Trotz Rückschlägen werden Fintechs ihren Siegeszug fortsetzen. Dafür spricht auch die erfolgreiche Finanzierungsrunde beim Schweizer Fintech Teylor. Vor allem im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen liegt noch viel Potenzial brach.

Fintechs haben mit ihren Innovationen die Art und Weise, wie wir leben, in einem unglaublichen Tempo verändert. In einer zunehmend bargeldlosen Gesellschaft haben sie Apps und Plattformen entwickelt, die dabei helfen, Finanzen besser zu verstehen und zu verwalten. Wenn Konsumenten heute von Fintechs sprechen, denken sie an Kryptowährungen, Startup-Banken, Crowdfunding und vieles mehr.

Wie sehr Fintechs die Welt der Finanzen auf den Kopf stellen, zeigt auch der Erfolg des Zürcher Jungunternehmens Teylor. Es hat einen dreistelligen Millionenbetrag eingesammelt, wie finews.ch am Donnerstag berichtete.

Mit 275 Millionen Euro frischem Kapital kann das Startup sein rasantes Wachstum fortsetzen und die Finanzierungsbedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit einer Vielzahl von Kreditprodukten über die Teylor-Kreditplattform abdecken.

Dynamisch, aber noch vergleichsweise klein

Generell bauen Fintech-Unternehmen ihre Präsenz in allen Ländern weiter aus und eröffnen finanzielle Horizonte in vielen Bereichen. Allerdings macht dieser dynamisch wachsende Sektor derzeit nur 2 Prozent des weltweiten Finanzdienstleistungsumsatzes aus.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat jedoch nach wie vor keine oder zu wenige Bankdienstleistungen, und die Finanztechnologie erschliesst weiterhin in Sprüngen neue Anwendungsfälle.

Bis 2030 werden Fintechs daher einen geschätzten Jahresumsatz von 1,5 Billionen Dollar erreichen und damit fast 25 Prozent aller weltweiten Bankbewertungen ausmachen, wie die Unternehmensberatung Boston Consulting kürzlich in einer Studie prognostizierte.

Grösseres Stück vom Kuchen

Der 12,5 Billionen Dollar schwere Finanzdienstleistungssektor teilt sich derzeit zu etwa gleichen Teilen auf Banken und Versicherungen auf. Im Jahr 2030 sollen die weltweiten Erträge von Banken und Versicherungen 21,9 Billionen Dollar erreichen. Dies entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 6 Prozent pro Jahr ab 2021.

Fintechs werden einen bedeutenden und zunehmenden Anteil an diesem Wachstum haben. Ihr jährlicher Umsatz wird sich bis 2030 voraussichtlich mehr als versechsfachen. Die Umsätze von Fintechs im Bankensektor – Kredite, Einlagen, Zahlungsverkehr sowie Handel und Investitionen – dürften voraussichtlich von 4 auf 13 Prozent der Einnahmequellen des Bankensektors steigen. Der Marktanteil von Insuretechs soll von 0,3 auf 2 Prozent wachsen.

«Bitte anschnallen»

Trotz des Rückschlags im vergangenen Jahr bleiben Fintechs eine treibende Kraft, die auch in den kommenden Jahren die Finanzlandschaft umpflügen wird. «Bitte anschnallen – die Reise der Fintechs hat gerade erst begonnen», kommentiert dazu BCG.

Während der Zahlungsverkehr die letzte Fintech-Ära dominierte, gehen die Experten davon aus, dass B2b (für kleine Unternehmen) und B2B2X (B2B für jeden Nutzer) die nächste anführen werden. Vor allem das Segment der Fintechs, die sich wie das Zürcher Unternehmen Teylor an KMU richten, weist ein enormes Wachstumspotenzial auf. Bei weltweit über 400 Millionen KMU ist dies ein unterversorgtes Segment.

Bei den KMU spielt die Musik

Fintechs, die im B2b-Bereich tätig sind, haben viel Raum für Innovationen, zumal der jährliche ungedeckte Kreditbedarf der KMU weltweit auf 5 Billionen Dollar geschätzt wird. Die B2b-Fintech-Umsätze werden laut BCG bis 2030 mit durchschnittlich 32 Prozent auf ein Marktvolumen von 285 Milliarden Dollar wachsen.

Angesichts dieser Aussichten ist es kaum verwunderlich, dass internationale Finanzgrössen wie Barclays und M&G Investments zusammen mit anderen Investoren bei Teylor eine der bis dato grössten Finanzierungen im europäischen Private-Debt-Markt für alternative Finanzierungen und in der Fintech-Branche abgeschlossen haben.