Das britische Fondshaus hat mit seinem gescheiterten Übernahmegebot für die Schweizer Konkurrentin GAM eine böse Schlappe erlitten. Jetzt zeigt sich, dass die Briten auch im eigenen Geschäft zu kämpfen haben.
Während die Übernahmeschlacht um den in Zürich beheimateten Asset Manager GAM tobte, hatte Liontrust noch eine zweite Front offen. Wie ein bei der Londoner Börse LSE eingereichter Bericht zum abgelaufenen Quartal zeigt, verzeichnete die britische Fondsfirma in den drei Monaten bis zum 30. September Vermögensbflüsse in Höhe von 1,6 Milliarden Pfund, umgerechnet gut 1,7 Milliarden Franken.
Insgesamt sank das verwaltete Vermögen um mehr als 6 Prozent auf 27,7 Milliarden Pfund am Ende des Quartals und ging bis zum 12. Oktober weiter auf 27,5 Milliarden Pfund zurück, das sind knapp 30 Milliarden Franken. Der Substanzschwund dürfte sich entsprechend auf die Erträge des Asset Managers auswirken. Bereits 2022 hatte das Unternehmen weniger verdient und an Volumen eingebüsst.
Investorenallianz hat gesiegt
In der Folge hat Liontrust nicht nur den Spott für das unterlegene Gebot für GAM, sondern auch noch den Schaden im eigenen Geschäft. Wie auch finews.ch berichtete, hatte Liontrust eigene Aktien im Gegenwert von 104 Millionen Franken für die Übernahme des Schweizer Fondshauses angeboten, damit aber bis Ende vergangenen August die GAM-Aktionäre nicht zu überzeugen vermocht.
Anfang September entschied die Schweizerische Übernahmekommission, dass das Gegengebot der Investoren-Allianz um die Firmen Newgame und Bruellan für bis zu 28 Millionen GAM-Aktien mit den schweizerischen Übernahmevorschriften vereinbar sei. Damit siegte jene Seite auf der ganzen Linie und hat sich seither an die Restrukturierung von GAM gemacht. Am (morgigen) Donnerstag wird das Fondshaus einen Zwischenbericht zum Geschäftsgang veröffentlichen.
Börsenwert halbiert
Bei Liontrust steht CEO John Ions vor einem Scherbenhaufen. Seine Vorwärtsstrategie, wonach Liontrust dank den GAM-Vermögen einen Wachstumssprung hingelegt sowie das weltweite Vertriebsnetz der Schweizer geerbt hätte, ist nicht aufgegangen. Er muss nun befürchten, dass «seine» Aktionäre darauf nochmals ungnädig reagieren. Sie blicken bereits auf einen Kurs, der sich seit Jahresbeginn halbiert hat.