2010 zum Geschäftsführer ernannt wurde, hat er eine Akquisitionswelle gestartet und innerhalb von zwölf Jahren sieben Unternehmen gekauft. Diese Bemühungen hätten jedoch gemischte Resultate gezeitigt, so der Bericht.
Und wegen der Schlappe mit GAM sei jetzt für den CEO die «härteste» Phase seiner Amtszeit angebrochen, zitierte das Blatt Beobachter.
Auch kundenseitig steht es nicht zum Besten. Wie auch finews.ch berichtete, zogen Investoren allein im vergangenen dritten Quartal umgerechnet 1,7 Milliarden Franken an Vermögen ab. Über die ersten neun Monate besehen summieren sich die Abflüsse gar auf 8,75 Milliarden Franken. Dennoch hält Liontrust an seiner Angebotpalette fest, darunter britischen Aktien, die derzeit am Markt recht unbeliebt sind.
Abgänge im Verwaltungsrat
Wie es weiter heisst, ist es im vergangenen Frühling auch zu einem Streit im Liontrust-Verwaltungsrat gekommen, der vergangenen September zum Rücktritt von zwei Gremiumsmitgliedern führte. Laut dem Bericht besteht zudem weiterhin das Risiko, dass renommierte Fondsmanager dem Asset Manager den Rücken kehren.
Das wäre mithin das Schlimmste, was einem Fondshaus passieren kann. Immerhin, soweit ist es noch nicht.