Innert 24 Stunden hat die amerikanische Börsenaufsicht zwei der weltweit grössten Kryptobörsen angeklagt: Zuerst Binance und nun auch Coinbase. In der Schweizer Szene steigt die Nervosität.
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat am heutigen Dienstag eine Klage gegen Coinbase eingereicht, die grösste US-Kryptobörse und -Brokerin. Am gestrigen Montag hatte die Behörde bereits die weltgrösste Kryptobörse Binance unter anderem des Betrugs bezichtigt, wie auch finews.ch berichtete.
Coinbase wird vorgeworfen, nicht bei der Wertpapieraufsicht registriert zu sein und damit illegal Wertpapiere in den USA anzubieten.
Verbreitete Token als Wertschriften behandelt
Der Doppelschlag gegen führende Exponenten der weltweiten Kryptoszene kommt nicht ganz unerwartet, hat aber dennoch Schockwellen ausgelöst, die bis ins Schweizer «Crypto Valley» spürbar sind. Wer amerikanische Gegenparteien hat oder ohne Wertpapierhandels-Lizenzen operiert, sieht sich nun grossen Unsicherheiten ausgesetzt, wie es in der Branche heisst.
Die SEC hat zudem klargemacht, dass sie weit verbreitete digitale Token und Coins wie Solana, Cardano, Polygon, Filecoin, Sand (Sandbox), Axie Infinity, Chiliz, Flow, ICP-Coin, Near, Voyager, Dash und Nexo in der Klage gegen Coinbase als Wertschriften behandelt.
Das wiederum hat unberechenbare Implikationen für Investoren weltweit, welche diese digitalen Assets halten.
Ebenfalls für Verunsicherung sorgt, dass sich die US-Behörde ausgerechnet Coinbase vorknöpft: Als in den USA niedergelassenes Unternehmen, das noch dazu kotiert ist, ist die Börsenbetreiberin um ein Vielfaches transparenter als die am Montag eingeklagte Branchenführerin Binance. Von letzterer ist nicht einmal ein offizieller Hauptsitz bekannt.
«Man kann die Regeln nicht einfach ignorieren»
Doch die SEC ist nun offensichtlich gewillt, auch an den «Good Guys» der Branche ein Exempel zu statuieren. Mit der Klage geht die Börsenaufsicht unter ihrem Vorsitzenden Gary Gensler damit den finalen Schritt, um digitale Anlagen und den damit operierenden Akteuren die etablierten Wertpapiervorschriften überzustülpen.
Auf diese Weise, hofft die Behörde, lassen sich Anleger künftig vor kriminellen Aktivitäten wie jenen bei der Ende 2022 untergegangenen Kryptobörse FTX schützen.
Vor diesem Hintergrund war die Feststellung eines SEC-Beamten in der Mitteilung vom Dienstag wohl nicht nur auf Coinbase gemünzt, sondern an die gesamte Kryptoszene adressiert: «Man kann die Regeln nicht einfach ignorieren, weil man sie nicht mag oder weil man andere vorzieht. Die Folgen für die Anleger sind viel zu gross.»