Weil die Credit-Suisse-Verantwortlichen in der Vergangenheit nur sehr halbherzig mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht zusammenarbeiteten, will die Behörde nun die entsprechenden Manager zur Rechenschaft ziehen, wie die Finma-Präsidentin Marlene Amstad am Wochenend ein einem Interview ankündigte.
Die Credit Suisse (CS) sei an den «vielen Skandalen und an Fehlentscheiden des Managements» gescheitert, sagte Marlene Amstadt, Präsidentin der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) am Wochenende in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Ihre Behörde habe schon sehr früh bei der Bank interveniert und zahlreiche Verfahren eingeleitet. Die Bank habe aber mangelhaft kooperiert und sich geweigert, die nötigen Konsequenzen zu ziehen.
Die Finma prüft nun, die CS-Spitze zur Rechenschaft zu ziehen: «Wir loten die entsprechenden Möglichkeiten aus», sagte Amstad. Um künftig ähnliche Fälle zu verhindern, fordert sie zusätzliche Zwangsmittel: die Möglichkeit, Bussen zu verteilen, sowie die Verhängung von Zwangsmassnahmen gegen fehlbare Manager. «Im Bereich der Verantwortlichkeit einzelner Entscheidungsträger zeigt sich, dass es Lücken gibt, die zu schliessen sind», so Amstad.
Sergio Ermotti war im Gespräch
Die Misswirtschaft bei der CS halte bereits seit Jahren an. Ohne Namen zu nennen, macht Amstad damit klar, dass der Niedergang in der Ära von Urs Rohner und Tidjane Thiam eingeleitet wurde. Die Fusion mit der UBS sei die beste Option gewesen. Den Partner habe die CS am Schluss selber gewählt: «Wir sagten der CS nicht, wen sie anrufen soll. Als privates Unternehmen war das ihre Entscheidung», erklärt Amstad
Eine Rekonstruktion der Ereignisse zeigt, dass sich die CS bis zuletzt mit allen Mitteln gegen ihr Ende wehrte. Sie will mit etlichen Vorschlägen an die Finma gelangt sein, wie die Bank das Vertrauen der Märkte und Kunden hätte zurückgewinnen können. Die Aufsicht habe diese abgelehnt. Am Ende soll die Credit Suisse selbst eine Verstaatlichung vorgezogen haben. Als deren CEO war gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti vorgesehen.